Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jupiter

Jupiter

Titel: Jupiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bova Ben
Vom Netzwerk:
blickende blonde Walküre, die links neben Grant saß. Sie lächelte, als verursachte es ihr Gesichtsschmerzen. »Ursula ist eine unserer besten Computerfachleute. Wenn Sie ein Problem mit einer Simulation, einer Analyse oder der Anlage eines Programms haben, gehen Sie zu ihr.«
    Sie nickte nüchtern. »Das erzählt er so vielen, dass ich ständig von Arbeit überschwemmt bin.«
    Bevor Grant etwas sagen konnte, wandte Karlstad sich zu der anderen Frau, einer kleinen Asiatin mit einem Gesicht, das rund und flach wie eine Pfanne war. »Tamiko Hideshi, Doktor der Physikochemie.«
    »Kommen Sie zu mir«, sagte Hideshi mit einem Funkeln in ihren dunklen Augen, »wenn Sie ein Problem haben, die Chemie in Europas Ozean zu verstehen.«
    Alle am Tisch lachten, ausgenommen Grant.
    »Ich fürchte, ich verstehe den Scherz nicht«, gab er zu.
    Hideshi berührte beschwichtigend seinen Arm. »Der Scherz ist, dass niemand die Chemie versteht, die unter diesem verdammten Eis vorgeht. Seit mehr als zehn Jahren planschen sie dort herum, nachdem sie vorher dreißig Jahre lang automatische Sonden hinuntergeschickt haben, aber die Komplexität entzieht sich noch immer einer Erklärung.«
    »Oh«, murmelte Grant. »Ich verstehe.«
    »Ich wünschte ich verstünde es«, erwiderte Hideshi kläglich.
    »Dieser große Schlägertyp hier«, fuhr Karlstad fort und zeigte mit dem Daumen auf den Schwarzen, »ist Zareb Muzorawa. Flüssigkeitsdynamik.«
    »Meine Freunde nennen mich Zeb«, sagte Muzorawa in bedächtigem Ton.
    Nach seiner äußeren Erscheinung – athletische Gestalt, kahl geschorener Kopf, dünner Kinnbart und tiefbraune, rotgeränderte Augen – erwartete Grant eine löwenhaft tiefe, polternde Stimme. Stattdessen kam sie hell und leise heraus, beinahe liebenswürdig trotz seiner ernsten Haltung. Dann lächelte er, und alle Wildheit seines Gesichts löste sich in warme Freundlichkeit auf.
    Muzorawa trug einen bequemen weichen Rollkragenpullover. Grant sah, dass er schwarzlederne Leggings mit Metallknöpfen an den Außennähten anhatte, wie er sie schon bei Lane O’Hara bemerkt hatte. Neumanns ärmellose Bluse war tief genug ausgeschnitten, um zu zeigen, wie üppig sie gebaut war. Hideshi hingegen steckte in einem verschlissenen olivgrünen Overall mit ausgefransten Ärmeln.
    Grant sagte: »Ich bin sehr erfreut, Sie alle kennen zu lernen.« Darauf machte er sich über seinen Salat her, aber Hideshi unterbrach ihn.
    »Was ist Ihre Disziplin?«
    »Ich studiere Astrophysik.«
    »Astrophysik?«
    Grant nickte. »Mein Spezialgebiet ist der Sternenkollaps. Supernovae, Pulsare, Schwarze Löcher… solche Dinge.«
    »Was, in aller Welt, tun Sie dann hier?«, fragte Neumann.
    »Warum hat Dr. Wo Sie ausgewählt?«, ergänzte Karlstad.
    Grant konnte nur die Achseln zucken. »Ich leiste meine allgemeine Dienstpflicht ab. Ich glaube nicht, dass Dr. Wo gerade mich angefordert hat. Ich denke, dass ich bloß hier bin, weil man beim Personalamt glaubte, als Student der Astronomie würde ich hier schon richtig sein.«
    Karlstad nickte. »Bloß ein Lückenbüßer, wie?«
    Aber Muzorawa wollte davon nichts wissen. »Das glaube ich nicht. Der Direktor ist in der Auswahl seines Personals immer sehr sorgfältig. Sehr genau. Niemand kommt in diese Station, wenn er nicht gerade diese Person will.«
    Grant wusste, dass das nicht stimmte. Er war hierher geschickt worden, um Dr. Wo und die anderen Wissenschaftler zu bespitzeln. Vielleicht, ging es ihm durch den Kopf, argwöhnte Wo bereits, dass er ein Spion war. Das würde sein gereiztes Verhalten erklären.
    Neumann runzelte besorgt die Stirn. »Nun, für einen Astrophysiker gibt es hier keine Arbeit, das ist sicher.«
    Grant blickte in die Tischrunde: Biophysik, Computertechnik, Physikochemie und Flüssigkeitsdynamik. Er fragte sich, was das alles miteinander zu tun hatte. »Was«, erkundigte er sich, »ist denn die Arbeit, die Sie hier tun?«
    »Ursula und ich unterstützen die mit der Untersuchung der Galileischen Monde beschäftigten Arbeitsgruppen.«
    Er wandte sich zu Muzorawa. »Und Sie?«
    Der andere blickte zur Decke auf, dann antwortete er zurückhaltend: »Ich gehöre zu einer anderen Gruppe, die sich mit Jupiter beschäftigt.«
    »Dem Planeten selbst, nicht seinen Monden?«
    »Richtig.«
    »Flüssigkeitsdynamik«, sagte Grant nachdenklich. »Dann müssen Sie die Atmosphäre studieren. Die Wolken…«
    »Und die Lebensformen«, warf Karlstad ein.
    »Diese großen, treibenden Ballone«, sagte Grant.

Weitere Kostenlose Bücher