Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jupiter

Jupiter

Titel: Jupiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bova Ben
Vom Netzwerk:
Nahrungsaufnahme öffneten und schlossen, öffneten und schlossen.
    Menschliche Sinne mochten Leviathan als überwältigend groß empfinden, ein Wesen, neben dem sich alle Wale der Erde zwergenhaft ausnahmen, das größer war als eine ganze Herde von Blauwalen. Doch in den ungeheuren Weiten und Tiefen des Jupiterozeans war Leviathan bloß einer von vielen, etwas größer als manche, beträchtlich kleiner als die Ältesten seiner Art.
    In dieser schwarzen, heißen und tiefen See gab es Gefahren. Glitt er in den aufsteigenden Strömungen auf der Suche nach reichhaltigerer Nahrung zu hoch, wurden die Wasser zu dünn und kalt; Leviathans Gliederteile würden sich unfreiwillig voneinander lösen, ihren Zusammenhalt verlieren und sich niemals wieder zusammenfügen. Und wenn sie in eine der gefährlichen Abwärtsströmungen dieser kalten Wasser gerieten, würde die aus dem unteren Abgrund aufsteigende Hitze die Gliederteile töten, bevor sie sich zerstreuen und das Weite suchen konnten.
    So war es am besten, hier in der Welt der Fülle und Symmetrie zwischen dem unteren und dem oberen Abgrund zu schwimmen, wo die Nahrung ständig von der kalten Wildnis der Höhe abwärts sank und die Wärme aus den Tiefen das Leben erträglich machte.
    Räuber schwärmten durch Leviathans Ozean: schnelle und gefräßige Reißer, die sich auf Leviathans Art stürzten und ihre äußeren Mitglieder und Gliederteile verschlangen. Es gab sogar Fälle, wo die Reißer bis zum Kern ihrer Beute vorgestoßen waren, die zentralen Organe zerstört und die Einheit ihres Opfers für immer zerstört hatten. Die Alten hatten Leviathan gewarnt, dass die Reißer Mitglieder der Verwandtschaft angriffen, wenn sie sich von ihrer Gruppe trennten, um in Einsamkeit zu knospen. Dennoch schwamm Leviathan allein weiter, um neue Gegenden der grenzenlosen See zu erforschen.
    Leviathan erinnerte sich, wie der obere Abgrund einmal in einem gewaltigen Aufflammen tödlicher Hitze eruptiert war. Viele von Leviathans Art waren im jähen Ausbruch dieser ihrer Mitglieder verlustig gegangen. Sogar der immerwährende Regen von Nahrungsstoffen war unterbrochen worden, und Leviathan hatte zum ersten Mal in seinem Leben Hunger gelitten. Aber die Explosionen lösten sich rasch auf, und schließlich nahm das Leben wieder seinen normalen Gang.
    Auch war Leviathan vor einer anderen Art Lebewesen in der See gewarnt worden: einem Phantom, einem seltsamen Bild, das andere aus der Verwandtschaft gezeichnet hatten und das keine Ähnlichkeit mit irgendetwas hatte, was Leviathan jemals selbst wahrgenommen hatte: klein und träge und kalt, ohne Flagellenglieder und ohne eine Spur von Gemeinschaft. Es sollte nur einmal in der See erschienen und dann in den oberen Abgrund aufgestiegen und verschwunden sein.
    Die anderen hatten ihm nicht viel Beachtung geschenkt. Es war so winzig, dass man es kaum wahrnehmen konnte, doch aus irgendeinem Grund hatte die Vorstellung seiner einzigartigen Anwesenheit im ewigen Ozean ein fröstelndes Gefühl von Unbehagen durch Leviathans gesamte Vereinigung gesandt. Es war ein unnatürliches Ding gewesen, fremd und beunruhigend.
12. SKLAVENARBEIT
    In vorsichtigem Schweigen beendete Grant sein Mittagessen mit Muzorawa. Die Idee, eine bemannte Mission in den ungeheuren Ozean unter Jupiters tobende Atmosphäre zu schicken, wollte ihm nicht aus dem Kopf.
    Und es würde nicht die Erste sein, sagte er sich. Beech wusste, dass es zumindest eine bemannte Mission bereits gegeben hatte.
    Nachdem sie die Cafeteria verlassen hatten, sagte Muzorawa aufgeräumt: »Gut, mein Lieber, Sie haben jetzt die offizielle Orientierung bekommen.«
    »Und mehr als das«, sagte Grant.
    Muzorawa schüttelte den Kopf. »Nichts davon! Was ich Ihnen sagte, war strikt vertraulich, ganz unter uns. Außerdem war das meiste davon Mutmaßung.«
    Grant nickte, aber seine Gedanken waren noch immer in fieberhafter Tätigkeit. Was befürchtete er? Warum all diese Heimlichtuerei? Wenn es im jovianischen Ozean Leben gab, warum verkündete Dr. Wo es nicht wie jede andere wissenschaftliche Entdeckung? Und warum war die Neue Ethik darüber so aufgeregt?
    Die Antwort auf diese letzte Frage glaubte er zu wissen. Die Entdeckung jeder Art von außerirdischem Leben wurde als eine Bedrohung des Gottesglaubens gesehen. Jedes Mal wenn Wissenschaftler irgendwo eine neue Lebensform entdeckten, gaben einige Leute ihren Glauben auf. Atheisten krähten, dass die Bibel Unsinn sei, ein Haufen Geschreibsel von engstirnigen

Weitere Kostenlose Bücher