Jupiter
Flasche und nahm einen Schluck. Sie würgte, hustete, dann krächzte sie: »Samtig und mild« und reichte sie Ukara.
»He, Moment«, rief Karlstad. »Der Ehrengast sollte zuerst trinken.« Er brachte die Flasche wieder an sich und gab sie Grant.
Grant war so vorsichtig, dass er die Flüssigkeit kaum seine Lippen berühren ließ. Trotzdem brannte sie auf der Zungenspitze und weiter hinunter, als er den winzigen genippten Schluck in die Kehle hinab rieseln ließ. Seine Augen tränten, als er die Flasche Muzorawa gab.
Der sie an Kayla Ukara weitergab, ohne sie an die Lippen zu setzen. Natürlich, Moslem, sagte sich Grant. Alkohol ist ihnen verboten.
Karlstad, der in der Mitte des Zimmers stand, während die fünf anderen die Flasche herumgehen ließen, sagte: »Für diejenigen, die Wein nicht mögen, habe ich auch ein paar chemische Zubereitungen.«
»Etwas Hasch würde willkommen sein«, sagte Muzorawa.
Grant war völlig schockiert.
Karlstad ging wieder zu seinem Kühlschrank und sagte über die Schulter: »Devlin sagt, sein Vorrat sei aufgebraucht…«
»Red Devlin ohne Vorrat?« O’Hara sah völlig konsterniert aus.
»Wahrscheinlich will er bloß den Preis hochtreiben«, murrte Ukara.
»Was immer«, sagte Karlstad, als er Muzorawa zwei rosa Gelatinekapseln gab. »Macht nichts. Ich habe ein paar helle Burschen im biochemischen Labor, die schwören, dass dieses Zeug ein beinahe genaues Analogon der Tetrahydrocannibole sei.«
Als er Grants entsetzte Miene sah, lächelte Muzorawa. »Es ist durchaus in Ordnung, mein Freund. Diese Zubereitung ist denen, die medizinisch zum Stressabbau benutzt werden, ganz ähnlich… werden sogar von Mitgliedern der Neuen Ethik genommen.«
»Wirklich?«
Muzorawa zeigte ihm die Kapseln in der offenen Hand. »Es ist ein Beruhigungsmittel, nichts weiter. Ich glaube, in den Staaten wird es unter einer Handelsbezeichnung vermarktet: De-Tense, glaube ich.«
»Oh.«
»Obwohl diese Kapseln wahrscheinlich eine höhere Konzentration der aktiven Bestandteile enthalten.« Damit steckte Muzorawa die Kapseln in den Mund und schluckte sie trocken hinunter.
Grant wünschte, er hätte etwas Fruchtsaft, fühlte sich aber zu eingeschüchtert, um Karlstad danach zu fragen. Stattdessen gab er vor, von dem Gebräu zu schlucken, als die Flasche wieder bei ihm anlangte, und beobachtete, wie die wirklichen Trinker lauter und fröhlicher wurden.
Nach mehreren Runden war die Flasche leer. Karlstad zeigte zum Kühlschrank. »Bedienen Sie sich, Herrschaften«, sagte er. Seine Sprache begann undeutlich zu werden. »Mi refrigerador es tu refrigerador.« Er runzelte einen Moment angestrengt die Stirn. »Oder muss es esta heißen?«
Das löste eine ausgelassene Diskussion über die spanische Sprache aus, und aus dieser entwickelte sich bald ein Streit über den Zauber Barcelonas gegenüber den Attraktionen von Paris. Dann brachte jemand Rom zur Sprache.
»Kairo«, murmelte Muzorawa träumerisch. »Keiner von Ihnen ist in Kairo gewesen?«
»Dieses Pestloch?«, sagte Hideshi. »Übervölkert und schmutzig.«
Muzorawa legte den Kopf an die Wand zurück und erwiderte lächelnd: »Dieses übervölkerte und schmutzige Pestloch hat die großartigsten Bauwerke der Welt gleich auf der anderen Seite des Flusses.«
»Die Pyramiden«, sagte O’Hara.
»Und die Sphinx. Und weiter flussauf das Tal der Könige.«
»Und Hatschepsuts Mausoleum. Eines der schönsten Bauwerke des Altertums.«
»Haben Sie es gesehen?«, fragte Muzorawa.
O’Hara schüttelte den Kopf. »Nur in virtueller Realität. Aber es ist wahrhaft großartig und eindrucksvoll.«
O’Hara hatte ihr aufgestecktes Haar gelöst und ließ es in einer kastanienbraunen Kaskade über eine Schulter beinahe bis zur Hüfte fallen. Aber sie war jetzt in ein Gespräch mit Muzorawa vertieft. Auch die anderen redeten alle untereinander, Karlstad und die zwei anderen Frauen saßen auf der anderen Seite an sein Bett gelehnt und diskutierten lebhaft über dies und jenes. Grant war vollständig ausgeschlossen. Feiner Ehrengast, dachte er. Sein Mund war trocken, also stand er auf und ging zum Kühlschrank. Bis auf eine kleine Plastikdose, die drei weitere Kapseln enthielt, und den grünlich verschimmelten Rest eines Brotweckens war er leer.
Grant fühlte sich auf einmal müde und gelangweilt. Unter einer Feier hatte er sich etwas Lustigeres vorgestellt. Ich werde in mein Quartier gehen und Marjorie eine Botschaft senden, dachte er.
Er durchquerte den Raum und
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