Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jupiter

Jupiter

Titel: Jupiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bova Ben
Vom Netzwerk:
finden bin.« Er schlenderte durch den halbdunklen Korridor davon und pfiff eine Melodie, die Grant nicht kannte.
    Dr. Wo sollte ihn nicht in dieser Station bleiben lassen, sagte sich Grant. Was er verkauft, ist schlecht, sündhaft. Trotzdem fragte er sich, wie Sex in virtueller Realität sein würde. Wäre es wirklich eine Sünde? Vielleicht wenn er sich selbst mit Marjorie vorstellen könnte…
    *
    Grant verbrachte beinahe alle wachen Stunden im Labor für Flüssigkeitsdynamik und arbeitete in verbissener Hartnäckigkeit an einer detaillierten Karte der turbulenten ozeanischen Strömungen, beruhend auf den spärlichen Daten von den unbemannten Sonden. Das Lehrmaterial, das von der Universität Kairo geschickt worden war, blieb in seinem Computer, unberührt und unbeachtet.
    Eines Spätnachmittags kam Karlstad ins Labor geschlendert, ein wissendes, überlegenes Grinsen im blassen Gesicht. Grant war allein unter den summenden Computern und den stummen Experimentiergeräten.
    »Sie haben wirklich die Neigung, einen Eremiten aus sich zu machen, Grant«, sagte er und zog den Bürosessel auf seinen Rollen vom Nebenplatz zu Grant.
    Dieser blickte von den Darstellungen auf seinem Bildschirm auf und murmelte: »Die Arbeit erledigt sich nicht von selbst.«
    »Ein Jammer, dass Sie nicht in der Biologie sind«, sagte Karlstad. »Zum Beispiel helfe ich zurzeit der Biogruppe von Callisto einige ihrer frostharten Foraminiferen in Kulturen zu züchten.«
    »Tatsächlich?« Grant wandte sich wieder dem Bildschirm zu.
    »Tatsächlich«, bestätigte Karlstad, lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Hilfreiche kleine Geschöpfe. Die Foraminiferen vermehren sich ganz von selbst in der Versuchsanlage, die ich für sie gebaut habe. Sie simuliert sehr hübsch das eisbedeckte Meer auf Callisto. Die Foraminiferen tun alle Arbeit, und ich treibe mich in der Station herum…«
    »… und hindern Leute daran, ihre Arbeit zu erledigen«, vollendete Grant den Satz.
    Karlstad gab sich verletzt. »Ist das eine Art, einen Kollegen zu behandeln?«
    »Nein, glaube, das war jetzt nicht höflich von mir.«
    »Ich bin nicht hier, um Sie an irgendetwas zu hindern. Ich bin gekommen, um Ihnen eine Lernerfahrung zu bieten.«
    »Was?«
    Karlstad beugte sich näher. »Zeb und Laynie gehen zusammen in den Tank.«
    Grant blieb der Mund offen stehen. »Was… was heißt das?«
    Karlstad lachte. »Entspannen Sie sich. Tun Sie die Augen in den Kopf zurück.«
    Grant errötete und versuchte sein Vorstellungsbild von O’Hara und Muzorawa zusammen im Delphintank zu löschen. Sie können nichts tun, sagte er sich. Sie haben beide implantierte Biochips. Trotzdem sah er sie nackt und geschmeidig durchs Wasser gleiten.
    »Sie gehen in den Simulationstank«, sagte Karlstad. Es war offensichtlich, dass er Grants unverkennbare Verblüffung genoss.
    Bevor Grant etwas erwidern konnte, ergänzte er: »Und der alte Wo geht mit ihnen hinein.«
    »In den Simulationstank«, sagte Grant dumpf.
    Karlstad nickte. »Der Test soll strikt unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden; ausgenommen sind nur die Techniker, die für die Simulation gebraucht werden.«
    Er sagte es so, dass Grant überzeugt war, Karlstad habe noch einen Trumpf im Ärmel. Und Karlstad fuhr denn auch fort: »Aber ich habe eine direkte Leitung zu den Kameras, die den Test aufzeichnen.«
    »Wirklich? Wie?«
    Der Biophysiker mahnte mit erhobener Hand zur Geduld und sagte: »Ich kann meine Quellen nicht preisgeben. Aber wenn Sie mir erlauben…«
    Er wandte sich zu dem Datenanschluss neben Grant zu und zog die Tastatur heraus. Er blies Staub von den Tasten, dann brachte er die Maschine manuell in Gang und gab eine lange, komplexe Reihe von Ziffern und Buchstaben ein. Grant beobachtete, gegen seinen Willen fasziniert, wie der Bildschirm flackernd aufleuchtete.
    Und da stand O’Hara in dem schmalen Korridor vor dem Delphintank, gekleidet in einen glatten, weißen, hautengen Tauchanzug, der im Licht glänzte, als wäre er bereits nass. Sie schienen aus einiger Höhe herabzublicken. Grant erkannte, dass sie die Ansicht von einer in die Deckenverkleidung eingebauten Kamera im Korridor empfingen.
    »Sollen wir das Bild auf den Wandbildschirm schalten?«, fragte Karlstad.
    »Und wenn jemand hereinkommt?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich werde den Bildschirm löschen, bevor sie Gelegenheit haben, sich darüber klar zu werden, was wir sehen.«
    »In Ordnung«, sagte Grant und nickte.
    Im

Weitere Kostenlose Bücher