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Jupiter

Jupiter

Titel: Jupiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bova Ben
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sah er. Er rief Karlstads Nummer, bekam aber keine Antwort. Der Arme musste sich noch von dem chirurgischen Eingriff erholen, vermutete Grant. Er nahm eine Dusche, zog sich an und ging zur Cafeteria. Um diese Stunde war sie beinahe leer, aber Red Devlin lachte und schwatzte mit ein paar Frühaufstehern. Er musste hinter der Theke schlafen, dachte Grant.
    Erst am nächsten Abend nach dem Essen sah er Karlstad wieder. Egon betrat die Cafeteria mit unsicheren Schritten, und seine Beine steckten in den gleichen, mit Metallknöpfen besetzten schwarzen Leggings und er trug den gleichen Rollkragenpullover wie O’Hara und Muzorawa sie zu allen Zeiten trugen. Sein Kopf war völlig haarlos.
    Grant ließ sein halb verzehrtes Abendessen stehen und eilte zu Karlstad.
    Der Mann lächelte halbherzig, als Grant zu ihm kam.
    »Nun ja«, sagte er zittrig, »wenigstens habe ich den Eingriff überlebt.«
    »Wie fühlen Sie sich?«
    Statt zu antworten, zog Karlstad den Rollkragen seines Pullovers herunter. »Darf ich Sie mit Frankensteins Monster bekannt machen?«, sagte er. In beide Seiten seines Halses waren kreisrunde Kunststoffgeräte eingesetzt. Die Haut um die Implantate sah rot und entzündet aus.
    »Was ist das?«
    »Nahrungsanschlüsse. Wenn wir in der Suppe sind, können wir keine normale Nahrung zu uns nehmen. Wir werden intravenös ernährt.«
    »Für wie lange?«
    Karlstad ließ den Rollkragen los und antwortete mit grimmiger Miene: »So lange wir auf Mission sind.«
    »Mein Gott«, stieß Grant hervor.
    »Ich werd’s überleben – denke ich.«
    Grant leistete ihm Gesellschaft, als Karlstad einen bescheidenen Salat und einen Becher Fruchtsaft wählte. Der Mann wankte unsicher, als er zu Grants Tisch kam.
    »Wo sind Laynie und Zeb und die anderen?«, fragte Karlstad, während er sich langsam und vorsichtig niedersetzte.
    »Noch nicht hier.«
    »Hm.« Karlstad stocherte in seinem Salat.
    Grant versuchte seinen Teller leer zu essen, aber ihm war der Appetit vergangen.
    »Sie möchten wissen, wie es ist, oder?«, sagte Karlstad mit tonloser Stimme.
    »Ich will nicht neugierig sein.«
    »Sie können es ruhig sein, es macht mir nichts. Das Schlimmste ist vorbei. Sie schnitten mich auf und steckten mir ihre verdammten Chips hinein. Aber zuerst ertränkten sie mich.«
    »Ertränkten…?«
    »Es wird alles unter Wasser gemacht. Oder in dieser beschissenen Perfluorcarbonbrühe. Es ist, als müsste man Suppe atmen. Eiskalte Suppe, noch dazu. Ist so einfacher, Infektionen vorzubeugen, während sie einen aufschneiden, behaupten sie.«
    Die nächste Viertelstunde verbrachte Karlstad damit, dass er bis ins grässliche Detail alles beschrieb, was sie ihm angetan hatten. Grant verlor den letzten Rest Appetit.
    »Und nun brauche ich nur wieder das Gehen zu lernen«, schloss er seine Schilderung. Er klang bitter und resigniert.
    »Es scheint Ihnen ganz gut zu gehen«, versuchte Grant ihn aufzumuntern.
    »Für einen ambulanten Patienten ja. Wird wohl so sein.«
    »Was ich nicht verstehe, ist, warum sie die Biochips in die Beine stecken«, sagte Grant. »Wäre es nicht vernünftiger, sie ins Gehirn zu implantieren?«
    Karlstad warf ihm einen mitleidigen Blick zu. »Im Schädel ist nicht genug Raum. Außerdem würden sie durch das Schädeldach gehen müssen, wie sie es mit Sheena machen wollen.«
    »Oh.«
    »Aber die Chips sind mit dem Gehirn verbunden. Ich bin mit Fasern verdrahtet, die an meinem Rückgrat entlang bis in den zerebralen Cortex führen. Was diese Elektroden in meinen Beinen aufnehmen, wird an mein Gehirn weitergeleitet. Sehr effizient.«
    »Da ist er!«
    Grant blickte auf und sah O’Hara durch die Cafeteria auf sie zu eilen. Muzorawa war ein paar Schritte hinter ihr. Die beiden hatten keine Tabletts genommen, und beide hinkten merklich.
    »Na, wie fühlen Sie sich?«, fragte O’Hara. Sie zog den Stuhl neben Karlstad heraus und setzte sich.
    »Danke, furchtbar.«
    »Willkommen im Verein«, sagte Muzorawa, als er sich neben Grant setzte.
    »Was sind wir jetzt, Schiffskameraden?«, sagte Karlstad verdrießlich.
    »Nehmen Sie es nicht so schwer«, sagte O’Hara mit einem aufmunternden Lächeln. Sie fuhr mit einer Hand über Karlstads kahlen Schädel. »Ich finde, Sie sehen so besser aus.«
    »Ohne Augenbrauen?«, erwiderte Karlstad verächtlich.
    »Sobald Sie mit der Tauchsonde verbunden sind, wird Ihnen anders zumute sein.«
    »Sie werden ein Machtgefühl verspüren«, versicherte Muzorawa.
    »Es ist anders als alles, was Sie

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