Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jupiter

Jupiter

Titel: Jupiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bova Ben
Vom Netzwerk:
je erfahren haben.«
    »Besser als Sex«, spottete O’Hara.
    Zum ersten Mal seit Krebs mit dem Finger auf ihn gezeigt hatte, lächelte Karlstad.
    *
    An diesem Sonntag tauchte Tamiko Hideshi wieder in Referend Caldwells Gottesdienst auf. Grant drängte sich durch die kleine Gemeinde, um neben ihr zu sitzen. Anschließend gingen sie zur Cafeteria.
    »Die Katholiken stehen auf Krapfen nach der Messe«, informierte sie Grant, als sie sich vor der Essenausgabe in die Schlange einreihten. »Die Moslems nehmen Kaffee und Obst.« Sie verzog das Gesicht.
    »Und die Protestanten?«, fragte Grant lachend.
    »Fressen am meisten«, antwortete Tamiko und grinste zurück.
    Grant wählte Fruchtsalat und Sojamilch; Hideshi füllte ihr Tablett mit Getreideflocken, Räucherfisch, heißem Tee und vier Scheiben Toast.
    »Wie schaffen Sie es, so dünn zu bleiben, wenn Sie so viel essen?«, fragte Grant, als sie sich an einen Tisch setzten.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht so dünn. Mein Körper ist wie ein Betonblock.«
    »Sie sind nicht fett.«
    »Wahrscheinlich verbrenne ich die Kalorien bei der Arbeit.«
    Das brachte sie auf ihre Studien des eisbedeckten Ozeans auf Europa.
    »Allmählich kommen wir dahinter«, sagte sie. »Wie geht es mit Ihrer Arbeit voran?«
    Grant nickte und kaute an einer kleinen Melonenschnitte. »Ungefähr genauso. Allmählich komme ich dahinter.«
    »Sie kommen dahinter, was es mit dem Jupiterozean auf sich hat?« Ihre Augen weiteten sich.
    »Nach und nach«, sagte er.
    »Vielleicht können wir einander helfen«, schlug Hideshi vor. »Schließlich arbeiten wir beide an Flüssigkeitsdynamik. Vielleicht sollten wir unsere Aufzeichnungen vergleichen.«
    Grant zögerte, dann sagte er: »Das würde ich wirklich gern tun, Tamiko, aber wir haben es mit einem sensiblen Gebiet zu tun. Ich kann nicht…«
    Sie winkte missbilligend ab. »Ach was, Dr. Wo und seine albernen Sicherheitsbestimmungen. In der Physik gibt es keine Geheimnisse.«
    »Vielleicht nicht«, gab Grant zu, »aber mir ist es nicht erlaubt, meine Arbeit mit irgendjemandem außerhalb der Gruppe zu diskutieren.«
    Sie machte ein verletztes Gesicht. »Nicht einmal mit mir?«
    Grant dachte darüber nach. Tamikos Vorschlag war nicht unvernünftig. Schließlich arbeiteten sie beide auf dem gleichen Gebiet.
    Aber er hörte sich sagen: »Ich kann nicht, Tamiko. Dr. Wo würde mir lebendig die Haut abziehen.«
    Sie seufzte kopfschüttelnd. »Wie können Sie wissenschaftlich arbeiten, wenn Sie sich vor dem Erfahrungsaustausch mit Kollegen fürchten?«
    Grants Miene hellte sich auf. »Ich könnte den Direktor um die Erlaubnis fragen, mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Wenn er einverstanden ist…«
    »Nein!«, unterbrach sie ihn. »Nein, ich glaube nicht, dass das funktionieren würde. Wo ist so paranoid, dass er uns beide weiß Gott wohin schicken würde.«
    »Aber vielleicht würde er Zusammenarbeit für sinnvoll halten«, sagte Grant.
    Hideshi schüttelte den Kopf. »Sagen Sie kein Wort darüber zu Wo. Er ist schon so verrückt genug.«
    Grant zuckte die Achseln. »Vielleicht haben Sie Recht.«
    »Ich weiß es«, sagte sie.
    *
    Es überraschte Grant, als er sich ausrechnete, dass er seit einem halben Jahr an Bord der Forschungsstation Gold war. Eines Morgens erwachte er und sah die Kontrollleuchte an seinem Videophon blinken. Als er sich gähnend und am Kinn kratzend meldete, erschien Dr. Wos grimmiges Gesicht auf dem kleinen Bildschirm.
    Automatisch setzte Grant sich gerader im Bett auf und versuchte sein vom Schlaf zerzaustes Haar zu glätten. Aber die Botschaft war eine Aufzeichnung. »Kommen Sie morgen um elf Uhr zu Ihrer Halbjahresbeurteilung in mein Büro«, sagte Dr. Wo. Dann erlosch der kleine Bildschirm.
    Grant holte tief Luft. Halbjahresbeurteilung, dachte er. Großartig. Das bedeutete, dass seine Dienstverpflichtung nur noch dreieinhalb Jahre dauerte.
    Er lächelte beinahe, bis ihm einfiel, dass Besprechungen in Dr. Wos Büro niemals erfreulich waren.
    Am nächsten Tag klopfte er um Punkt elf Uhr vernehmlich an die Tür des Direktors. Keine Antwort. Er stand im Korridor und widerstand dem Impuls, nochmals kräftiger an die Tür zu schlagen, als Leute vorbeigingen. Wos alberne kleine Machtdemonstrationen, dachte Grant. Er würde nicht noch einmal darauf hereinfallen wie beim ersten Mal, als er ins Büro des Direktors gerufen worden war. Endlich hörte er: »Herein.« Er öffnete die Tür und betrat das Büro. Wie gewöhnlich war es überheizt. Sogar

Weitere Kostenlose Bücher