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Jupiter

Jupiter

Titel: Jupiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bova Ben
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mit dem in die Wand eingelassenen Bildschirm rief er die Fachliteratur über Jupiter ab und hatte sich bald daran gewöhnt, den größten Teil seiner Zeit dort zu verbringen. Das klaustrophobisch enge Schlafabteil überließ er Tavalera und suchte es nur auf, wenn er zu müde wurde, die Augen offen zu halten.
    Von Zeit zu Zeit kamen Besatzungsmitglieder herein, aber meistens überließen sie Grant ohne ein Wort seinen Studien. Nur der Kapitän unterbrach ihn dann und wann und benutzte die Gelegenheit zu mürrischen Bemerkungen über studentische Schnorrer, die an Bord zu nehmen er gezwungen sei. Für ihn war Grant eine unnötige Last, ein unnützer Verbraucher der Bordvorräte an Luft und Nahrung. Tavalera hingegen war besser angesehen; wenigstens war er ein Ingenieur, und man konnte erwarten, dass er draußen im Jupitersystem lohnende Arbeit verrichten würde. Grant aber war nichts als ein Möchtegern-Wissenschaftler, der in einer Forschungsstation herumspielen würde, statt nützliche Arbeit zu tun.
    Grant ignorierte die Feindseligkeiten so gut er konnte und setzte hartnäckig seine Studien fort. Er wollte alles über Jupiter wissen, was es zu wissen gab, wenn er in der Station Gold anlangte. Da es ihm nun einmal beschieden war, vier Jahre dort zu verbringen, wollte er vier produktive Jahre daraus machen, und nicht bloß als ein Schnüffler für die Neue Ethik das Tun und Lassen anderer beobachten.
    Tavalera hatte einen spöttischen Ausdruck in seinem gewöhnlich trübsinnigen Gesicht; er bleckte die Pferdezähne in einem seltenen Grinsen.
    »Finden Sie sich damit ab, Mann, Sie haben eine Jüdin geheiratet.«
    Grant unterdrückte aufkommenden Ärger. »Sie ist keine Jüdin, und selbst wenn sie es wäre, was für einen Unterschied würde das machen?«
    Tavalera beugte sich über den schmalen Tisch, bis er ihm so nahe war, dass Grant seinen unangenehmen Atem riechen konnte. In einem halb verschwörerischen Flüsterton antwortete er: »Die Sache ist die, dass sie nichts von Sex nach der Eheschließung halten.«
    Er hob den Kopf, stieß sich vom Tisch zurück und brach in lautes, bellendes Gelächter aus. Grant starrte ihn an. War Tavalera deswegen gekommen und hatte dieses Gespräch angefangen? Nur um ihn zur Zielscheibe eines abgestandenen alten Witzes zu machen? Noch lachend, zeigte Tavalera auf Grant. »Sie sollten Ihr Gesicht sehen, mein Lieber! Köstlich! Feine Aussichten, wie?«
    Grant rang sich ein Lächeln ab. »Na gut, diesmal bin ich in die Falle getappt, wie es scheint.«
    »Das will ich meinen!«
    Sie redeten noch ein paar Minuten, doch sobald er konnte, entschuldigte sich Grant und ging zurück zum Aufenthaltsraum und seinen Studien. Als er durch den kurzen Gang schritt, der durch die Mitte des Wohnmoduls führte, machte er sich seine Gedanken über Tavalera. War der Ingenieur mehr als ein bloßer Witzbold? War das Gespräch über Juden eine Art Test? Die Neue Ethik hatte überall Agenten, die ständig nach aufrührerischen Ideen und Unruhestiftern schnüffelten. Beobachteten sie ihn, weil sie im Zweifel waren, ob er einen zuverlässigen Spion für sie abgeben würde? Beech hatte gesagt, dass sie ihn beobachten würden. Vielleicht war Tavalera verpflichtet, irgendeinem Vorgesetzten Meldung über Grants Verhalten zu machen.
    Wahrscheinlich aber war er nicht mehr, als er zu sein schien, ein angehender Ingenieur, der die Eierschalen studentischen Humors noch nicht abgestreift hatte. Aber Grant dachte, dass Tavalera der Typ war, der abweichendes Verhalten dem nächsten Agenten der Neuen Ethik melden würde. Weil es sich in seiner Personalakte gut ausnehmen würde.
5. ANN Ä HERUNG
    Seit mehr als einer Woche verbrachte Grant jeden Tag Stunden mit der Beobachtung der abgeflachten Kugel Jupiters, die allmählich größer und fetter wurde, während die müde alte Roberts dem Riesenplaneten langsam näherkam.
    Der Anblick des Mars war Grant entgangen; der Rote Planet hatte sich auf der anderen Seite der Sonne befunden, als sie seine Umlaufbahn gekreuzt hatten. Der Frachter war durch den Asteroidengürtel gesegelt, als ob er nicht da wäre, nichts als weite stille Leere, nicht ein Brocken kam in Sicht, nicht einmal ein Kieselstein. Das Bordradar hatte ein paar entfernte Echozeichen aufgefangen, aber nichts, was groß genug war, um einen Sonnenstrahl zu reflektieren.
    Jupiter war etwas anderes. König unter den Planeten des Sonnensystems, groß genug, um mehr als tausend Erdbälle in sich zu verstauen, bot Jupiter

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