Jura für Kids - eine etwas andere Einführung in das Recht
an, was der Angeklagte im Monat verdient, teilt dies durch 30 Tage und weiß dann, was der Angeklagte am Tag zur Verfügung hat. Das ist der Tagessatz. Ein Tagessatz beträgt mindestens einen Euro und höchstens 30.000 Euro.
Frieder Freifuß hat das erste Mal einen Diebstahl von fünf Stangen Zigaretten begangen und soll dafür bestraft werden. Er ist Elektriker und verdient im Monat 1500 Euro, das sind am Tag 50 Euro. Also legt der Richter den Tagessatz auf 50 Euro fest.
Dann muss der Richter noch entscheiden, wie viele Tagessätze der Angeklagte zahlen muss. Die Anzahl der Tagessätze beträgt zwischen 5 und 360. Bei einem Diebstahl verhängt der Richter im Regelfall mehr Tagessätze als bei einer Beleidigung. Wer etwas so Schlimmes begangen hat, dass eine Geldstrafe von 360 Tagessätzen nicht ausreicht, der bekommt eine Gefängnisstrafe.
Für den Diebstahl von Frieder Freifuß legt der Richter 70 Tagessätze fest. Im Urteil steht dann: «Der Angeklagte wird zu einer Geldstrafe von 70 Tagessätzen zu je 50 Euro verurteilt.» Im Ergebnis muss Frieder Freifuß also 3500 Euro zahlen.
Bezahlt der Verurteilte die Geldstrafe nicht, muss er die Geldstrafe im Gefängnis absitzen. Für jeden Tagessatz einen Tag. Bezahlt Frieder Freifuß also nichts, dann muss er für 70 Tage ins Gefängnis. Man spricht von einer Ersatzfreiheitsstrafe.
b. Nur bei schweren Straftaten muss man ins Gefängnis
Die Gefängnisstrafe ist die schwerste Strafe, die ein Richter verhängen kann. Wer ins Gefängnis muss, muss seine Familie verlassen und verliert seinen Arbeitsplatz. Nach einigen Jahren kehrt er in die Freiheit zurück, oft ist die Familie weg und oft auch die Freunde. Der entlassene Straftäter muss sich eine neue Wohnung und eine neue Arbeit suchen. Aber wer gibt einem entlassenen Straftäter schon Arbeit? Weil die Folgen einer Gefängnisstrafe so heftig sind, verhängt sie der Richter nur bei schweren Straftaten und bei Tätern, die immer wieder Straftaten begehen, die sich also nicht abschrecken lassen. Diese Täter heißen auch Wiederholungstäter.
Gefängnisstrafe – von 6 Monaten bis lebenslang
Die kürzeste Gefängnisstrafe beträgt sechs Monate, die längste dauert ein Leben lang. Eine lebenslange Freiheitsstrafe gibt es nur bei den schlimmsten Straftaten, wie etwa bei Mord. Wer zu einer «lebenslangen» Haftstrafe verurteilt worden ist, bleibt im Durchschnitt etwa 20 Jahre im Gefängnis eingesperrt. Wer sich in dieser Zeit im Gefängnis gut verhält, kann damit rechnen, dass seine restliche Strafe zur Bewährung ausgesetzt wird: Der Gefangene wird aus dem Gefängnis entlassen, muss aber wieder zurück ins Gefängnis, wenn er wieder eine Straftat begeht. Aber warum dauert eine lebenslange Freiheitsstrafe nicht wirklich ein Leben lang? Eine lebenslange Freiheitsstrafe – Gefängnis bis zum Tode – verstößt gegen das Recht auf Menschenwürde nach Artikel 1 Grundgesetz. Jeder Mensch, auch der, der etwas ganz Schlimmes getan hat, soll die Chance haben, wieder in Freiheit zu kommen. Diese Chance bekommt der Mörder aber frühestens nach 15 Jahren. Erst, wenn er 15 Jahre im Gefängnis gesessen hat, wird geprüft, ob er sich gut geführt hat und ob er wahrscheinlich eine solche Tat nicht noch einmal begehen wird. Ist das so, dann darf er zurück in die Freiheit – aber nur so lange, wie er sich in Freiheit gut führt. Sonst geht es zurück ins Gefängnis.
Beweise, dass du auch straffrei leben kannst – Strafaussetzung zur Bewährung
Nicht nur bei den «Lebenslänglichen» prüft die Staatsanwaltschaft, ob ein Teil der Strafe probehalber erlassen werden kann. Sie prüft dies bei allen Gefangenen. Wenn ein Strafgefangener zwei Drittel der Strafe im Gefängnis «abgesessen» hat, prüft die Staatsanwaltschaft, ob sie den Rest der Strafe zur Bewährung aussetzen kann.
Frieder Freifuß hat zu oft einen Diebstahl begangen, so dass der Richter nun eine Gefängnisstrafe von drei Jahren verhängt. Nach zwei Jahren Gefängnis prüft die Staatsanwaltschaft, ob sie Frieder Freifuß das restliche Jahr Gefängnis ersparen und ihn «auf Bewährung» entlassen kann. Dazu fragt die Staatsanwaltschaft beim Gefängnis an, ob sich Frieder Freifuß im Gefängnis an die Regeln gehalten hat, ob er eingesehen hat, dass man keine Sachen klauen darf, und ob man davon ausgehen kann, dass er das Stehlen in Zukunft lässt. Eine solche Einschätzung nennt man Sozialprognose. Das Gefängnis ist der Meinung, dass Frieder Freifuß während der Zeit im
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