Jura für Kids - eine etwas andere Einführung in das Recht
Gefängnis gelernt hat, dass man keine Sachen stehlen darf. Er hat regelmäßig in der Schreinerei gearbeitet und ist immer seinen Pflichten nachgekommen. Kurzum: Frieder Freifuß hat sich gut geführt.
Nicht selten kommt es vor, dass ein Angeklagter zwar eine Gefängnisstrafe bekommt, aber nicht ins Gefängnis muss. Hier setzt der Richter die gesamte Gefängnisstrafe zur Bewährung aus. Im Urteil steht dann: «Der Angeklagte wird zu einer Freiheitsstrafe von 2 Jahren verurteilt. Die Vollstreckung der Freiheitsstrafe wird zur Bewährung ausgesetzt.» Das heißt, der Angeklagte muss nicht ins Gefängnis. Aber es geht noch weiter. Der Richter bestimmt nämlich: «Die Bewährungszeit beträgt drei Jahre.» Das heißt, der Angeklagte darf in den drei Jahren keine Straftat begehen, sonst muss er doch ins Gefängnis. Und damit der Angeklagte trotzdem eine «Strafe» verspürt, spricht der Richter oft auch noch eine Bewährungsauflage aus: «Dem Angeklagten wird aufgegeben, 100 Arbeitsstunden in einem Tierheim zu arbeiten.»Tut er das nicht, muss er allein deswegen ins Gefängnis gehen und seine Gefängnisstrafe absitzen. Der Richter kann nur Gefängnisstrafen von bis zu zwei Jahren auf Bewährung aussetzen. Eine Bewährungsstrafe gibt es also nur bei Straftaten, die nicht ganz so schlimm sind.
Ist eine Gefängnisstrafe zur Bewährung ausgesetzt oder wird ein Gefangener vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen, bekommt er einen Bewährungshelfer. Der Bewährungshelfer überwacht nicht nur, dass der Straftäter die Bewährungsauflagen einhält, sondern er hilft ihm auch bei täglichen Problemen. Einige Straftäter sind drogensüchtig und müssen an Suchttherapien teilnehmen, damit sie von der Drogensucht loskommen. Hier überwacht der Bewährungshelfer, dass der verurteilte Straftäter regelmäßig zu den Terminen erscheint. Erscheint er nicht, meldet der Bewährungshelfer dies dem Gericht, und es kann sein, dass der Richter den Verurteilten deshalb ins Gefängnis schickt. Der Bewährungshelfer hilft auch Gefangenen, wenn sie aus dem Gefängnis entlassen werden. Viele Gefangene stehen bei ihrer Entlassung aus dem Gefängnis nämlich vor dem Nichts.
Frieder Freifuß wird aus dem Gefängnis entlassen. Er hat keine Wohnung und keine Arbeit. Sein Bewährungshelfer Tobias Hilfreich macht mit ihm einen Termin beim Arbeitsamt. Dort informieren sich beide darüber, welche Arbeit für Frieder Freifuß in Betracht kommt. Dann studiert er mit Frieder Freifuß die Wohnungsanzeigen, um eine geeignete Wohnung für ihn zu finden.
Gefangene kochen und putzen selbst
In Deutschland gibt es ungefähr 180 Gefängnisse mit insgesamt 80.000 Haftplätzen. Jeder Gefangene kostet am Tag etwa 80 Euro. Das sind Gesamtkosten von 6,4 Millionen Euro am Tag und von über 2,3 Milliarden Euro im Jahr. Bezahlt wird dies aus Steuergeldern, die auch deine Eltern zahlen. Es gibt verschiedene Arten von Gefängnissen. Für Frauengibt es «Frauengefängnisse». Frauen haben dort die Möglichkeit, ihr Kind mit ins Gefängnis zu nehmen. So werden Mutter und Kind nicht getrennt. Es gibt auch Gefängnisse für Jugendliche, also für Straftäter im Alter zwischen 14 und etwa 20 Jahren. Gefangene haben Rechte und Pflichten. Diese Rechte und Pflichten sind im Strafvollzugsgesetz geregelt. Ein Gefangener ist im Regelfall in einer Einzelzelle untergebracht. In seiner Zelle stehen ein Bett, ein Schrank und ein Stuhl. Außerdem sind darin eine Toilette und ein Waschbecken. Der Gefangene darf in seiner Zelle Photos von seiner Familie aufhängen. Ein Gefängnis ist wie ein sehr einfaches Hotel, nur dass die Gefangenen viele Arbeiten selbst machen müssen und das Gefängnis nicht verlassen dürfen. Es gibt eine Wäscherei, eine Bäckerei, eine Großküche, es gibt eine Schreinerei und eine Bücherei. Die Arbeit, die anfällt, verrichten die Gefangenen. Die meisten Gefangenen wollen auch arbeiten, weil es ihnen sonst zu langweilig wird. Der Gefangene bekommt für seine Arbeit Geld, ungefähr 1,50 Euro in der Stunde. Die Hälfte davon hat er zur freien Verfügung und kann sich damit am Gefängniskiosk etwas kaufen, etwa Schokolade oder Zigaretten. Die andere Hälfte muss der Gefangene sparen. Das ersparte Geld bekommt er ausgezahlt, wenn er aus dem Gefängnis entlassen wird. Dieses Geld nennt man Überbrückungsgeld. Es soll die ersten vier Wochen nach der Haftentlassung überbrücken, damit sich der Gefangene eine Wohnung suchen und sich etwas zu essen kaufen kann.
5. Wer 14
Weitere Kostenlose Bücher