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Jura für Kids - eine etwas andere Einführung in das Recht

Jura für Kids - eine etwas andere Einführung in das Recht

Titel: Jura für Kids - eine etwas andere Einführung in das Recht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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und über spektakuläre Prozesse berichten. Gewaltverbrechen sind gruselig und interessant – «Der Kartoffelmörder von Braunschweig lebenslang hinter Gittern!» Wer will da nicht mehr wissen? «Mann erschlägt Frau mit Waffeleisen.» Das klingt spannend. So spannend, dass im Fernsehen dauernd Spielfilme und Krimis über strafrechtliche Fälle gezeigt werden. Viele Menschen glauben daher, dass das Recht vor allem aus dem Strafrecht besteht. Tatsächlich aber ist das Strafrecht das bei weitem kleinste der drei Rechtsgebiete.
1. Was man alles nicht tun darf –
die Straftaten
    Worum es im Strafrecht geht, kannst du schon aus dem Begriff selbst ableiten. Das Strafrecht sagt, welches Verhalten verboten ist. Genauer: Welches Verhalten so verboten ist, dass man mit einer Gefängnis- oder Geldstrafe rechnen muss, wenn man erwischt wird. Was genau verboten ist, steht im Strafgesetzbuch. Es beschreibt über 200 Handlungen, die verboten und strafbar sind. Diese verbotenen Handlungen nennt man Straftaten oder – juristisch ausgedrückt – Straftatbestände. Manche Straftatbestände kennst du bestimmt: Mord, Totschlag, Raub, Urkundenfälschung,Diebstahl, Körperverletzung, Betrug. Andere Straftatbestände kennst du eher nicht: Störung der Totenruhe, Missbrauch von Notrufen, Doppelehe, Kinderhandel, Missbrauch von Scheck- und Kreditkarten, Unerlaubte Veranstaltung eines Glücksspiels, Zerstörung von Bauwerken, Gefährliche Eingriffe in den Bahn-, Schiffs- und Luftverkehr, Gewässerverunreinigung. Es ist Aufgabe der Polizei, darauf zu achten, dass niemand Straftaten begeht. Falls doch jemand eine Straftat begeht, muss die Polizei herausfinden, wer es war. Dies teilt sie der Staatsanwaltschaft mit, und die entscheidet, ob sie Anklage erhebt. Erhebt sie Anklagte, entscheidet ein Richter, ob und wie der Angeklagte bestraft wird.
2. Darum müssen Strafen sein
    Weil ich nicht beklaut werden möchte, stehle ich auch selber nicht. Weil ich nicht getötet werden möchte, töte ich auch selber nicht. Eigentlich ist die Grundregel des Zusammenlebens ganz einfach: «Was du nicht willst, das man dir tut, das füg auch keinem anderen zu.» Wenn jeder freiwillig diese einfache Regel befolgen würde, bräuchte man das Strafrecht wahrscheinlich nicht. Wir würden ohne das dicke Strafgesetzbuch friedlich miteinander leben. Aber leider ist es nicht so einfach. Manche Menschen verhalten sich nicht deshalb richtig, weil sie ehrlich und friedlich sein wollen. Sie lassen andere Menschen nur deshalb in Ruhe, weil sie Angst vor einer Strafe haben. Das Strafrecht steuert durch Abschreckung die Handlungen der Menschen.
    Stellen wir uns vor, der Gesetzgeber würde einen einzigen Straftatbestand, nämlich den Diebstahl (§ 242 StGB), aus dem Strafgesetzbuch streichen. Einige Menschen würden in den Supermarkt gehen und die Regale leer räumen. Sie würden sagen: «Wieso nicht? Ist doch erlaubt.» Im Blumenladen würden sie die Sträuße aus den Vasen nehmen und im Kaufhaus die teure Jeans aus demRegal. Wenn es dein Kaufhaus wäre, würdest du wahrscheinlich verhindern wollen, dass jemand eine Jeans mitnimmt, und dabei könnte es zu einer Schlägerei kommen. Vielleicht würdest du dein Geschäft auch schließen, denn du verdienst ja nicht mehr genug Geld. Und auch andere Ladenbesitzer würden ihre Geschäfte schließen. Plötzlich gäbe es keine Läden mehr, und nirgendwo gäbe es mehr etwas zu kaufen. Damit das alles nicht passiert, steht der Diebstahl unter Strafe. Wer nicht ins Gefängnis will, klaut besser nicht. Der Straftatbestand des Diebstahls schützt das Eigentum der Menschen.
    Und was passiert, wenn die Abschreckung nicht klappt? Wenn jemand trotzdem eine Straftat begeht? Dann wird er bestraft, klar. Aber welchen Sinn macht das? Eine Strafe verfolgt mehrere Zwecke. Bei schlimmen Straftaten sollen die Menschen vor dem Täter geschützt werden – der Täter wird weggesperrt und muss ins Gefängnis. Dann kann er diese oder eine andere Straftat nicht noch einmal begehen. Aber ein Straftäter soll nicht einfach nur weggesperrt werden. Im Gefängnis soll aus ihm ein besserer Mensch gemacht werden. Deshalb kann der Straftäter im Gefängnis einen Schulabschluss nachholen oder eine Ausbildung machen. Dann kann er später – zurück im wirklichen Leben – ehrlich sein Geld verdienen. Der Straftäter soll lernen, dass es wichtig ist, Regeln einzuhalten. Dass man nicht einfach das machen kann, wozu man Lust hast. Dieses Ziel bezeichnet man mit dem

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