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Jurassic Park

Jurassic Park

Titel: Jurassic Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Ihren Baseballhandschuh im Mund, wippte sie mit dem Oberkörper auf und ab und schlug dabei immer wieder mit dem Hinterkopf gegen die Röhre. Es war dunkel in der Röhre, aber mit seiner Nachtsichtbrille konnte Tim sie deutlich erkennen. Sie schien unverletzt, und er war sehr erleichtert, daß er sie gefunden hatte. »Lex, ich bin's. Tim.«
    Sie antwortete nicht, sondern schlug einfach weiter mit dem Kopf gegen die Röhre.
    »Komm doch raus.«
    Sie schüttelte den Kopf. Tim sah, daß sie schreckliche Angst hatte.
    »Lex«, sagte er, »wenn du rauskommst, darfst du die Nachtsichtbrille auch mal aufsetzen.«
    Sie schüttelte nur den Kopf.
    »Schau, was ich da habe«, sagte er und hob die Hand. Sie starrte nur verständnislos in seine Richtung. Wahrscheinlich konnte sie in der Dunkelheit nichts sehen. »Es ist dein Ball, Lex. Ich habe deinen Ball gefunden.« 
    »Na und?«
    Er versuchte es anders. »Es muß doch unbequem sein da drin. Und kalt. Willst du nicht lieber rauskommen?«
    Sie schlug wieder mit dem Kopf gegen die Röhre.
    »Warum nicht?«
    »Da draußen sind Tiere.«
    Das machte ihn einen Augenblick lang sprachlos. Seit Jahren hatte sie nicht mehr »Tiere« gesagt.
    »Die Tiere sind weg«, erwiderte er.
    »Da ist so ein großer. Ein Tyrannosaurus Rex.«
    »Der ist verschwunden.«
    »Wo ist er hin?«
    »Ich weiß es nicht, aber hier ist er nicht mehr«, sagte Tim und hoffte, daß das auch stimmte.
    Lex rührte sich nicht. Er hörte sie wieder schlagen. Tim setzte sich vor der Röhre ins Gras, wo sie ihn sehen konnte. Der Boden war naß. Er zog die Knie an und wartete. Ihm fiel nichts mehr ein, was er noch tun, was er ihr sagen könnte. »Ich bleibe jetzt einfach hier sitzen«, sagte er. »Und ruhe mich aus.« 
    »Ist Daddy da draußen?«
    »Nein«, antwortete er. »Der ist doch zu Hause, Lex.« 
    »Und Mommy?«
    »Nein, Lex.« »Sind überhaupt keine Erwachsenen da?« 
    »Noch nicht. Aber die kommen bestimmt bald. Die sind wahrscheinlich schon unterwegs.«
    Dann hörte er, wie sie sich in der Röhre bewegte, und sie kam heraus, zitternd vor Kälte und mit getrocknetem Blut auf Haaren und Stirn, aber ansonsten unversehrt.
    Sie sah sich überrascht um und fragte: »Wo ist Dr. Grant?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Aber vorher war er noch da.«
    »Wirklich? Wann?«
    »Na, eben vorher. Ich hab ihn von der Röhre aus gesehen.« »Wo ist er hin?« fragte Tim.
    »Woher soll ich denn das wissen«, sagte Lex und rümpfte die Nase. Sie fing an zu rufen: »Hallooo! Hallooo! Dr. Grant? Dr. Grant?« Tim machte sich Sorgen wegen des Lärms, den sie produzierte vielleicht brachte er den Tyrannosaurier zurück. Doch einen Augenblick später hörte er einen Antwortruf. Er kam von rechts, aus der Gegend des Land-Cruisers, den Tim vor wenigen Minuten verlassen hatte. Durch seine Brille sah Tim erleichtert, daß Dr. Grant auf sie zukam. Er hatte an der Schulter einen langen Riß im Hemd, schien aber ansonsten okay zu sein.
    »Gott sei Dank«, sagte er. »Ich habe euch schon gesucht.«

    Zitternd stand Ed Regis auf und wischte sich den kalten Schlamm von Gesicht und Händen. Eingezwängt zwischen zwei großen Felsbrocken an einem Hang unterhalb der Straße hatte er eine schlimme halbe Stunde verbracht. Er wußte, daß das kein besonders gutes Versteck war, aber er war in Panik geraten und hatte keinen klaren Gedanken mehr fassen können. Er war da im kalten Schlamm gelegen und hatte versucht, sich wieder in die Gewalt zu bekommen, aber das Bild dieses Dinosauriers ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Wie dieser Dinosaurier auf ihn zukam... auf das Auto zu...
    Ed Regis wußte nicht mehr genau, was danach passiert war. Er erinnerte sich, daß Lex ihm etwas nachgerufen hatte, aber er war nicht stehengeblieben, hatte nicht stehenbleiben können, sondern war nur einfach weitergelaufen. Am Straßenrand hatte er den Halt verloren und war den Hügel hinuntergerollt. Die Felsbrocken hatten ihn gebremst, und da es so aussah, als sei dazwischen genug Platz, war er einfach hineingekrochen. Keuchend und verängstigt hatte er sich hineingezwängt und an nichts anderes gedacht als daran, wie er dem Tyrannosaurier entkommen konnte. Als er schließlich wie eine gefangene Ratte zwischen den Felsbrocken steckte, beruhigte er sich ein wenig und spürte das Entsetzen und die Scham in sich aufsteigen, weil er die Kinder im Stich gelassen hatte, weil er weggelaufen war und nur sich selbst gerettet hatte. Er wußte, daß er eigentlich wieder zur Straße

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