Jurassic Park
Floß wurde immer schneller und schneller. Grant griff nach den Paddeln. »Was ist das?«
»Ein Wasserfall«, sagte Grant. Das Floß schoß aus der Dunkelheit der überhängenden Äste ins helle Sonnenlicht und trieb in der schnellen Strömung auf die Kante des Wasserfalls zu. Das Donnern wurde immer lauter, Grant paddelte, so kräftig er konnte, aber damit brachte er das Floß nur in eine Kreisbewegung. Es trieb weiter auf die Kante zu. Lex drückte sich an ihn. »Ich kann nicht schwimmen!« Grant sah, daß sie ihre Schwimmweste nicht zugehakt hatte, aber er konnte nichts mehr dagegen tun. Mit furchterregender Geschwindigkeit rasten sie auf die Kante zu, und das Donnern des Wasserfalls schien die Welt auszufüllen. Grant rammte ein Paddel tief ins Wasser und spürte, daß es Halt fand und das auf der Strömung tanzende Gummifloß direkt an der Kante stoppte. Grant stemmte sich gegen das Paddel und sah über die Kante. Über fünfzehn Meter stürzte das Wasser in die Tiefe, in ein brodelndes Becken. Und in diesem brodelnden Becken stand der Tyrannosaurier und wartete auf sie.
Lex schrie in panischer Angst, und plötzlich wirbelte das Boot herum, das Heck kippte weg. Einen Augenblick lang hingen sie in der Luft und der tosenden Gischt, dann fielen sie. Grant ruderte mit den Armen, und plötzlich wurde die Welt um ihn herum leise und still.
Grants Fall schien Minuten zu dauern. Er hatte Zeit zu beobachten, wie Lex, die Schwimmweste umklammert, neben ihm herabstürzte, und wie Tim fiel, das Gesicht der Tiefe zugewandt. Er hatte Zeit, die eisig-weiße Wasserwand zu betrachten und das blubbernde Becken unter ihm, auf das er ganz langsam und lautlos zufiel. Dann traf Grant mit einem harten Schlag auf das kalte Wasser, ging unter, und plötzlich waren nur noch sprudelnde Blasen um ihn. Er taumelte und drehte sich, kurz tauchte ein Bein des Tyrannosauriers neben ihm auf. Er trudelte daran vorbei und trieb aus dem Becken hinaus wieder in den Fluß.
Grant schwamm ans Ufer, bekam einen Ast zu fassen und zog sich daran aus der Strömung. Keuchend hievte er sich auf die warmen Felsen, und als er sich umdrehte, sah er das braune Gummifloß auf dem Fluß an sich vorbeitreiben. Dann entdeckte er Tim, der gegen die Strömung ankämpfte, er streckte die Hand aus und zog ihn an Land, wo der Junge sich hustend und zitternd neben ihn legte. Als sich Grant zum Wasserfall umdrehte, sah er, daß der Tyrannosaurier den Kopf direkt vor ihm in das Becken tauchte. Der Urzeitriese schüttelte sich, Wasser spritzte nach allen Seiten. Er hatte etwas zwischen den Zähnen. Dann hob der Tyrannosaurier den Kopf wieder.
Aus seinem Maul hing Lex' orangefarbene Schwimmweste.
Einen Augenblick später tauchte Lex' Kopf neben dem langen Schwanz des Dinosauriers auf. Sie trieb mit dem Gesicht nach unten im Wasser, die Strömung zog sie flußabwärts. Grant sprang in den tosenden Fluß zurück und schwamm hinter ihr her. Augenblicke später zerrte er sie an Land, ein lebloses Bündel. Ihr Gesicht war grau. Wasser lief ihr aus dem Mund.
Grant beugte sich über sie, um sie von Mund zu Mund zu beatmen, aber sie hustete. Dann erbrach sie eine gelblich-grüne Flüssigkeit und hustete noch einmal. Ihre Lider flatterten. »Hallo«, sagte sie und lächelte schwach. »Wir haben es geschafft.«
Tim fing an zu weinen. Sie hustete wieder. »Hörst du auf. Warum flennst du denn?«
»So halt.«
»Wir haben uns Sorgen um dich gemacht«, sagte Grant. Kleine
weiße Flocken trieben auf der Wasseroberfläche. Der Tyrannosaurier zerfetzte die Schwimmweste. Noch drehte er ihnen den Rücken zu, aber er konnte sich jeden Augenblick umdrehen und sie entdekken. »Kommt, Kinder«, sagte Grant. »Wohin gehen wir denn?« fragte Lex hustend.
»Kommt schon.« Grant sah sich nach einem Versteck um. Flußabwärts sah er nur eine grasbewachsene Ebene, die keinen Schutz bot. Und flußaufwärts stand der Dinosaurier. Dann entdeckte er einen Trampelpfad am Flußufer. Er schien zum Wasserfall hinaufzuführen.
Und im Lehm sah er deutlich die Abdrücke eines Schuhs. Die Spur führte den Pfad hinauf.
Wie erwartet, drehte sich der Tyrannosaurier schließlich um und starrte auf die weite Grasfläche hinaus. Er schien bemerkt zu haben, daß sie an ihm vorbeigekommen waren. Jetzt suchte er sie flußabwärts. Sie duckten sich hinter die großen Farnbüschel am Uferrand. Vorsichtig führte Grant die Kinder flußaufwärts. »Wo gehen wir denn hin?« fragte Lex. »Wir gehen ja
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