Jurassic Park
Die Dilophosaurier waren kleiner als der Tyrannosaurier, klein genug, um durch die dichte Vegetation am Uferrand zu schlüpfen. Außerdem schienen sie sehr schnell zu sein.
»Aber im Floß können wir an ihnen nicht vorbei«, sagte Lex. »Die sind doch giftig.«
»Wir müssen aber«, entgegnete Grant. »Irgendwie.«
Die Dilophosaurier tranken und schrien wieder. Ihr Verhalten untereinander hatte etwas eigentümlich Rituelles und Repetitives. Das Tier links beugte sich vor, um zu trinken, es öffnete dabei sein Maul, zeigte eine Reihe scharfer Zähne, und dann schrie es. Darauf schrie das Tier rechts und beugte sich vor, um zu trinken, in spiegelverkehrter Imitation des ersten. Und diese Abfolge wiederholte sich immer wieder auf die gleiche Art.
Grant bemerkte, daß das rechte Tier kleiner war. Auch die Punkte auf dem Rücken waren kleiner, und der Kamm war von einem stumpferen Rot -
»Unglaublich«, sagte er. »Das ist ein Paarungsritual.«
»Können wir an ihnen vorbei?«
»Nicht, wenn sie so bleiben, wie sie sind. Sie stehen direkt am Wasser.« Grant wußte, daß solche Paarungsrituale oft Stunden dauerten. Die Tiere fraßen in dieser Zeit nicht, und sie achteten auf nichts anderes... Er sah auf die Uhr. 20 nach neun. »Was sollen wir tun?« fragte Tim.
Grant seufzte. »Keine Ahnung.« Er setzte sich ins Floß, und plötzlich begannen die Dilophosaurier erregt und hektisch zu schreien. Grant sah hoch. Beide Tiere hatten sich umgedreht. »Was ist los?« fragte Lex.
Grant lächelte. »Ich glaube, wir bekommen Hilfe.« Er stieß das Boot vom Ufer ab. »Ich will, daß ihr beide euch jetzt flach auf den Boden legt. Wir fahren so schnell dran vorbei, wie wir können. Aber denkt daran: Egal was passiert, seid still und rührt euch nicht. Okay?«
Das Floß begann, stromabwärts zu treiben, auf die schreienden Dilophosaurier zu. Es wurde immer schneller. Lex lag zu Grants Füßen und starrte ihn mit ängstlichem Blick an. Immer näher kamen sie den beiden Tieren, die aber dem Fluß weiter den Rücken zudrehten. Trotzdem zog Grant vorsichtshalber seine Luftpistole heraus und überprüfte die Kammer.
Das Floß trieb weiter, und sie nahmen einen eigenartigen Geruch wahr, süß-säuerlich und ekelerregend. Es roch wie getrocknetes Erbrochenes. Das Schreien der Dilophosaurier wurde lauter. Sie kamen um das letzte Stück der Biegung herum, und Grant hielt den Atem an. Die Dilophosaurier waren nur noch einen guten Meter entfernt und schrien zum anderen Ufer hinüber.
Wie Grant befürchtet hatte, war es der Tyrannosaurier, den sie anschrien.
Der Tyrannosaurier versuchte, durch die Bäume zu brechen, und die Dilophosaurier schrien und stampften im Schlamm. Das Floß trieb an ihnen vorbei. Der Gestank war ekelerregend. Der Tyrannosaurier brüllte, wahrscheinlich hatte er das Floß entdeckt. Und plötzlich... Ein dumpfer Schlag.
Das Floß bewegte sich nicht mehr. Wenige Meter von den Dilophosauriern entfernt waren sie am Ufer auf Grund gelaufen. »Na super«, flüsterte Lex.
Es gab ein langes, dumpf kratzendes Geräusch, als das Floß über den Schlamm schabte. Dann wurde es wieder ins Wasser geschwemmt. Sie trieben weiter flußabwärts. Der Tyrannosaurier brüllte ein letztes Mal und verschwand. Einer der Dilophosaurier schaute ihm überrascht nach und schrie. Der zweite antwortete ihm. Das Floß schwamm flußabwärts.
Tyrannosaurus
Unter gleißender Sonne holperte der Jeep vorwärts. Muldoon steuerte, Gennaro saß neben ihm. Sie fuhren auf einer freien Wiese, der dichte Vegetationsgürtel, der den Flußverlauf markierte, lag hinter ihnen, etwa hundert Meter östlich. An einer Steigung hielt Muldoon an. »Verdammt, ist das heiß«, sagte er und wischte sich mit dem Unterarm über die Stirn. Er trank einen Schluck Whiskey aus der Flasche, die er während der Fahrt zwischen den Knien gehalten hatte, und bot sie dann Gennaro an. Gennaro schüttelte den Kopf. Er ließ den Blick über die in der vormittäglichen Sonne flirrende Landschaft gleiten. Dann sah er hinunter auf den Monitor am Armaturenbrett. Er zeigte verschiedene Ansichten des Parks. Noch immer keine Spur von Grant und den Kindern, oder von dem Tyrannosaurier.
Das Funkgerät knisterte. »Muldoon.«
Muldoon nahm das Gerät in die Hand. »Ja?«
»Haben Sie Ihren Bordcomputer eingeschaltet? Ich habe den Rex gefunden. Er ist in Planquadrat 442. Bewegt sich in Richtung 443.«
»Einen Augenblick«, sagte Muldoon und stellte den Monitor ein. »Ja. Jetzt hab
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