Jurassic Park
schreien. Er ging zur Tür und sah Wu am Boden liegen, den Bauch von der großen Klaue aufgeschlitzt, und der Raptor riß ihm die Eingeweide aus dem Leib. Wu lebte noch und versuchte schwach, den großen, zuckenden Kopf mit den Händen wegzustoßen, doch der Raptor fraß ihn bei lebendigem Leib. Dann hörte Ellie auf zu schreien und rannte an der Innenseite des Zauns entlang, und Muldoon warf, benommen vor Entsetzen, die Tür zu. Es war alles so schnell passiert.
»Ist er vom Dach heruntergesprungen?« fragte Harding. Muldoon nickte. Er ging zum Fenster und sah, daß die Raptoren vor dem Zaun davonliefen. Aber sie verfolgten nicht mehr Ellie. Sie rannten auf das Besucherzentrum zu.
Grant spähte zur Tür hinaus in den Nebel. Er konnte das Knurren der Raptoren hören; sie schienen näherzukommen. Dann sah er sie, wie sie an ihm vorbeirannten. Sie liefen zum Besucherzentrum.
Er drehte sich zu Gennaro um.
Gennaro schüttelte abwehrend den Kopf.
Grant beugte sich zu ihm und flüsterte ihm ins Ohr: »Wir haben keine andere Wahl. Wir müssen den Computer einschalten.« Er marschierte los.
Einen Augenblick später folgte ihm Gennaro.
Ellie überlegte nicht lange. Als die Raptoren vom Dach sprangen und Wu angriffen, drehte sie sich einfach um und lief, so schnell sie konnte, auf das entfernte Ende des Hotelbaus zu. Etwa fünf Meter Abstand lagen zwischen dem Zaun und dem Gebäude. Sie rannte und hörte nichts von den Tieren, sondern nur ihren eigenen Atem. Als sie um die Ecke kam, sah sie einen Baum dicht an der Seitenwand des Hauses, sprang, bekam einen Ast zu fassen und schwang sich hoch. Ellie hatte keine Angst. Sie spürte sogar eine gewisse Heiterkeit, als sie mit den Füßen ausholte und ihre Beine vor sich in die Luft steigen sah, dann die Beine über einen höheren Ast warf, die Fersen an die Waden zog, die Bauchmuskeln spannte und sich schnell hochschwang.
Sie war bereits vier Meter über dem Boden, und die Raptoren kletterten ihr immer noch nicht hinterher. Fast fühlte sie sich schon in Sicherheit, als sie das erste Tier am Fuß des Baums entdeckte. Sein Maul war blutig, sehnige Fleischfetzen hingen ihm zwischen den Fängen. Sie kletterte schnell höher, behende nach den nächsten Ästen greifend, und hatte das Flachdach schon fast erreicht. Dann sah sie noch einmal nach unten. Beide Velociraptoren kletterten am Baum hoch.
Sie war bereits auf gleicher Höhe mit dem Flachdach. Der Kiesbelag war nur eineinhalb Meter entfernt, die Glaspyramiden der Oberlichter ragten aus dem Nebel. Es gab eine Tür auf dem Dach, sie konnte also ins Haus. Sie stieß sich geschmeidig ab, segelte durch die Luft und landete auf allen vieren auf dem Kies. Die Landung war etwas unsanft, sie zerkratzte sich das Gesicht, aber Heiterkeit war das einzige, was sie spürte, so als sei sie Teil eines Spiels, eines Spiels, das sie gewinnen wollte. Sie lief auf die Tür zu. Hinter sich hörte sie die Raptoren in den Ästen rascheln. Sie waren also noch auf dem Baum. Sie erreichte die Tür und drehte am Knauf. Die Tür war verschlossen.
Es dauerte einen Augenblick, bis Ellie in ihrer Euphorie bewußt wurde, was das bedeutete. Die Tür war verschlossen. Sie war auf dem Dach und konnte nicht hinunter. Die Tür war verschlos sen.
Zornig und frustriert hämmerte sie gegen die Tür und lief dann zur Breitseite des Dachs, weil sie hoffte, dort einen Weg hinunter zu finden. Aber sie sah nur die grünen Umrisse des Schwimmbeckens im Nebel. Die Umgebung des Beckens war betoniert. Drei, vier Meter Beton. Zu weit, um darüber hinweg zu springen. Keine anderen Bäume, an denen sie hätte hinunterklettern können. Keine Treppe. Keine Feuerleiter. Nichts.
Ellie drehte sich um und sah die Raptoren behende auf das Dach springen. Mit hektischen Blicken suchte sie das Dach nach einer zweiten Tür ab, aber es gab keine.
Die Raptoren kamen langsam auf sie zu. Lautlos pirschten sie sich zwischen den Glaspyramiden hindurch an sie heran. Sie sah nach unten. Der Beckenrand war über drei Meter entfernt. Zu weit.
Die Raptoren kamen immer näher, sie verteilten sich, und ihr schoß es, völlig fehl am Platze, durch den Kopf: Ist es denn nicht immer so? Irgendein kleiner Fehler, und die ganze Sache geht in die Hose. Sie spürte noch immer die heitere Sorglosigkeit von vorhin, und irgendwie konnte sie nicht glauben, daß diese Tiere sie schnappen würden, konnte nicht glauben, daß ihr Leben auf diese Art enden würde. Es schien unmöglich. Sie war eingehüllt
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