Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jurassic Park

Jurassic Park

Titel: Jurassic Park Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
Vom Netzwerk:
Windschutzscheibe. Hockten einfach da und warteten, wie Bussarde. Aber als Sie gekommen sind, sind sie weggerannt.«
    »Aasfresser«, sagte Grant. »Die greifen nichts an, was sich bewegt oder stark aussieht. Nur Totes oder beinahe Totes. Was sich nicht mehr bewegt, eben.«
    Sie stiegen die Treppe hinauf. »Was ist mit dem Raptor passiert, der Sie angegriffen hat?« fragte Grant.
    »Keine Ahnung.«
    »Hat er das Gebäude verlassen?«
    »Ich habe nichts gesehen. Ich glaube, ich bin davongekommen, weil er verletzt war. Wahrscheinlich hat Muldoon ihn angeschossen, er hat nämlich am Bein geblutet. Dann... ich weiß nicht. Vielleicht ist er wieder rausgelaufen. Vielleicht ist er hier verendet. Ich hab's nicht gesehen.« »Vielleicht ist er auch noch hier«, sagte Grant.

    Vom Fenster des Hotelfoyers aus beobachtete Wu die Raptoren vor dem Zaun. Sie wirkten noch immer sehr spielerisch und setzten ihre Scheinangriffe auf Ellie fort. Das ging nun schon sehr lange so, und plötzlich kam Wu der Gedanke, daß es vielleicht schon zu lange war. Es sah fast so aus, als wollten sie ebenso Ellies Aufmerksamkeit auf sich ziehen wie sie die ihre.
    Das Verhalten der Dinosaurier war für Wu immer von untergeordneter Bedeutung gewesen. Und das mit gutem Grund: Das Verhalten war eine sekundäre Erscheinung der DNS-Sequenz, wie die Proteinkonformation. Man konnte das Verhalten nicht wirklich voraussagen, und man konnte es nicht wirklich kontrollieren, außer auf sehr primitive Art, etwa indem man das Tier durch Zurückhaltung eines Enzyms von einem gewissen Zusatzstoff in der Nahrung abhängig machte. Aber im allgemeinen blieb das Verhalten dem menschlichen Verständnis verschlossen. Man konnte sich nicht einfach eine DNS-Sequenz ansehen und das Verhalten voraussagen. Es war unmöglich.
    Und das hatte Wus Arbeit zu einer rein empirischen gemacht. Es war eine Sache des Herumprobierens, so wie ein moderner Handwerker versucht, eine antike Uhr zu reparieren. Man hatte es mit etwas aus der Vergangenheit zu tun, etwas, das aus alten Materia lien bestand und alten Regeln folgte. Man wußte nicht genau, warum es so funktionierte, wie es funktionierte; und es war im Lauf von Jahrmillionen von den Kräften der Evolution vielfach verändert und verbessert worden. So wie der Handwerker eine Justierung vornimmt und dann sieht, ob die Uhr besser läuft, nahm auch Wu eine Veränderung vor und sah dann, ob sich die Tiere besser verhielten. Und er versuchte nur grobes Fehlverhalten zu korrigieren: unkontrolliertes Anrennen gegen die Elektrozäune etwa oder Wundscheuern der Haut an Baumstämmen. Das waren die Formen von Verhalten, die Wu immer wieder ans Reißbrett geschickt hatten.
    Diese Grenzen seiner Wissenschaft hatten in ihm, was die Dinosaurier im Park betraf, ein Gefühl des Rätselhaften hinterlassen. Er war sich nie sicher, nie wirklich sicher, ob das Verhalten der Tiere historisch korrekt war oder nicht. Verhielten sie sich wirklich so wie in der Vergangenheit? Es war eine offene Frage, die letztendlich auch nie zu beantworten sein würde.
    Und obwohl Wu das nie zugeben würde, war die Entdeckung, daß die Dinosaurier sich fortpflanzten, eine fundamentale Bestätigung seiner Arbeit. Ein sich fortpflanzendes Tier funktionierte in einer sehr grundlegenden Weise korrekt. Es bedeutete, daß er alle Teile richtig zusammengesetzt hatte. Er hatte ein Tier geschaffen, das Millionen Jahre alt war, und er hatte es mit solcher Präzision getan, daß das Tier sich sogar reproduzieren konnte.
    Doch als er jetzt die Raptoren vor dem Zaun beobachtete, machte er sich Sorgen wegen ihrer Beharrlichkeit. Raptoren waren intelligente Tiere, und intelligente Tiere langweilten sich schnell. Aber intelligente Tiere planten auch, und -
    Harding kam aus Makolms Zimmer ins Foyer. »Wo ist Sattler?« 
    »Draußen.«
    »Holen Sie sie lieber rein. Die Raptoren haben das Oberlicht verlassen.«
    »Wann?« fragte Wu und ging zur Tür. »Gerade eben«, erwiderte Harding.
    Wu riß die Tür auf. »Ellie! Rein! Sofort!«
    Sie sah verwirrt zu ihm hinüber. »Aber es ist doch alles in Ordnung, ich hab alles im Griff...«
    »Sofort!«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß, was ich tue«, sagte sie. »Sofort, Ellie, verdammt noch mal!«
    Muldoon gefiel es nicht, daß Wu in der offenen Tür stand, und er wollte eben etwas sagen, als er vom Dach einen Schatten heruntersausen sah. Er wußte sofort, was los war. Wu wurde plötzlich ins Freie gerissen, und Muldoon hörte Ellie

Weitere Kostenlose Bücher