Jurassic Park
oder aus anderen Gründen. Aber ich glaube nicht, daß wir die Wirklichkeit verbessern sollten, nur weil wir das für angebracht halten. Wir haben da draußen jetzt echte Dinosaurier. Das ist es, was die Leute sehen wollen. Und das sollen sie auch zu sehen bekommen. Das ist unsere Verpflichtung, Henry. Das ist Aufrichtigkeit, Henry.« Lächelnd öffnete Hammond Wu die Tür.
Kontrollraum
Grant sah sich die Computermonitoren im Kontrollraum an, und ihn befiel ein vertrautes Gefühl des Unbehagens. Grant mochte Computer nicht. Er wußte, daß ihn diese Abneigung altmodisch machte, zu einem Forscher, der hinter der Zeit herhinkte, aber das war ihm gleichgültig. Einige der Jungen, die für ihn arbeiteten, hatten ein richtiges Gespür für Computer, eine Intuition, so wie andere Leute Gespür für ein Tier oder ein Baby zeigen. Grant hatte das nicht. Für ihn waren sie fremdartige, ja geheimnisvolle Maschinen. Sogar der fundamentale Unterschied zwischen einem Betriebssystem und einem Anwendungsprogramm verwirrte ihn und machte ihn mutlos, er fühlte sich dann wie ein Umherirrender in einer fremden Geographie, in der er sich gar nicht zurechtfinden wollte. Aber er merkte, daß Gennaro mit der Technik wohlvertraut war, und Malcolm schien in seinem Element zu sein: Er gab leise, schnuppernde Laute von sich, wie ein Bluthund, der eine Spur aufgenommen hat.
»Sie wollen die Kontrollmechanismen kennenlernen?« fragte John Arnold und erhob sich von seinem Stuhl in dem verdunkelten Kontrollraum. Arnold war der Cheftechniker, ein dünner, nervöser, 45jähriger Kettenraucher. »Wir haben ganz unglaubliche Kontrollmechanismen«, sagte er und zündete sich eine neue Zigarette an. »Zum Beispiel?« wollte Gennaro wissen.
»Zum Beispiel den Tierbewegungsmelder.« Arnold drückte einen Knopf auf seiner Konsole, die vertikale Glaskarte erhellte sich und zeigte ein Muster aus gezackten blauen Linien. »Das ist unser halbwüchsiger T-Rex. Der kleine Rex. Das sind seine sämtlichen Bewegungen im Park in den letzten 24 Stunden.« Arnold drückte noch einmal auf den Knopf. »Die 24 Stunden davor.« Noch ein Knopfdruck. »Und noch einmal davor.«
Die Linien auf der Karte schichteten sich immer dichter übereinander, es sah aus wie die Kritzelei eines Kindes. Aber das Gekritzel beschränkte sich auf ein bestimmtes Gebiet nahe der südöstlichen Seite der Lagune.
»Mit der Zeit bekommt man einen Eindruck von seinem Revier«, sagte Arnold. »Er ist noch jung, wissen Sie, deshalb bleibt er nahe am Wasser. Und er hält sich von dem großen, erwachsenen Rex fern. Wenn man die Karten für den kleinen und den großen Rex übereinanderlegt, können Sie sehen, daß sich ihre Wege nie kreuzen.«
»Wo ist der große Rex jetzt gerade?« fragte Gennaro.
Arnold drückte einen anderen Knopf. Die Linien verschwanden und ein einzelner leuchtender Punkt mit einer Codenummer erschien auf der Karte in dem Gebiet nordwestlich der Lagune. »Da ist er.«
»Und der kleine Rex?«
»Mann, ich kann Ihnen jedes Tier im Park zeigen«, sagte Arnold. Die Karte leuchtete auf wie ein Weihnachtsbaum, unzählige Lichtpunkte, jedes mit einer Codenummer versehen. Das sind jetzt alle
238 Tiere.«
»Wie genau lokalisiert?«
»Auf eineinhalb Meter genau.« Arnold zog an seiner Zigarette. »Wollen mal so sagen: Wenn Sie jetzt rausfahren, finden Sie sie genau da, wo sie auf der Karte angezeigt sind.«
»Wie oft wird das aktualisiert?« »Alle dreißig Sekunden.«
»Ganz schön eindrucksvoll«, bemerkte Gennaro. »Und wie funktioniert das?«
»Wir haben im ganzen Park Bewegungssensoren installiert«, sagte Arnold. »Die meisten sind verkabelt, einige senden über Funk. Natürlich sagt ein Bewegungssensor normalerweise nichts über die Tierart aus, aber wir bekommen die Ergebnisse der Mustererkennung direkt auf das Videobild. Und auch wenn wir nicht auf die Monitore schauen, der Computer tut's. Und kontrolliert, wo alle sind.«
»Macht der Computer auch Fehler?«
»Nur bei den Babys. Die verwechselt er manchmal, weil die so kleine Bilder liefern. Aber deswegen machen wir uns keine Sorgen. Die Kleinen bleiben fast immer dicht bei den Herden der ausgewachsenen Tiere. Außerdem haben wir die Kategorienzählung.«
»Was ist das?«
»Alle 15 Minuten zählt der Computer die Tiere in allen Kategorien«, antwortete Arnold. »So etwa.«
»Was Sie hier sehen«, fuhr Arnold fort, »ist das Ergebnis eines vollkommen unabhängigen Zählverfahrens. Es basiert nicht
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