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Just Listen - Roman

Just Listen - Roman

Titel: Just Listen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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dabei?«
    Mir war sofort klar, dass Clarke bei so was nie im Leben mitmachen würde. Zum einen, weil ihre Eltern sie umgebracht hätten, wenn sie es herausbekommen hätten. Zum anderen hielt Clarke sich grundsätzlich an Regeln, selbst an die, die sonst jeder ignorierte. Zum Beispiel, dass man sich duschen sollte, ehe man im Schwimmbad ins Becken stieg. Oder immer sofort aus dem Wasser ging, sobald der Bademeister das exklusive Seniorenschwimmen ankündigte. »Ich weiß nicht recht«, sagte ich, während ich gleichzeitig noch über Sophies Vorschlag nachdachte. »Vielleicht sollten wir es wirklich lieber lassen.«
    »Jetzt komm schon, Annabel! Sei keine Spaßbremse! Außerdem hat sich einer der Jungs speziell nach dir erkundigt. Er hat uns zusammen gesehen und gefragt, ob du auch da sein wirst.«
    »Nach mir?«
    Sophie nickte. »Ja. Mann, ist der süß! Heißt Chris Penirgendwas. Penner? Penning   –«
    »Pennington«, fiel ich ein. Ich konnte spüren, wie Clarke mich ansah. Sie war die Einzige, die wusste, wie unsterblich ich in ihn verknallt war. »Chris Pennington?«
    »Genau der.« Sophie nickte. »Kennst du ihn?«
    Ich warf einen Blick zu Clarke hinüber, die sich jedoch demonstrativ darauf konzentrierte, die Pizza in den Ofen zu schieben und dabei genau in der Mitte des Blechs zu positionieren.
    »Wir wissen, wer das ist«, sagte ich. »Nicht wahr, Clarke?«
    »Er ist richtig scharf«, ertönte es von Sophie. »Sie meinten, sie seien gegen acht da und brächten auch ein paar Bier mit.«
    »Bier?«
    »Reg dich ab.« Sophie lachte. »Du musst ja keins trinken, wenn du nicht willst.«
    Clarke knallte die Ofentür zu. »Ich kann hier nicht weg.«
    »Klar kannst du«, meinte Sophie. »Deine Eltern werden es nicht mal mitkriegen.«
    »Ich möchte nicht.« Clarke beendete die Diskussion. »Ich bleibe hier.«
    Ich sah sie an und wusste, ich sollte genauso antworten. Aber irgendwie wollte es nicht aus mir heraus. Vielleicht weil all meine Gedanken nur noch darum kreisten, dass Chris Pennington, den ich bestimmt an einer Million Nachmittagen heimlich und sehnsüchtig im Schwimmbad beobachtet hatte, dass eben jener Chris Pennington nach
mir
gefragt hatte. Ich zwang mich dazu, den Mund aufzumachen. »Na ja, vielleicht sollten wir   –«
    »Dann gehen eben nur ich und Annabel.« Sophie schnitt mir das Wort ab und sprang dabei von der Küchentheke. »Ist kein Thema, oder, Annabel?«
    Jetzt blickte Clarke mich an. Wandte mir ihren Kopf zu. Ich fühlte förmlich, wie ihre dunklen Augen mich eingehend musterten. Mit einem Mal empfand ich zwischen uns dreien ein Ungleichgewicht, eine Unausgewogenheit, die mich dazu zwang, mich zu entscheiden: Auf der einen Seite Clarke, meine beste Freundin, unser vertrautes Verhältnis, alles, was wir miteinander unternommen und durchgemacht hatten. Auf der anderen Seite Sophie und Chris Pennington. Aber nicht nur. Ein komplettes, neues Universum wartete dort auf mich, unentdeckt, grenzenlos. Jedenfalls für einen kurzen Augenblick. Für diese eine Nacht. Und dorthin zog es mich.
    »Clarke.« Ich trat einen Schritt auf sie zu. »Lass uns kurz mitgehen. Bloß für eine halbe Stunde oder so. Dann kommen wir zurück, essen Pizza, schauen Filme und so weiter, wie immer, okay?«
    Clarke war kein besonders emotionaler Mensch, im Gegenteil. Sie war die geborene Stoikerin, dachte extrem logisch, lebte nach dem Motto: Problem erkennen   – Problem lösen   – weitermachen. Aber in diesem Moment, noch während ich zu ihr sagte, was ich eben sagte, bemerkte ich etwas in ihrem Gesicht, das ich noch nie bei ihr wahrgenommen hatte: Erstaunen. Gefolgt von Verletztheit. Aber es kam so unerwartet und war auch so schnell wieder verschwunden, dass ich fast daran zweifelte, ob ich es wirklich gesehen hatte.
    »Nein. Ich komme nicht mit.« Clarke durchquerte den Raum, setzte sich aufs Sofa, schnappte sich die Fernbedienung. Eine Sekunde später zappte sie durch die Programme,Bildfetzen und buntes Flimmern rauschten über den Fernsehmonitor.
    »Dann eben nicht.« Achselzuckend wandte Sophie sich mir zu. »Auf geht’s.«
    Sie war schon auf dem Weg zur Haustür, während ich immer noch wie angewurzelt dastand. Alles hier in der Küche der Reynolds, überhaupt alles an diesem Abend, schien so vertraut: der Geruch der Pizza im Ofen, die Zwei-Liter-Colaflasche auf der Arbeitsplatte, Clarke selbst, wie sie in ihrer Ecke auf dem Sofa hockte, mein Platz neben ihr, der frei war und darauf wartete, dass ich mich zu

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