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Just Listen - Roman

Just Listen - Roman

Titel: Just Listen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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ihr setzte. Doch dann blickte ich den Gang hinunter zu Sophie, die in der offenen Haustür stand. Hinter ihr gingen flackernd die Straßenlaternen an; es wurde gerade dunkel. Und bevor ich es mir anders überlegen konnte, lief ich zu ihr, hinaus auf die Straße.
    Noch Jahre später konnte ich mich bis in alle Einzelheiten an jene Nacht erinnern. Wie ich mich fühlte, während ich durch das Loch im Schwimmbadzaun kroch und über den dunklen Parkplatz zu Chris Pennington lief; wie er mich anlächelte und zur Begrüßung laut meinen Namen sagte; wie das Bier schmeckte, das er mitgebracht hatte. Der erste Schluck prickelte frisch in meinem Mund. Wie er später mit mir um das Becken herumging. Wie es sich anfühlte, ihn zu küssen, seine Lippen warm auf meinen, mein Rücken an die kühle Wand hinter mir gepresst. Wie ich Sophie in der Ferne lachen hörte. Ihre Stimme schallte über das ruhige Wasser. Sie stand irgendwo auf der anderen Seite des Schwimmbeckens mit Chris’ bestem Freund zusammen, einem Typen namens Bill, der am Ende jenes Sommers wegzog. An all diese Dinge erinnere ich mich klar und deutlich. Aber
ein
Bild,
ein
Moment hat sich mirdarüber hinaus förmlich eingebrannt. Es war später an jenem Abend; ich blickte über den Zaun und bemerkte, dass auf der anderen Straßenseite unter einer Laterne jemand stand. Ein Mädchen mit dunklen Haaren, nicht besonders groß, in Shorts, ohne Make-up. Sie konnte unsere Stimmen hören, uns allerdings nicht sehen.
    »Annabel, komm endlich, es ist schon ganz schön spät«, rief sie.
    Wir verstummten. Ich sah, wie Chris in die Dunkelheit spähte. »Was war das denn?«
    »Psst, da ist jemand. Da draußen treibt sich wer rum«, meinte Bill.
    »Da ist nicht
jemand
.« Sophie verdrehte die Augen. »Sondern Cla-atschi.«
    »Cla-wie bitte?«, fragte Bill belustigt.
    Sophie griff sich an die Nase, hielt sie mit zwei Fingern zu. »Cla-atschi«, wiederholte sie; ihre Stimme klang genau wie die von Clarke, so verstopft und verschnupft, dass es schon fast unheimlich war. Aber während die anderen laut lachten, verspürte ich ein Stechen in der Brust. Erneut spähte ich über die Mauer zu Clarke hinüber und wusste:
Das
hatte sie gehört. Sie stand nach wie vor unter der Laterne auf der anderen Straßenseite. Aber sie würde keinen Schritt näher kommen. Es war an mir, zu ihr zu gehen.
    »Ich werde dann mal besser   –«, begann ich und trat einen Schritt vor.
    »Annabel!« Sophie warf mir einen durchdringenden Blick zu, der mir in jenem Moment noch neu war; doch lernte ich diesen Gesichtsausdruck, eine Mischung aus Ärger und Ungeduld, im Laufe der Zeit sehr gut kennen. In den Jahren nach jenem Abend warf Sophie mir diesenBlick noch millionenfach zu   – immer dann, wenn ich nicht das tat, was sie wollte. »Was hast du vor?«
    Chris und Bill beobachteten uns.
    »Es ist bloß wegen   …«, begann ich, hielt jedoch inne, setzte neu an: »Am besten, ich verschwinde.«
    »Nein. Absolut nicht.«
    Ich hätte einfach gehen sollen. Weg von Sophie und allem, was dazugehörte. Das Richtige tun. Tat ich aber nicht. Später redete ich mir ein, es hätte an Chris Pennington gelegen. Weil seine Hand auf meinem Rücken ruhte und Sommer war. Weil kurz zuvor seine Lippen meine berührt hatten, er mit seinen Händen mein Haar zerwühlt und mir zugeflüstert hatte, ich sei wunderschön. Die Wahrheit jedoch war: Ich hatte in jenem Moment Angst vor Sophie. Angst davor, was passieren würde, wenn ich mich ihr widersetzte. Das war es, was mich davon abhielt zu gehen. Und mich noch Jahre später beschämte.
    Also blieb ich stehen, wo ich war. Und Clarke ging nach Hause. Als ich später bei ihr vorbeischaute, waren die Lichter aus und die Gartentür zu. Ich betrat das Grundstück trotzdem, lief zum Haus. Doch anders als an dem Abend, als wir bei Sophie vorbeigegangen waren, öffnete sich die Haustür nicht. Stattdessen ließ Clarke mich draußen stehen. Ließ mich warten, wie ich sie hatte warten lassen, vor dem Schwimmbad. Bis ich mich schließlich umdrehte und heimtrottete.
    Ich wusste, dass Clarke obersauer auf mich war, ging jedoch trotzdem davon aus, wir würden das schon wieder hinbiegen. Es war
ein
Abend   – ich hatte
einen
Fehler gemacht. Sie würde darüber hinwegkommen. Aber als ich mich am nächsten Tag im Schwimmbad zu ihr gesellte, würdigte sie mich keines Blickes, ignorierte meine wiederholtenBegrüßungen, wandte sich ab, als ich mich auf den Liegestuhl neben ihr setzte.
    »Komm schon,

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