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Just Listen - Roman

Just Listen - Roman

Titel: Just Listen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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zwischen Clarke, Sophie und mir abgespielt hat, liegt immerhin bereits einige Jahre zurück. Trotzdem musste ich in dem Sommer, der gerade vergangen ist, plötzlich wieder häufig an Clarke denken, besonders, wenn ich allein im Schwimmbad war. Vieles wäre anders gelaufen, wenn ich in jener Nacht nicht Sophie gefolgt, sondern sie ohne mich zum Schwimmbad gegangen wäre und ich mich auf meinen angestammten Sofaplatz neben Clarke gesetzt hätte. Aber ich hatte mich entschieden und konnte das Rad nicht mehr zurückdrehen.
    Dennoch kam es mir manchmal   – insbesondere am späten Nachmittag, wenn ich die Augen schloss und vor mich hin träumte, der schrillen Trillerpfeife des Bademeisters sowie dem Lärmen der Kinder lauschte, die im Wasser planschten   – so vor, als wäre alles noch wie früher. Zumindest so lang, bis ich hochschreckte, weil mein Liegestuhl mittlerweile im Schatten stand, die Luft kühler und es Zeit geworden war, heimzugehen.
     
    Als ich von der Schule nach Hause kam, war niemand da. Das Lämpchen am Anrufbeantworter blinkte. Ich holte mir einen Apfel aus dem Kühlschrank und polierte ihn an meinem T-Shirt , während ich zurückging, um die Nachrichten abzuhören. Die erste war von Lindy, meiner Agentin.
    »Hi Grace, ich bin’s. Ich sollte dich zurückrufen. Tut mir leid, dass es so lang gedauert hat, aber meine Assistentin hat gekündigt, worauf ich diesen nichtsnutzigen Kerl von der Zeitarbeitsagentur hier hocken hatte, damit wenigstens wer ans Telefon geht   – eine einzige Katastrophe, das kann ich dir flüstern. Wie auch immer, bisher gibt es jedenfalls nichts Neues, aber ich habe demnächst noch mal einen Termin bei
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. Vielleicht ergibt sich daraus ja etwas. Ich halte dich auf dem Laufenden. Hoffe, bei dir ist alles okay. Grüß Annabel von mir. Ciao.«
    Biep. Ich hatte seit Tagen nicht mehr an den Vorstellungstermin bei
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gedacht; meiner Mutter dagegen ging das Thema vermutlich nicht aus dem Kopf. Doch da ich auch jetzt nicht groß darüber nachdenken wollte, hörte ich die nächste Nachricht ab. Kirsten. Sie war berüchtigt für ihre Endlosnachrichten. Gelegentlich, wenn der Anrufbeantworter sie vorzeitig aus der Leitung warf,rief sie sogar zweimal hintereinander an. Sobald ich daher hörte, um wen es sich handelte, rückte ich mir einen Stuhl zurecht.
    »Ich bin’s. Wollte nur mal Hallo sagen und fragen, wie es euch so geht. Bin gerade auf dem Weg zu einer Vorlesung; wir haben heute mal wieder ein Traumwetter. Ach, und ich weiß nicht, ob ich euch das schon erzählt habe: Ich gehe in diesem Semester zu ein paar Veranstaltungen in Kommunikationswissenschaft. Wurde mir von einer Freundin wärmstens empfohlen, ist auch wirklich super. Psychologischer Ansatz, ich lerne total viel. Und der Assistent des Professors, der den Begleitkurs dazu unterrichtet, ist toll. Ich meine, in anderen Seminaren schalte ich schon mal ab, selbst wenn ich das Thema eigentlich interessant finde. Aber Brian schafft es echt, einen zu begeistern. Wirklich. Er hat mich sogar dazu gebracht, darüber nachzudenken, ob ich Kommunikationswissenschaft nicht als Nebenfach machen möchte, weil ich damit so viel anfangen kann. Aber da gibt es ja auch noch mein Filmseminar, das ich ebenfalls superspannend finde. Na ja, wie ihr seht, weiß ich noch nicht genau   … So, ich bin fast da, die Vorlesung fängt gleich an. Hoffe, euch geht’s gut. Vermisseeuchhabeuchliebtschüs.«
    Kirsten war so daran gewöhnt, dass der Anrufbeantworter ihr das Wort abschnitt, dass sie gegen Ende ihrer Nachrichten immer rasend schnell sprach. Die letzten Worte ratterte sie bloß noch so runter und gewann den Kampf gegen den drohenden Biep oft nur knapp. Ich drückte auf den entsprechenden Schalter am Gerät, um die beiden Nachrichten zu speichern. Dann war es wieder still im Haus.
    Ich stand auf, nahm meinen Apfel, ging durchs Esszimmerund blieb im Eingangsbereich   – wie so oft   – vor dem großen Schwarz-Weiß-Foto stehen, das gleich gegenüber der Haustür hing. Ein querformatiges Bild, das meine Mutter und uns drei Schwestern auf der steinernen Mole in der Nähe eines Ferienhauses am Meer zeigt, welches meinem Onkel gehört. Wir haben alle etwas Weißes an. Kirsten eine Jeans und ein schlichtes T-Shirt mit V-Ausschnitt ; meine Mutter ein Sommerkleid. Whitney trug ein Bikini-Oberteil und eine Hose mit Kordel im Bund, ich: Tank-Top, langer Rock. Hinter uns das Wasser erstreckte sich bis zu den Rändern des

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