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Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)

Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)

Titel: Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Plischke
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mehr rausgeholt. Also dachte ich mir: Strafe muss sein. Er recherchiert gerade über die frühere Karriere von Leo Beauregard. Purrtra hatte da so eine scheinbar unschuldige Anspielung gemacht, die mir ein bisschen zu unschuldig vorkam. Jedenfalls brütete der gute Bruno über seinem Rechner, und ich habe mich mit der Ansage verdrückt, eine längere Sitzung auf dem Porzellanthron in Angriff zu nehmen.« Pollock checkte die Uhrzeit in seinem Monokel. »Inzwischen dürfte er begriffen haben, dass ich unsere gemeinsame Bleibe verlassen habe – vorausgesetzt, er hat alle Klos gefunden, die es zu überprüfen gibt. Ich sag’s dir, meine Liebe, gegen Nadars Wohnung sehen so manche Heckenlabyrinthe auf Paradox Gamma echt alt aus. Wie dem auch sei: Sobald Bruno erst einmal geschnallt hat, dass ich ihn abgeschüttelt habe, wird es nicht lange dauern, bis er mich ausfindig macht. Sofern ich das richtig verstanden habe, gehören die Läden und Restaurants hier auf dem Boulevard zum öffentlichen Bereich, der selbstverständlich – und natürlich nur aus Sicherheitsgründen – streng überwacht wird. Bruno muss also nur den Mut aufbringen, bei Trudy anzurufen und sie zu bitten, mich zu orten.« Pollock grinste. »Ups. Ich bin ihn eventuell doch noch ein Weilchen los. Bruno ist alles andere als der Typ für potenziell peinliche Nachfragen.«
    Aber für peinliches Dazwischenplatzen, wenn ich gerade vorhabe, meine erste und einzige Verdächtige auszuquetschen. Pollock ließ den Blick über die Flaneure schweifen und blieb an etwas hängen, das ihm wieder einmal zweifelsfrei bewies, dass die moderne Welt am Ende doch nur ein gigantisches Irrenhaus war. »Madonna, du fasst es nicht. Da drüben trägt eine Frau eine fette Angorakatze ohne Beine spazieren. Dafür hat das Vieh so viele Klunker am Halsband, dass man damit wahrscheinlich problemlos unser neues Projekt produzieren könnte. Angorakatzen ohne Beine mit einem Millionenbudget zur Zierde. Jetzt habe ich wirklich alles gesehen. Wie kackt dieses Ding, ohne sich dabei komplett einzusauen? Tja, noch ein Rätsel, das ich ein andermal lösen muss.«
    Pollock kratzte einen letzten Rest Karpfenschaum aus einer der Schüsseln. »Ansonsten bin ich dir – und ich hoffe, du weißt dieses Eingeständnis entsprechend zu würdigen – sehr dankbar, dass du mich aus der Versenkung geholt hast. Ich habe schon keinen so guten süßsauren Karpfenschaum mehr gegessen, seit …« Ein plötzlicher Druck in seinem Schädel brachte Pollock zum Blinzeln. »Seit …« Es war ein Gefühl, als wollte sich etwas viel zu Großes in etwas viel zu Kleines zwängen – ein Elefant in einen Kaninchenbau oder eine Faust in ein Nasenloch. »Seit …« Seit wann?
    Dann schossen Pollock die Bilder durch den Schädel. Von den Wänden einer einfachen Modulhütte. Von einem improvisierten Tresen aus umfunktionierten Transportkisten für Bergbaugerät. Vom Gesicht eines jungen Nacktmullbetas, das von nackter Angst gezeichnet war. Die Bilder lösten eine heftige Gefühlsregung in Pollock aus. Er mahlte mit dem Kiefer, sein Herz schlug schneller. »Keiner kommt jemals wieder«, hallte die Stimme des jugendlichen Brunos aus seinem Erinnerungsfetzen. Gambela … es war in Gambela!
    Eine Bewegung unmittelbar vor ihm holte Pollock aus der Vergangenheit zurück. Jenseits der unsichtbaren Grenze, die der Schallschutz um seinen Tisch zog, stand ein Mann, der versuchte, durch ein rasches Winken Pollocks Aufmerksamkeit zu erregen.
    Der Zorn, den die freigesetzte Erinnerung in ihm geweckt hatte, war noch nicht ganz verflogen.
    »Was?«, blaffte Pollock, ohne zu realisieren, dass der Mann ihn gar nicht hören konnte.
    Der Störenfried wertete Pollocks kurze Lippenbewegung ganz offenkundig dennoch als Einladung, denn er trat über die Grenze und nahm ungefragt gegenüber von Pollock Platz. Es war auf den ersten Blick zu erkennen, dass der schmächtige Kerl kein Atlanter war. Zu viele Hautunreinheiten, zu ungepflegte Hände, zu alte Multibox – und kein Einheimischer, der etwas auf sich hält, würde sich mit so übel zurückgeschleimtem Haar auf den Boulevard wagen. Aber das Hemd ist neu. Neu und teuer. Applikationen aus echtem Pseudodaktylusleder .
    »Pollock Shermar?«, fragte der Mann.
    »Wer will das wissen?«
    »Mason Lee.« Zu dieser knappen Vorstellung erhielt Pollock gratis ein Lächeln, das kaum weniger schleimig war als die Frisur des Typen.
    »Mason Lee?« Der älteste Hut der Welt! »Ich kann Sie gern so nennen,

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