Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)

Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)

Titel: Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Plischke
Vom Netzwerk:
das Feilen ihrer Zähne wirklich notwendig war. Manche ihrer Klienten schätzten es, wenn sie ihre Zähne so weit stutzte, dass sie kaum noch auffielen. Anderen konnten sie gar nicht lang genug sein. Colt Nadar war eindeutig einer aus der zweiten Gruppe.
    Während sie sich das Fell auf Wangen und Kinn glatt bürstete, machte sich Jessica eine wichtige geistige Notiz. Sie wollte Pop noch unbedingt aushorchen, warum er ihr nicht selbst gesagt hatte, dass all ihre Termine mit Colt Nadar gestrichen waren, anstatt ihr das ausgerechnet über Woods ausrichten zu lassen. Es war schon komisch genug gewesen, dass Pop dazu übergegangen war, ihr ihre letzte Buchung bei Colt nur als nüchterne Textnachricht auf die Multibox zu schicken. Sonst ließ es sich Pop ja auch nicht nehmen, ihr wenigstens in einer kurzen Videobotschaft ein paar warme Worte mit auf den Weg zu geben, wenn er sie zu einem Klienten schickte. Nur bei Woods hatte er da bisher eine Ausnahme gemacht, und jetzt eben auch bei Nadar. Es hätte ihr egal sein können, weil sie mit etwas Glück demnächst sowieso keinen einzigen Kliententermin mehr wahrnehmen würde und weil Woods sie ziemlich auslastete. Außer ihm war Colt sogar der einzige Klient, den sie in letzter Zeit gehabt hatte. Aber sie mochte Colt nun einmal. Er war der Klient, der Woods noch am ähnlichsten war. Wenn sie ihm einen Besuch abstattete, wollte er meistens nur über seine Frau reden und ein bisschen in den Arm genommen und festgehalten werden. Immer, wenn er mehr von ihr verlangt hatte, hatte er vorher überall Räucherstäbchen im Raum verteilt und das Licht gelöscht, bevor er zu ihr ins Bett gekrochen war. Ob ich ihn vermissen werde?
    Es klingelte.
    »Mist«, fluchte Jessica. Er ist zu früh! »Ich komme gleich.« Sie schleuderte die Bürste von sich, hüpfte zum Schrank, griff sich nun doch den Overall und schlüpfte geschickt hinein. Mit der einen Hand noch am Reißverschluss öffnete sie die Tür. »Woods«, trällerte sie begeistert. »Tut mir leid, ich …«
    Er fasste sie an der Hüfte, schob sie in die Kabine hinein und trat mit der Ferse die Tür hinter sich zu. Sie ließ es gern geschehen, dass er sie aufs Bett drückte. Sie rieb sogar das Gesicht gegen seine Schulter und flüsterte verführerisch: »Lässt da jemand endlich die Maske der vornehmen Zurückhaltung fallen?«
    Jessica hielt die Kraft, mit der er sie in die Matratze drückte, für ein Zeichen entfesselter Leidenschaft. Erst als sie seine ausgefahrenen Krallen an der Kehle spürte, dämmerte ihr, dass sie sich irrte, aber es war zu spät für einen Schrei. Sie starb schnell und nahezu geräuschlos, den Geschmack ihres eigenen Bluts im Mund.

14
    27.09.3042 A.D., 11:38
    System: Sol
    Planet: Erde
    Ort: Lantis Island, Residenz von Cleo Purrtra
    Wie die allermeisten Falkenbetas hatte Kes sehr scharfe Augen und einen sehr genauen Blick fürs Detail. Es war eine der Eigenschaften, die Cleo am meisten an ihm schätzte – und nicht nur, wenn er ihr ein von ihm perfekt angerichtetes Lunch servierte so wie jetzt.
    »Hühnchen-Satsuma-Sandwich«, schnurrte Cleo nach dem ersten köstlichen Bissen und kuschelte sich tiefer in das zerrissene Polster ihrer Gartenschaukel. »Du weißt, wie man mich glücklich macht.« Sie ließ den Blick über die Lichtung schweifen. »Und schön aufgeräumt hast du auch.«
    Kes wischte einen Tropfen Eistee weg, der von der Tülle der Karaffe auf den Tisch gelaufen war. »Danke. Die neuen Möbel werden heute Nachmittag geliefert.«
    Cleo musterte die Stelle auf Kes’ Stirn, wo ein Streifen Heilgel sein zartes Gefieder verklumpte. »Tut es sehr weh?«
    »Die kleine Schramme? Nein.« Sorgfältig faltete Kes die Stoffserviette zusammen, mit der er den Eisteetropfen beseitigt hatte. »Mein verletzter Stolz hingegen, der tut weh, ja.« Er drehte den Kopf um nahezu einhundertachtzig Grad nach hinten, als schämte er sich. »Und es tut mir leid, dass dieser aufdringliche Schnüffler dich retten musste.«
    »Er musste mich nicht retten«, wiegelte Cleo mit vollem Mund ab. Das wäre ja noch schöner. »Kong hätte mir kein Haar gekrümmt. Gorillas, die brüllen, beißen nicht.«
    »Trotzdem.« Kes zog sich einen Stuhl heran, dessen Rückenlehne aus Korbgeflecht von wütenden Fausthieben zersplittert war. »Was hast du ihm erzählt?«
    »Kong?«
    »Diesem Shermar.«
    »Nichts.« Cleo klappte ihr Sandwich einen Spalt auf, um mit ihrer Zeigefingerkralle einen der köstlich-frischen Satsumaschnitzen aufzuspießen.

Weitere Kostenlose Bücher