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Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage

Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage

Titel: Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage
Autoren: Boris Koch
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wie der Nebel oder der Wind.
    Er hatte versucht, aus Giselles Aufzeichnungen schlau zu werden, doch er war kein Wissenschaftler und hatte nur wenig verstanden. Er hatte die Untersuchungen weiterlaufen lassen, die Diagramme füllten sich mit Zahlen und Kurven, die er ignorierte. Irgendwann würde jemand kommen, der sie verstand.
    Der alles verstand, was hier geschehen war. Als Justifier war er für das Handeln zuständig, nicht für das Verstehen. Und er hatte gehandelt.
    Seit Weihnachten war es kühler geworden, und der Wind blies nun scharfer und böiger, die feuchte Luft roch frischer. Wenn es hier so etwas wie Jahreszeiten gab, dann wurde es Herbst.
    Nicht mehr lange bis zu Schmidts Ankunft.
    Er flog mit dem JVTOL zwischen die ersten beiden Bergketten, wo er nach mühevoller Suche einen passenden Landeplatz gefunden hatte. Von dort begann er den Aufstieg zur Höhle, in der Dr. Schmidt aus dem Portal treten würde. Aleksej hielt sich eng am Felsen und achtete auf einen sicheren Halt, sodass die heftigen Böen ihn nicht davonwehten. Er hatte ausreichend Zeit, um nichts riskieren zu müssen.
    Im ständigen Wind hörte er nun öfter Pavels schmerzerfülltes Heulen oder ferne Todesschreie. Zahlreiche Schemen im Nebel erinnerten ihn an ein tobendes Nashornbeta, manche an einen Bison. Er achtete weder auf das eine noch auf das andere, nichts davon war echt.
    Als er die Höhle erreichte, zeigte der rote Counter am TransMatt-Portal noch gut sieben Stunden an. Aleksej legte die Betäubungspistole ab und machte es sich auf einem Felsbrocken so bequem wie möglich. Noch hatte er nicht entschieden, ob er Schmidt betäuben würde, immerhin war er inzwischen nur noch allein auf dem Planeten. Das erleichterte die Tat im ersten Moment, doch falls im Koffer etwas fehlen sollte, würde der Verdacht unweigerlich auf ihn fallen. Selbst wenn nichts fehlen sollte, würde ihm Tymoshchuk wahrscheinlich irgendetwas vorwerfen.
    Du kannst doch keinen Mitarbeiter niederschießen, Verlierer! Dafür wird dir deine Belohnung gestrichen!
    Von wegen Verlierer. Er war der letzte Lebende auf dem Planeten, verlieren sah seiner Meinung nach anders aus. Wie ein Gewinner fühlte er sich unter all den Toten in der Baba Yaga aber auch nicht.
    Er ruhte ein wenig, aß einen komprimierten Vitaminriegel und nahm eine weitere Aufputschpille, als der Counter bei einer Stunde angekommen war.
    Als er bei einer Minute stand, griff Aleksej nach der Betäubungspistole. Es war zu riskant, er würde nicht schießen, jeder mögliche Bluff wäre zu leicht zu durchschauen. Doch falls sich Schmidt aus irgendeinem Grund komisch verhielt oder sonst etwas Seltsames geschah – er fühlte sich sicherer mit einer Waffe in der Hand. Dem Entführer traute er nicht, der hatte ihn schon einmal ausgeknockt.
    Langsam ging er ein paar Schritte zurück, um sich etwas Spielraum und Reaktionszeit zu verschaffen.
    Hosenscheißer! Was soll schon geschehen? Da kommt ein verwirrter Wissenschaftler mit Koffer raus, der erwartet, ein Bürogebäude zu betreten, und sonst gar nichts.
    Er ignorierte die Stimme, auf diesem Planeten konnte man schließlich nie wissen.
    Noch zehn Sekunden.
    Plötzlich schien die Zeit zu rennen, und er fragte sich, ob er nicht doch schießen sollte. Einfach so, falls sich zufällig die Chance zur Flucht bieten sollte. Einhundertundzehn Millionen.
    Nein.
    Noch vier Sekunden.
    Drei.
    Zwei.
    Eins.
    Unter lautem Getöse explodierte das Portal.
    Aleksej wurde von einer Druckwelle erfasst und taumelte zurück. Reaktionsschnell wandte er das Gesicht ab. Kleine Teilchen flogen rechts und links an ihm vorbei, trafen ihn am Rücken oder streiften ihn. Der Knall, von den Wänden lautstark zurückgeworfen, dröhnte noch immer in seinen Ohren. Als das letzte Steinchen zu Boden geregnet war, herrschte Stille.
    Langsam drehte sich Aleksej um, von dem Portalbogen standen lediglich zwei kümmerliche Stumpen auf der verbeulten und zerkratzen Bodenplatte. Überall lagen Bruchstücke herum, Stahl und Kunststoff, dazwischen ausgefranste Kabelreste und herausgebrochene Splitter aus den Felswänden.
    »Was?«, schrie Aleksej die Überreste an, als könnten sie ihm eine Antwort geben.
    Was sollte das?
    Wofür der ganze Aufwand bei der Entführung, um Schmidt bei seiner exakten Ankunft letztlich doch in die Luft zu jagen? Aleksej fluchte. Er schleuderte die Pistole gegen den Fels und tobte, beschimpfte den Entführer aufs Übelste und jeden, der ihm noch einfiel.
    »Warum?«
    Was bedeutete
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