Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage
Auftrag gehandelt haben, ist nicht erwiesen, doch sie haben das Opfer wohl bei einer Befragung totgeprügelt. Allen Erkenntnissen zufolge befand sich das Opfer nicht einmal im Besitz der gewünschten Informationen. Dabei handelte es sich um die versteigerten Zielkoordinaten des von Unbekannten verschleppten Dr. Schmidt. Ein Vertreter der Rosetti-Familie hatte bei ihrer öffentlichen Versteigerung mitgeboten. Wie aus Insiderkreisen zu vernehmen ist, ist das Interesse an dieser Information inzwischen erloschen. Und das macht diesen Mord in meinen Augen noch deutlich verabscheuenswerter, falls eine solche Steigerung bei Mord überhaupt möglich ist.«
»Das gibt es doch nicht«, stieß Lydia hervor, die sich kurz fragte, ob der Junge, den sie geküsst hatte, den Hinweis gegeben hatte. Sie würde gern glauben, dass er es gewesen war, um ihr Leben zu retten, doch das war wohl Wunschdenken. So viel Eindruck hatte sie bestimmt nicht auf ihn gemacht, er hatte nur einen nachlässigen Schmatzer bekommen.
»Bedauerst du, dass du die Anklage abgeschickt hast?«, fragte José.
»Nein.« Noch immer fassungslos starrte sie auf den Monitor, sie hatte seine Frage nur halb wahrgenommen.
»Hallo?« Er pochte ihr spielerisch mit einem Finger gegen den Kopf.
»Was?«
»Hast du das gerade kapiert? Die Mörder sitzen im Knast. Damit bist du frei zu gehen. Ab jetzt bist du auf den Straßen wieder sicher.«
Als hätte sie seine Worte gebraucht, um wirklich zu begreifen, was ihr Hirn eigentlich schon längst aufgenommen hatte, packte sie wilde Freude. Alles hatte sich geändert! Sie sprang auf, breitete die Arme aus und hüpfte ganz und gar nicht anmutig auf und ab. Dabei schrie sie: »Na, dann los!«
»Sofort?«
»Natürlich! Ich will raus!«
»Und wohin?«
»Irgendwo essen! Was trinken, was auch immer. Komm!« Sie packte seine Hände, um ihn von der Couch hochzuziehen.
»Du willst mit mir weggehen?« Er lächelte vorsichtig und erhob sich.
»Was denn sonst?« Plötzlich verstand sie, was er gesagt hatte, wie er es gemeint hatte. Sie war frei zu gehen und könnte ihn nun jederzeit verlassen. Auch wenn er sich für sie freute, jetzt würde sich zeigen, wie sie zu ihm stand. Egal, was sie in den letzten Wochen gesagt und getan hatte, er hatte nie sicher sein können, dass es nicht gespielt war. Er war ihr Unterschlupf gewesen, nun könnte sie in ihr altes Leben zurück. Nun konnte sie entscheiden, was ihr lieber war, und davor hatte er Angst.
Was für ein Trottel , dachte sie glücklich. Wohin sollte sie denn so rasend schnell zurückkehren?
»Ich würde trotz allem gern noch eine Woche bleiben, wenn das für dich okay ist«, sagte sie und berührte mit den Fingern seine glatten Wangen. »Bis zu deinem Geburtstag. Immerhin schulde ich dir noch einen Stapel Geschenke, die ich jetzt zum Glück gefahrlos besorgen kann.«
Er grinste. »Klar kannst du bleiben.«
»Danke. Außerdem kommt dann ja noch die Gerichtsverhandlung, die wohl hier stattfinden wird. Ich kann mir irgendwo ein Zimmer nehmen, aber wenn ich noch ein wenig bei dir wohnen könnte, wäre das schön.«
»Solange du willst.«
»Vorsicht mit solchen Versprechen.« Sie löste sich von ihm, um sich richtig anzuziehen, Parfum aufzulegen und die Lider zu färben. Das erste Ausgehen musste zelebriert werden. Monatelang hatte sie sich versteckt und gegrübelt, nun hatte ein anonymer Hinweis alles gelöst. Manchmal nahm das Leben seltsame Wege.
»Auf was hättest du Lust?«, rief er ihr hinterher, als sie im Bad verschwand. »Burger?«
»Fleisch ist nie verkehrt!« antwortete sie. Sie schrie es fast, obwohl die Tür offen stand. Es tat gut, nicht mehr leise sein zu müssen.
Zusammen mit José würde sie noch die Drecksäcke von der Liga fertigmachen, und dann wäre sie endlich völlig frei. Morgen würde sie ihre Kündigung an GalaxyView senden. Wenn die sie nicht schon längst rausgeschmissen hatten, ohne dass sie es in ihrem Versteck mitbekommen hatte.
Sie lächelte ihr Spiegelbild an.
31
23. März 3042 (Erdzeit)
Planet: Deadwood
Jede Woche, seit er allein auf Deadwood zurückgeblieben war, war Aleksej mindestens einmal auf einen der hohen Berggipfel gestiegen, die aus dem ewigen Nebel herausragten, um die Sonne zu sehen. Alles andere hätte ihn vollkommen wahnsinnig gemacht.
Er hatte viel mit Doreens gefrorenem Körper gesprochen, auch wenn sie nicht geantwortet hatte, nur die Stimme in seinem Kopf. Mit der redete er schon lange nicht mehr, sie war einfach da
Weitere Kostenlose Bücher