Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage
Menschen arbeiteten, sie galten nicht als vollwertige Menschen.
Es ging nicht um Einfügen oder Menschlichkeit oder sonst was, es ging schlicht darum, dass sie eben dafür gezüchtet worden waren, die Drecksarbeit zu verrichten. Es war gut, einen solchen Beta zu besitzen, dann konnte man selbst saubere Hände behalten und musste nicht raus in den unerforschten Weltraum. Doch die wenigsten wollten, dass so jemand frei herumlief und selbst entschied, gegen wen er die Gewalt anwendete, die in seine Gene gepflanzt wurde. Solche Entscheidungen sollten an aufgeräumten Schreibtischen getroffen werden, nicht von halben Tieren.
Bereits im frühen 22. Jahrhundert war die Genmanipulation so weit vorangeschritten, dass die ersten Alpha Class Humanoid Contructs in Laboren erschaffen werden konnten, indem man menschliches Genmaterial in Tierembryonen pflanzte. Es entstanden Tiere mit menschlicher Intelligenz, die sich jedoch ihrem Ausbilder unterwarfen. Im Unterschied zu normalen Tieren konnten sie komplexere Befehle als Sitz und Gib Pfote ausführen und das, ohne dass der Ausbilder direkt dabeistand. Ein selbstständig denkender Wachhund war besser als einer, der nur kläffen konnte, und Vögel mit tierischer Intelligenz eigneten sich hervorragend für Spähertätigkeiten. Im ersten Kon-Krieg von 2201 wurden ganze Gruppen von Alpha-Humanoiden als Sabotageeinheiten eingesetzt. Wer intelligent ist, kann gezielt zerstören, wer Tier ist, auf den wird weniger Rücksicht genommen, eine ideale Mischung für den Krieg.
Der Fortschritt hatte schließlich zu den Beta Class Humanoid Constructs geführt, die vom Körperbau viel stärker einem Menschen ähnelten, sie hatten Greifhände mit tierischen Krallen, um Werkzeug und Waffen zu benutzen, und verfügten zur menschlichen Intelligenz über tierische Instinkte, waren – je nachdem, welches Tier in ihnen steckte – schneller, stärker und gewandter als ein Mensch und verfügten über viel feinere Sinne.
Die Ironie der Geschichte bestand darin, dass sich der Mensch über Jahrtausende vom Affen fortentwickelt hatte, nur um die Gene wieder zu mischen, sobald er technisch dazu in der Lage war.
Als wäre der nächste Schritt nach vorn einer zurück zu den Ursprüngen , dachte Aleksej gern, aber er wusste, dass es nicht um Fortschritt ging, sondern um Ausbeutung und Rendite. Während man sogenannte augmented humans , quasi körperlich verbesserte Menschen, immer noch wie Menschen behandeln und bezahlen musste, waren Betahumanoide von Anfang an als etwas angesehen worden, dass man besitzen darf. So wie ein Ding, eine Pflanze, ein Tier, es war etwas, das man selbst entwickelt hatte wie ein neues Medikament oder Kunstwerk. Das unter das Patentrecht fiel, nicht Menschenrecht.
Es hatte lange Diskussionen gegeben, ob Betas eine Seele besaßen, aber da diese erstens nicht messbar war und zweitens auch bei Tieren und Menschen je nach religiöser oder philosophischer Position immer wieder zu Auseinandersetzungen führte, hatte dies keine Konsequenzen für den Status der Betas gehabt.
»Wer was gemixt hat, der darf’s behalten«, brachte es der Kabarettist Donald Hansson auf den Punkt, und so wurde es lange gehandhabt, ganz im Sinne der Konzerne.
Solange Betas im Besitz eines Konzerns waren, mussten sie entsprechend nicht bezahlt werden, konnten nicht kündigen und keine Urlaubsanträge stellen. Er konnte sich nicht einmal offiziell über seine Arbeitsbedingungen beschweren.
Neben den Tierschutz- und Menschenrechtsorganisationen hatten sich jedoch auch welche für die Belange der Betas gebildet. Auch die Gewerkschaften hatten sich für Betas starkgemacht, immerhin schufteten einige in den Minen auf neuen Planeten, und die Gewerkschaft vertrat ihre Interessen, auch wenn die Motive dabei nicht immer edel waren.
Lange wurde gefeilscht, bis 3040 endlich ein Kompromiss gefunden war, dem auch die Konzerne zustimmen konnten: Den Betas wurde halbmenschlicher Status zuerkannt, was unter anderem dafür sorgte, dass sie nicht mehr grundlos gequält werden durften. Doch es gab gute Anwälte, die für fast alles einen Grund fanden.
Darüber hinaus blieben sie im Besitz der Konzerne, sollten aber die Möglichkeit erhalten, sich freizukaufen, und zwar nach dem sogenannten Buyback-Prinzip. Ein Beta musste dem Konzern so viel Geld einbringen, dass seine Herstellung und weitere Unkosten finanziert waren und noch ein angemessener Gewinn drin war. Die entsprechende Summe wurde vom Konzern festgelegt und belief
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