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Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage

Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage

Titel: Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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Befehle Howards aus seinem Kopf vertreiben.
    Pok, Pok, Pok.
    Pok, Pok, Pok.
    Die beiden Nashornbetas setzten sich zu Aleksej, einer rechts, einer links. Sie rochen nach Schweiß und hatten halbleere Bierdosen in der Hand, Oktoberbräu in der Anderthalbliterdose.
    »Ich hab gehört, in unserer geliebten Romanow- Familie besteigt einer der Wissenschaftler jede Beta, die er aus dem Labortank entlässt«, sagte Gennaro. »Weil es ihm Spaß macht. Und weil er glaubt, dass Mensch-Beta-Mischlinge die besten Ergebnisse im All erzielen, vor allem, wenn es sich bei dem Menschenanteil um seine Gene handelt. Er nennt das irgendwie Lateinisch, sein Recht auf eine prima Nacht oder so, und hat sich eine Sondererlaubnis ausstellen lassen. Das sei keine Sodomie, sondern Wissenschaft.«
    Aleksej schnaubte. Gennaro meinte wahrscheinlich die mittelalterliche Ius primae noctis , das Recht auf die erste Nacht.
    »Hab ich auch gehört.« Sergej lachte, und weil er angetrunken war, sprach er auch mal mehr als einen Satz. »Man sagt sogar, er versuche mit irgendwelchen Spritzen und Manipulationen bei der Befruchtung möglichst Drillinge oder Vierlinge zu zeugen, damit sich der Ernteertrag an Arbeitskräften auch rechnet. Immerhin fällt die Mutter ja eine Weile aus, du kannst sie schlecht hochschwanger ins All schicken, sonst wirft sie noch auf einem fremden Planeten. In den meisten Fällen passiert eh nichts, Mensch und Beta, das passt einfach nicht immer.«
    »Hast du eigentlich Geschwister, Aleksej?«, fragte Gennaro und sah ihn lauernd an, wie immer, wenn er einen seiner weniger feinsinnigen Scherze vorbereitete, die oftmals mehr Beleidigungen glichen als dem, was die Mehrheit unter Humor verstand. Aber das interessierte ihn nicht, wichtig war ihm nur, dass er selbst darüber lachen konnte. »Oder gibt’s deine hässliche Visage nur einmal?«
    »Ach, haltet die Fresse«, sagte Aleksej und warf wieder den Ball.
    Pok, Pok, Pok.
    »Das klingt eher nach einem verhätschelten Einzelkind.« Sergej lachte erneut.
    »Ja, genau. Ich hatte eine glückliche Kindheit in einem Landhaus mit goldenen Dachziegeln und einem Schlaraffenpark als Garten. Wenn ich groß bin, erbe ich eine Million in bar und drei Monde, und meine liebevolle Mutter bezahlt mein Buyback.«
    »Klar. Deine reiche Mutter.« Die Nashornbetas lachten, als wären sie Geschwister. Aber was hieß in ihrem Fall schon Geschwister, sie kamen eben aus demselben Labor, vielleicht aus demselben Röhrchen. Sie lachten, weil sie im Unterschied zu einem Beta-Mensch-Mischling wie Aleksej weder Vater noch Mutter hatten. Einen Unterschied für den Status als Konzernbesitz machte das nichts, da waren Betas und solche Mischlinge vollkommen gleichgestellt. Nur gab es tatsächlich immer wieder Geschichten von plötzlich auftauchenden reichen Vätern oder Müttern, die ihre Kinder aus der Sklaverei holten. So wie es Geschichten von Leuten gab, die die Bank des Starluck gesprengt hatten. Geschichten, Gerüchte und Geraune, keine konkreten Namen. Und trotz allem war der letzte Funken dieser Hoffnung in keinem Mischling totzukriegen, denn irgendwo musste ihr freies Elternteil ja sein, und sie konnten doch nicht alle gleichgültige Drecksäcke sein.
    Pok, Pok, Pok.
    »Ja, sie lässt mich nur noch hier, bis ich meinen Charakter ordentlich entwickelt habe.« Aleksej konnte einer solch blauäugigen Hoffnung nur mit Ironie begegnen. »Ein bisschen Drill hat schließlich noch keinem geschadet, strammstehen ist gut für die Haltung und weite Reisen für die Allgemeinbildung. Das alles hier ist nur zu meinem Besten. Je länger sie mich hier lässt, umso mehr liebt sie mich. Ich habe von Eltern gehört, die haben ihre Kinder hundert Jahre lang geliebt.«
    »Das ist lang.« Gennaro kratzte sich am Kopf. »Und vergiss nicht die Kameradschaft. Nirgendwo findet man besser Freunde als unter den Justifiers.«
    »So ist es!« Sergej stieß mit Gennaro an, Aleksej konnte nur die leeren Hände heben.
    »Ja, so ist es«, sagte Aleksej zögerlich. Er wusste nicht, ob die beiden seine Ironie überhaupt verstanden hatten oder warum sie hier die Kameradschaft anführten. Denn sie war tatsächlich das, was blieb. Wenn man gemeinsam im Dreck saß, hielt man zusammen, anders ließ sich das Ganze nicht ertragen.
    Pok, Pok, Pok.
    Gennaro leerte seine Dose. »Das ist doch mal ein schönes Schlusswort, Kamerad. Komm, wir fragen Tanja, ob sie den Wissenschaftler kennt.«
    Sergej sprang auf die wackligen Beine und exte seine Dose.

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