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Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage

Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage

Titel: Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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Aleksej, würde sie kommen. Sein Vorgesetzter, warum nicht? Für sein Alter sah er ganz passabel aus, und er hatte kein einziges Mal etwas derart Albernes wie Papperlapapp gesagt.
    Nach dem mehr anstrengenden als amüsanten und vollkommen inhaltslosen Interview, einem Dutzend angeblich wichtiger Telefonate und einer kurzen Besprechung mit ihrem Chef Sörensen befand sich Lydia auf dem Weg zu ihrem Zimmer. Sie hatte nicht über Aleksej nachgedacht und beschlossen, das auch weiterhin nicht zu tun. Nach den Zimmernummern zu fragen, hatte sie vergessen. Sie würde jetzt duschen und um 8.30 Uhr in die Bar gehen, um nachzusehen, ob sein Vorgesetzter noch da war.
    Da rief sie Sörensen auf ihrem Kommunikator. »Komm sofort runter, raus aus dem Starluck und zur Wild-Bill-Hickok-Straße 17, in den Hinterhof.«
    »Was ist los?«
    »Eine Securityangestellte wurde tot aufgefunden. Keiner der Polizisten will mit uns reden, aber sie liegt noch dort, die Spurensicherung ist eben eingetroffen. Ich will von dir wissen, ob sie eine von denen war, die mit den Romanow- Leuten im Raum mit dem TransMatt-Portal waren. Falls ja, muss das nichts bedeuten, aber es lässt sich eine schöne Story daraus stricken.« Er klang gehetzt. »Also beeil dich.«
    »Bin unterwegs«, sagte sie und stürzte zurück zum Aufzug. Dort schaltete sie den Navi in ihrer Uhr ein. Die Wild-Bill-Hickok-Straße lag vier Querstraßen von hier, in zehn Minuten sollte sie dort sein, fünf, wenn sie lief.
    Sie hetzte durch die überfüllte Eingangshalle, rempelte versehentlich zwei, drei Leute an und kümmerte sich nicht groß darum, rief nur eine Entschuldigung über die Schulter. Sollten sie sie doch alle anstarren und ihr nachglotzen, sie holte sich jetzt ihre Story. Wenn sie jemand erkannt hatte, sollte er doch irgendwo rumposaunen, dass das Mediensternchen Lydia Lemont ein rücksichtsloser Rüpel sei, irgendwer würde sich freuen.
    Sternchen, du bist doch blöd im Kopf. Was kümmerte es sie, wer sie sah?
    Draußen hatte die Nacht bereits eingesetzt, die Straßenlampen leuchteten hell auf die schäbigen Straßen herab, doch je weiter sie sich vom Starluck entfernte, umso größer wurde der Abstand zwischen ihnen. Die eine oder andere war ausgefallen, wahrscheinlich eingeworfen von einem Teenager.
    Es war wenig los. Sie riss sich die Doubleheel-Sandalen von den Füßen und rannte auf leisen Pfoten weiter, die Schuhe in der Hand. Es tat gut zu laufen, auch wenn die Luft dünn war und nach Salpeter schmeckte. In den letzten zwei Tagen hatte sie zu viel an der Theke gesessen und zu wenig die Muskeln bewegt. Die Oberschenkel kribbelten, als sie losspurtete, sie schaffte die Strecke in weniger als vier Minuten.
    »Na endlich«, brummte Sörensen, der sie vor der mit Neonrunen beschmierten Tür erwartete. Die Wild-Bill-Hickok-Straße war dunkel, die Farbe der acht Stockwerke hohen Häuser kaum zu erkennen, die Fenster geschlossen, die wenigen Fahrzeuge am Straßenrand überwiegend klein und älter. Zwei leere Flaschen lagen vor Nummer 15 am Boden, es stank nach angebrannten Essen und Pisse.
    »Schöne Gegend«, sagte sie und schlüpfte wieder in ihre Schuhe. Der Kontrast zum Starluck war erdrückend.
    Brummend führte er sie hinein und die Treppe hoch, die Tür zum Innenhof war abgesperrt.
    Im ersten Stock erwartete sie ein Junge mit wilder, blau-grüner Stoppelfrisur, vielleicht zehn oder elf Jahre alt. Er ließ sie in die enge Wohnung, die nach schwerem Parfum und scharfem Essen roch. Der Teppich im Flur war dick und bordauxrot und hatte im Eingangsbereich dunkle Flecken. An der Garderobe hingen enge Lackjacken in Schwarz und Pink, auf dem Boden standen ein Paar ausgetretene Sportschuhe und drei Paar glänzende Stiefel mit wirklich hohen Absätzen. Auf dem Spiegel mit dem Plastikgoldrahmen fanden sich Reste von Lippenstift, nachlässig fortgewischte Kussspuren. Der Junge führte sie schnurstracks daran vorbei in sein Zimmer mit Blick auf den Innenhof.
    »Ich kenne dich aus dem Fernsehen«, sagte er zu Lydia und starrte auf ihre Brüste.
    »Schön«, sagte Sörensen. »Wann kommen deine Eltern heim?«
    »Mein Vater überhaupt nicht. Und Mutter arbeitet die ganze Nacht.«
    »Ist sie eine von ihnen?«, fragte Sörensen in Lydias Richtung und deutete aus dem Fenster.
    Sie blickte hinaus. Das eigentliche Licht im Innenhof war schwach, und die Leute von der Spurensicherung standen ihr immer wieder im Blick. Doch sie leuchteten mit starken Lampen sorgfältig in jede Ecke, und

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