Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage

Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage

Titel: Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
Vom Netzwerk:
sie angegriffen worden war, so heiß und frisch, dass noch nicht einmal er informiert gewesen sei.
    Seitdem bekam sie zahlreiche Geschenke, Dankeskarten und Besserungswünsche von alten Fans und neuen Verehrern ins Krankenhaus geschickt und regelmäßig Besuch von Kommissar Omar und ein bis drei Mitarbeitern. Überall standen Blumen herum, die meisten aus buntem Plastik, manche aus Papier und ein Strauß sogar aus kunstvoll geflochtenem Draht. Sie konnte sich nicht erinnern, ob sich welche von Omar darunter befanden. Die zahlreichen Pralinen, die sie nicht herunterbrachte, hatte sie an Krankenpfleger und Schwestern verteilt. Sie selbst aß kaum mehr als Suppe und Brei.
    »Jeder, der so zusammengeschlagen wurde, hat Angst«, korrigierte Omar sie.
    Sie schnaubte, aber es klang nicht halb so verächtlich, wie es sollte, sondern hilflos. Sie wollte nicht zugeben, dass er Recht hatte, das ging ihn auch gar nichts an. Ihre Geschichte hatte nichts mit der Nakamuras zu tun, und wenn er ihr nicht glaubte, war das sein Problem. Wahrscheinlich hatte sie Angst, aber vielleicht fühlte sie sich auch nur hilflos, solange sie benebelt im Kopf und ans Bett gefesselt war. Was auch immer der Fall war, sie hatte ihm noch nicht gesagt, dass sie mit ihren Peinigern bereits zuvor zusammengestoßen war, oder vielmehr Aleksej. Sie wusste nicht, warum sie es verschwieg. Lag es an der Drohung der Schläger?
    Oder daran, dass es keine offizielle Verbindung zwischen Aleksej und ihr geben sollte? Aleksej war fort, doch noch immer hielt sie sich an seinen Wunsch, zumindest bis sie wieder klar denken konnte, um eine Entscheidung zu treffen. Sie brauchte Zeit und Ruhe.
    Oder lag es schlicht daran, dass sie Aleksejs Namen nicht erwähnen wollte, weil er der Justifier war, der die Koordinaten hatte beschaffen sollen? Das würde für den Kommissar nur der nächste Hinweis sein, dass alles zusammenhing, und er würde sie überhaupt nie wieder in Ruhe lassen, dabei war Ruhe alles, nach dem sie sich sehnte. Es konnte auch kein Zusammenhang zwischen allem bestehen, das erste Aufeinandertreffen von Aleksej und dem Ligaarsch hatte dafür viel zu früh stattgefunden, noch vor der Entführung.
    Alles Zufall.
    »Ich bin müde, ich muss schlafen«, sagte sie, während in ihrem Kopf immer wieder der Angriff in der Gasse ablief. Sie wusste, sie schwieg wegen der Drohung, damit konnte sie jetzt nicht umgehen, nicht in ihrem Zustand. Wenn sie wieder gesund war, würde sie die vier suchen und ihnen die Schwänze abschneiden, damit sie nie wieder jemanden anpinkeln konnten.
    Omars heutige Begleiterin, eine junge Brünette mit Adlernase und leuchtend pink gefärbten Lidern, erhob sich. Omar blickte Lydia einige Sekunden lang an, dann stand auch er auf. Doch er blieb hinter seinem Stuhl stehen und legte die großen Hände auf die Rückenlehne, an allen Fingern der linken trug er goldene Ringe mit unterschiedlichen Steinen.
    »Eigentlich wollte ich Ihnen das nicht sagen, um Sie nicht zu beunruhigen, aber ihre Sturheit geht mir einfach auf den Geist«, sagte er. »Aus den zahllosen Karten mit Besserungswünschen haben meine Kollegen zwei Briefbomben herausgefischt und entschärft. Die Arbeit von Profis, und es gibt nicht den geringsten Hinweis auf den Absender. Wenn Sie glauben, dass das irgendwelche primitiven Straßenschläger getan haben, dann sind Sie damit allein.«
    »Bomben?« Lydias Blick huschte von ihm zu seiner Begleiterin, die kaum merklich nickte. »Aber ich sage die Wahrheit.«
    »Wie Sie meinen. Ich komme wieder. Wieder und wieder, bis Sie mit uns reden.« Grüßend tippte er sich mit zwei Fingern gegen die Stirn und verließ mit seiner Kollegin das Zimmer.
    Lydia schloss das gesunde Auge, öffnete es wieder, schloss es und öffnete es. Draußen leuchtete die Sonne herrlich hell, doch sie nahm es nicht wahr. Nichts in ihrem Zimmer nahm sie noch richtig wahr, alles, was sie denken konnte, war: Zwei Bomben!
    Warum?
    Sie starrte an die weiße Decke, auf die Bilder von lachenden Spielern und Stillleben mit Karten und Würfel an den Wänden und die bunten Blumen. Irgendeine Sendung lief ohne Ton über den Monitor.
    Wer wollte sie töten?
    Die vier von der Liga hätten es problemlos in der Gasse zu Ende bringen können, wenn sie gewollt hätten. Es jetzt nachzuholen, ergab keinen Sinn, sie hatte sie nicht verraten. Sie drehte und wendete jeden der trägen Gedanken in ihrem Kopf, verfluchte das Schmerzmittel, dämmerte unruhig weg und erwachte kurz drauf wieder.

Weitere Kostenlose Bücher