Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage

Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage

Titel: Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
Vom Netzwerk:
sie selbst.

23
    24. Dezember 3041 (Erdzeit)
    Planet: Deadwood
    Das Thermometer seiner Uhr zeigte 19,3 Grad Celsius, auch wenn der Wind aufgefrischt hatte und die gefühlte Temperatur tiefer lag. Aleksej hatte sein Geschenk unbeholfen in eine alte Tüte aus der Vorratskammer eingewickelt, denn Papier befand sich keines an Bord, abgesehen von dem auf der Toilette, das er jedoch bestimmt nicht verwenden wollte. Mit der Tüte in der Hand eilte er durch den ständig wabernden Nebel, vorbei an dem ausgeschalteten TransMatt-Portal, dessen Steuerungselemente Howard eifersüchtig in seinem Tresor eingesperrt hatte, nicht dass Giselle oder sonst wer heimlich floh. Er rannte hinaus, um am vereinbarten Treffpunkt auf Doreen zu warten.
    Immerhin fast weiße Weihnacht , dachte er, als er vom gelblichen Nebel geschluckt wurde. Die Stimmung an Bord war weniger weihnachtlich, auch wenn die Schiffscrew über Howards Entscheidung, Aragorn und Giselle einzubuchten, merkwürdig glücklich schien. Das verschaffte ihr die Gewissheit, dass der Leutnant die eigenen Leute nicht bevorzugte. Trotz allem hielt sich der Jubel, dass der mutmaßliche Verräter gefasst war, in Grenzen, vielleicht war Aleksej nicht der Einzige, der an Aragorns Schuld zweifelte.
    Da Howard die Befragung weiter auf einen unbestimmten Zeitpunkt verschoben hatte, um den Kerl noch ein wenig schmoren zu lassen , wie er sich ausgedrückt hatte, hatte sich Sergej Schaufel und Dolch geschnappt und war losgewandert. Weg von den Bergen, dorthin, wo der Erdboden locker und die Würmer groß waren.
    Gennaro hatte das Schiff ebenfalls verlassen, und auch wenn er sich bei seiner Jagd auf graue Schemen üblicherweise nicht so weit entfernte, orientierte er sich ebenfalls nie in Richtung Berge, die für ihn eine natürliche Grenze darstellten. Er hasste es zu klettern. Und so würde er ihnen nicht in die Quere kommen, wenn Aleksej und Doreen Geschenke austauschten.
    Im Nebel schienen heute besonders viele Schemen zu wandern, der Wind wehte frisch und aus ständig wechselnden Richtungen, sodass sich die unterschiedlichsten Formen im gelblichen Weißgrau bildeten. Mit der Linken wischte sich Aleksej die kühle Feuchtigkeit aus dem Gesicht und schritt schnurstracks auf die Berge zu. Von keinem der Schemen ließ er sich ablenken, er achtete auch schon lange nicht mehr auf das Schnaufen, das er hie und da im Heulen des Windes zu hören vermeinte. Nichts davon war echt.
    Kurz zuckte er zusammen, als in der Ferne ein Schuss erklang, doch es folgte weder ein Alarmschrei noch das Signal der Baba Yaga .
    Gennaro. Auf der Hut vor Angreifern, die die Botschaft angelockt haben mochte.
    Vielleicht hatte Giselle doch Recht, zumindest zu einem gewissen Teil. Vielleicht gab es diese bewusstseinsverändernden Sporen tatsächlich, doch sie setzten nur einigen von ihnen zu, allen mit Nashorngenen etwa. Doch was sollten das für Sporen sein, hier, in dieser kargen Landschaft?
    Vermehrte sich Moos durch Sporen? Er wusste es nicht.
    Wahrscheinlich steckten hinter dem Verhalten doch nur der wechselnde Wind und der permanente Nebel, der sie in eine unruhige Dämmerung hüllte. Seit Wochen hatten sie keine Sonne gesehen, keinen Himmel, keine Ferne, das zerrte an den Nerven. Und Sergej und Gennaro waren noch nie durch besonnenes Verhalten aufgefallen. Auf jeden von ihnen traf der alte Spruch zu, dass er allein in einem Raum eine Schlägerei beginnen konnte. Solange es noch Würmer und Schemen gab, an denen sie sich abreagieren konnten, war alles gut.
    Aleksej setzte sich auf ein schmales Sims in Kopfhöhe, das aus der Bergwand herausragte, und wartete. Doreen hatte ihm etwas Besonderes versprochen, und mit jedem Atemzug wurde er neugieriger. Und schämte sich mehr wegen seiner kläglichen Drahtskulptur. Er hätte länger nach den Herzen suchen sollen, sie waren eine gute Idee gewesen, ein klares Symbol. Ein unbeholfenes tanzendes Paar aus Draht war Dreck. Viel zu wenig für Doreen.
    Er hätte die Betäubungspistole nehmen sollen und sie in den Plan einweihen.
    Nein, nicht einweihen – wie konnte er wissen, dass sie ihn nicht verraten würde?
    Sie nicht. Das würde sie nicht tun. Er liebte sie.
    Liebte?
    Ja. Ich glaube schon.
    Meinetwegen.
    Doch die eigentliche Frage lautete: Liebte sie ihn? Nur dann würde sie ihn nicht verraten. Seine Gefühle spielten für ihr Verhalten keine so bedeutende Rolle wie ihre.
    Im Nebel drehte sich ein graues Gebilde, das wie tanzende Putten aussah. Eine hatte die gigantischen

Weitere Kostenlose Bücher