Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage
neben den Wohnhäusern der Starluck-Angestellten auch haufenweise Elend, Kriminalität, Drogen und die billigste Form der Prostitution. Ein Besucher des Starluck betrat und verließ es üblicherweise durch das TransMatt-Portal. Keiner ging auf die Straße hinaus, das war wie hinter die Theaterkulisse zu blicken, ohne dass dort für Besucher aufgeräumt worden war. Selbst die Luft war dort schlechter als im klimatisierten Gebäudekomplex, sie schmeckte bitter.
Es war schon dämlich genug, dass er den Koffer überhaupt an einen Ort wie das Starluck mitgebracht hatte. Was sollte das für ein Zwischenstopp zwischen Labor und Firmensitz sein? Warum hatte er nicht den direkten Weg durch das Portal gewählt? War er etwa spielsüchtig und wollte den Inhalt verzocken?
Was also, wenn er ihn überhaupt nicht mitgebracht hatte? Was, wenn er den Koffer erst hier bekommen hatte, und zwar draußen auf der Straße? Weil es eben keine Ergebnisse aus dem eigenen Labor waren, weil es eine Übergabe war, die im Schatten stattfinden musste? Was, wenn es nicht Forschungsergebnisse von Romanow waren, die durch den Entführer entwendet worden waren, sondern welche von Gauss , die Schmidt widerrechtlich an sich gebracht hatte? Egal, ob durch Zufall oder mit Absicht, die Früchte von Industriespionage. Wenn Gauss davon Wind bekommen hatte, würde das erklären, warum sie so lange mitgeboten hatten, schließlich wussten sie dann, was sie zu verlieren hatten. Andernfalls hätten sie blind auf einen Koffer aus den Romanow -Laboren gesetzt, das wäre ziemlich riskant. Die Rosetti-Familie handelte mit Insiderinformationen, sie hatten natürlich großes Interesse an Wissen über Industriespionage. Alles passte, plötzlich fügten sich die Teile zusammen.
Das ist nur eine Theorie , bremste sich Lydia, sie kann ebenso schnell wieder in ihre Einzelteile zerfallen. Du weißt gar nichts, du rätst hier. Vielleicht wollte Gauss einfach nur einen Konkurrenten hochtreiben, weil sie wussten, dass Romanow das Gesicht verlor, wenn sie sich überbieten ließen, wenn ein anderer Konzern das Lösegeld entrichtete, so absurd dies auch war. Aber wie passte die Rosetti-Familie in dieses Bild?
Auf GalaxyView nahm ein lächelnder Romanow- Sprecher mit festlicher, rot blinkender Krawatte die Entschuldigung an und wünschte den Kollegen von Gauss und allen Zusehern gesegnete Feiertage.
Und plötzlich, als wäre ein Damm in ihrem Inneren gebrochen, der alles zu der Entführung zurückgehalten hatte, fiel Lydia auch wieder ein, woran sie der Name des Sicherheitschefs des Starluck, Emile Drogba, erinnert hatte. Eine halbe Stunde lang durchforstete sie das StellarWeb und wunderte sich, dass José noch immer nicht zurückkehrte. Das wurden wohl doch eher Geschenke für drei Großfamilien, nicht nur für zwei Personen.
Ja ja, ein Guter , dachte sie, aber dem Spott fehlte die Bitterkeit ihrer vorherigen Gedanken. Lächelnd suchte sie weiter, bis sie endlich die unbedeutende Seite wiederfand, die sie damals nach stundenlangen Recherchen zu Dr. Schmidt entdeckt hatte, und das auch nur zufällig. Informationsfetzen aus der Zeit vor seinem Doktortitel, als er noch in einer Studentenband gespielt hatte. Der Drummer der Band hieß Daniel R. Drogba, und der Bruder, an dessen achtzehnten Geburtstag sie aufgetreten waren, Emile, obwohl er eigentlich nur Junior gerufen wurde.
Emile Drogba Jr.
Lydia wollte nicht glauben, dass das ein Zufall war. Zwar gab es die seltsamsten Zufälle, doch selbst wenn es einer war, dass sich der ehemalige Sicherheitschef des Starluck als Vater von Schmidts Kommilitone herausstellte, dann hätte dieser das erwähnen können. Da er es verschwieg, wollte er es nicht in der Öffentlichkeit wissen, und das war zumindest interessant. Möglicherweise wollte er nur irgendwen schützen, wollte nicht, dass die Medien das Haus seines Sohnes belagerten oder Ähnliches. Dennoch erschien es ihr eigenartig.
Oder handelte es sich um einen ganz anderen Emile Drogba, und die Namensgleichheit war der große Zufall? Nun, das ließe sich leicht nachprüfen, wenn man wollte und über ein wenig Erfahrung im Recherchieren verfügte. Lydia war überzeugt, dass Sörensen nach dieser Information lechzen würde.
Gut.
Das machte es sehr befriedigend, ihm nichts davon zu sagen. Wenn Sörensen etwas wissen wollte, musste er es eben selbst herausfinden. So wie auch der Kommissar, der ihr nicht geglaubt hatte.
Sie verfluchte die beiden und wünschte Emile Drogba einen
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