Justin Mallory 01 - Jäger des verlorenen Einhorns
Betrachtung des Schachbretts.
»Was ist aus deinem Hut geworden?«, fragte Mallory, als Felina in Murgelströms Begleitung zurückkehrte.
»Ich bin ihn leid geworden«, sagte sie achselzuckend.
»Was jetzt, John Justin?«, fragte Murgelström beklommen.
»Wir suchen weiter nach Rittersporn.«
»Aber wo? Wir haben seine Fährte verloren.«
»So viel zu Abkürzungen«, sagte Mallory. »Es sieht so aus, als müsste ich es auf die harte Tour machen.«
»Die harte Tour?«
Mallory nickte. »Ehe ich nach Rittersporn fahnde, muss ich genau wissen, wonach ich suche. Wie sieht ein Einhorn aus? Was frisst es? Hilft es, wenn man eine Jungfrau zur Hand hat? Wo werden es die Entführer vermutlich verstecken? Was für eine Fährte hinterlässt es, von Einhornmist mal abgesehen? Reagiert es auf spezielle Laute oder Düfte?«
»Woher soll ich das wissen?«, fragte Murgelström. »Meine Aufgabe war es, das verdammte Tier zu bewachen, nicht zu studieren.«
»Wer könnte es denn wissen?«
»Ich habe keine Ahnung«, antwortete der Elf, als sie die Ecke der Hauptdurchgangsstraße erreichten. Während Scharen von Fußgängern vorbeikamen und zig Zugtiere der Straße folgten. Ohne den Ampeln irgendeine Beachtung zu schenken, machte sich Felina daran, einen Laternenmast zu erklettern, um an eine kleine Fledermaus zu gelangen, die um die eigentliche Lampe flatterte. »Ich meine, jemand, der endlos über Gewohnheiten und Lebensräume von Einhörnern reden kann, entspricht kaum meiner Vorstellung von netter Gesellschaft.«
»Wie wäre es mit einem Zoologen?«, schlug Mallory vor.
»Klingt gut«, antwortete Murgelström. »Kennst du einen?«
Mallory funkelte ihn nur an.
Unvermittelt schnippte der Elf triumphierend mit den Fingern. »Ich habe es!«
»Was?«
»Das Naturgeschichtliche Museum! Dort zeigen sie ein ausgestopftes Einhorn. Sie müssen einfach alle möglichen Informationen darüber haben.«
»Haben die denn jetzt geöffnet?«, fragte Mallory zweifelnd.
»Ich kenne den Nachtwächter. Für eine kleine finanzielle Vergütung wird er uns Einlass gewähren.«
»Wie kam es dazu, dass eine kleine grüne Niete wie du jemals ein Museum besuchte?«
»Dort gibt es eine Galerie, die wegen Renovierung geschlossen ist, und wenn man bedenkt, welches Wetter wir derzeit haben ... Ah, na ja, du weißt schon, wie so was läuft ...«
»Dorthin nimmst du deine Eroberungen mit?«, fragte Mallory ungläubig.
»Manchmal«, räumte der Elf ein. »Nur die, die in der Nähe wohnen. Nicht mehr als drei oder vier am Abend.« Er richtete sich zu seiner vollen, wenn auch geringfügigen Größe auf. »Und es sind keine Eroberungen!«, setzte er würdevoll hinzu.
»Nein?«
»Nun, nicht, wenn ich sie dorthin führe«, sagte Murgelström. »Erst wenn ich wieder gehe.«
In diesem Augenblick landete Felina leichtfüßig neben ihnen und wischte sich vorsichtig ein Stück graues Fell von den Lippen.
»Ich bin von Genießern umgeben«, bemerkte Mallory abgestoßen. Er blickte die breite Durchgangsstraße entlang. »Na ja, gehen wir.«
In genau diesem Augenblick kam ein Zeitungsjunge vorbei, einen riesigen Stapel frisch gedruckter Zeitungen unter dem Arm.
»Grundy spricht Warnung aus!«, schrie er und hielt mit der freien Hand eine Zeitung über dem Kopf. »Lesen Sie alles darüber. Grundy spricht Warnung aus!«
»Seht ihr?«, sagte Mallory zuversichtlich. »Er ist so mit anderen Dingen beschäftigt, dass er Rittersporn wahrscheinlich noch gar nicht gesehen hat, seit er ihn stahl.«
Ein zweiter Zeitungsjunge näherte sich aus einer anderen Richtung.
»Grundy droht Mallory!«, brüllte er. »Extrablatt! Extrablatt! Grundy droht Mallory! Props und Midgets verlieren erneut!«
Mallory ging zu dem Jungen hinüber.
»Gib mir eine«, sagte er und holte etwas Kleingeld aus der Tasche.
Der Zeitungsjunge reichte ihm eine Ausgabe, und Mallory faltete sie auf.
»›Mallory, kehren Sie um, solange Sie noch können!‹, warnt der Grundy«, las er laut vor.
»Meint er dich?«, fragte Felina.
»Ich denke schon.«
Sie lächelte und rieb sich an ihm. »Du bist berühmt!«
Mallory starrte erneut auf die Zeitung und blickte dann Murgelström an. »Woher zum Teufel hat er ein Foto von mir?«, fragte er schließlich.
Der kleine Elf zuckte die Achseln. »Er ist der Grundy.«
Auf einmal stürmte ein kleiner Junge in einer Uniform der Eastern Union heran und reichte Mallory einen Umschlag.
»Was ist das?«, wollte der Detektiv wissen.
»Ein Telegramm,
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