Justin Mallory 01 - Jäger des verlorenen Einhorns
konzentrieren.«
»Ich suchte meiner Sekretärin Velma einen anderen Job«, berichtete Trenchcoat, und Mallory zuckte zusammen, »und dann setzten das Wiesel und ich uns hin und besprachen kreative Alternativen ...«
»Wir haben ernsthaft über Kartenspiele nachgedacht - drüben im angrenzenden Häuserblock läuft eine Pokerrunde, in der es um die Eigentumsrechte an Lincoln, Nebraska, geht und die schon länger läuft als unsere Partie ... Wir wollten allerdings etwas, wo der Zufall nicht beteiligt ist ...«
»So kamen wir auf die Idee mit Schach«, schloss Trenchcoat.
»Und hier sind wir. Ich greife in finsterer Nacht an und schlage seinen Bauern ...«
»Und ich verfolge ihn durch dunkle, gewundene Gassen zwischen Läufern und Türmen«, schloss Trenchcoat und seufzte zufrieden. »Das ist wirklich viel befriedigender als die Fahndung nach Mördern. Oder auch nach Einhörnern.«
»Wo wir gerade von Einhörner sprechen ...«, setzte Mallory an.
»Ich dachte, wir sprächen von Schach«, warf Trenchcoat ein.
»Nur einige von uns«, sagte Mallory. »Andere hier suchen nach einem gestohlenen Einhorn.«
»Ich vermag kaum zu erkennen, wie wir Ihnen helfen können.«
»Wir haben ihm bis in diese Straße nachgespürt und dann die Fährte verloren. Ist es in den zurückliegenden Stunden hier vorbeigekommen? Es hätte einen Leprechaun dabeigehabt.«
»Wer weiß?«, antwortete Trenchcoat achselzuckend. »Ich konzentriere mich seit zwei Tagen auf meinen nächsten Zug.«
»Wie steht es mit Ihnen?«, fragte Mallory.
»Ich habe ihn im Blick behalten, um sicherzustellen, dass er nicht schummelt«, antwortete das Wiesel.
»Ich hätte es an Ihrer Stelle ohnehin nicht so eilig, das Einhorn zu erwischen«, bemerkte Trenchcoat.
»Warum nicht?«
»Nehmen Sie den Rat eines Detektivkollegen: Sie betrachten die Sache aus der falschen Perspektive. Ein korrekt und gründlich gestohlenes Einhorn kann einen Mann auf Lebenszeit in Lohn und Brot halten.«
»Danke für die Empfehlung«, sagte Mallory, »aber es geht hier um seine Lebenszeit ...« Er deutete mit dem Daumen auf Murgelström. »... und sie endet morgen früh, falls wir das Einhorn nicht finden.«
»Wer möchte ihn denn umbringen?«, erkundigte sich Trenchcoat.
»Ich habe so ein Gefühl, als würde es ein knappes Rennen zwischen seiner eigenen Gilde und dem Grundy.«
»Dem Grundy?«, fragte Trenchcoat und wölbte eine Augenbraue. »Ist er in die Sache verwickelt?«
»Ja.«
»Seien Sie ja vorsichtig!«, mahnte Trenchcoat. »Das ist ein ganz fieser Typ.«
»Können Sie mir etwas über ihn erzählen?«, fragte Mallory.
»Das habe ich doch gerade«, wandte Trenchcoat ein.
»Wissen Sie etwas über einen Leprechaun namens Fliegenfänger Gillespie?«
»Nur ganz allgemein.«
»Ganz allgemein?«, wiederholte Mallory.
»Leprechaune sind eine boshafte und griesgrämige Lebensform.«
»Ich vermute mal, Sie möchten sich nicht an der Jagd beteiligen?«
Trenchcoat betrachtete einen Augenblick lang das Schachbrett, seufzte und schüttelte den Kopf. »Nicht wenn ich so kurz vor dem Sieg stehe.«
»In dem Fall könnten Sie jetzt gehen«, sagte das Wiesel.
»Sie scheinen ihn wirklich in der Mangel zu haben«, stimmte Mallory nach einem kurzen Blick auf das Brett zu.
»Denken Sie?«, fragte Trenchcoat triumphierend. »Dann achten Sie mal hierauf!«
Er streckte die Hand aus, packte seine Dame und stellte sie auf dem Tisch nebenan hinter eine Vase voller künstlicher Nelken.
»Mon Dieux!«, brummte das Wiesel erstaunt. »Der Wagemut, die Unverfrorenheit, die schiere Brillanz dieses Zuges!«
Er wurde sofort wieder still und sann darüber nach, wie er seinen Königsläufer vor einem Angriff vom Nachbartisch schützen konnte.
»Es hat keinen Sinn, sich hier noch länger aufzuhalten«, fand Mallory und schüttelte ungläubig den Kopf. »Wo zum Teufel steckt unsere treue Fährtensucherin?«
Murgelström deutete die Straße hinab zu einem Maschenabfallkorb, an dem ein Schild mit der Aufschrift HALTET UNSERE STADT SAUBER hing und in dem Felina mit bloßem Haupt nach essbarem Müll stöberte.
»Ruf sie her, und sehen wir zu, dass wir endlich weiterkommen«, sagte Mallory. Als Murgelström loszog, um Felina zu holen, beugte sich Mallory zum Wiesel hinab und flüsterte: »Salzstreuer auf Damenläufer fünf.«
Das Wiesel machte große Augen. »Wissen Sie«, sagte er aufgeregt, »das ist so verrückt, dass es glatt funktionieren könnte!« Er widmete sich wieder der eingehenden
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