Justin Mallory 01 - Jäger des verlorenen Einhorns
Leprechaune im Regen zu jagen! Wie viele der kleinen Bettler planen Sie wegzupusten, Sir?«
»Nur einen.«
Der Mann nickte mitfühlend. »Sie werden jedes Jahr seltener. Ganz anders als in der guten alten Zeit, hm?«
»Schätze ich auch.«
»Wie viel an sportlicher Chance möchten Sie ihm gewähren?«
»Gar keine«, sagte Mallory.
»Da haben Sie schon recht«, sagte der Verkäufer und versuchte dabei erfolglos, seine Missbilligung nicht zu zeigen. »Ich vermute, mit Ihrer Lizenz ist alles in Ordnung?«
»Lizenz?«
»Zum Niedermetzeln von Leprechaunen«, erklärte der Verkäufer geduldig.
»Ich wusste nicht, dass ich eine brauche.«
»Ich wette, Sie haben sie zu Hause vergessen, Sir.«
»Ich habe gar keine.«
»Gewiss haben Sie eine, Sir«, redete ihm der Verkäufer zu. »Wenn Sie keine hätten, könnten Sie auch keine Waffe erwerben, um den kleinen Mistkerl damit umzubringen, nicht wahr?«
»Ich habe sie zu Hause vergessen«, sagte Mallory.
»Sie sehen nach einem ehrlichen Mann aus«, fand der Verkäufer. »Ich wüsste nicht, warum ich Ihrem Wort nicht trauen sollte.« Er holte eine kleine Pistole unter dem Ladentisch hervor. »Hier haben wir genau das Richtige, Sir. Zehn Schuss, einer in der Kammer und neun im Griff, präzise bis auf siebzig Meter.« Er legte die Pistole auf den Ladentisch und stellte eine Schachtel mit Munition daneben. »Sonst noch etwas?«
»Ja«, sagte Mallory. »Wie bringt man einen Dämon um?«
»Kommt ganz darauf an. Wir haben ein komplettes Angebot an Talismanen und Amuletten.« Der Verkäufer griff in ein anderes Fach und holte einen langen Kristallstab hervor. »Oder Sie benutzen dieses kleine Baby hier! Die netteste kleine Waffe, die man je gesehen hat. Vernichtet garantiert jeden Dämon unterhalb der Stufe des Fünften Kreises.«
»Ich fühle mich bei Magie nicht wohl«, wandte Mallory ein. »Welche Art Schusswaffe würde es tun?«
»Gar keine. Und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie das hier nicht als Zauberstab bezeichneten, Sir«, sagte der Verkäufer überheblich. »Dieser Stab funktioniert auf streng wissenschaftlicher Grundlage, genau wie unsere Amulette und Talismane: Er bricht das Licht und erzeugt so Unsichtbarkeit; er ionisiert die Luft rings um Ihren Gegner und beseitigt so seine Sauerstoffversorgung; er erzeugt Wolken, um so Donner und Blitz hervorzubringen; er ...«
»In Ordnung«, sagte Mallory. »Ich nehme ihn.« Er nahm den Stab zur Hand und betrachtete ihn forschend. »Wie wendet man ihn an?«
»Die Zauberformeln sind in der Bedienungsanleitung enthalten.«
»Zauberformeln?«
»Das sind bestimmte Schlüsselwörter, die dem Mikrochip im Griff diverse Reaktionen entlocken«, erklärte der Verkäufer. »Alles andere dient nur dem dramatischen Effekt.«
»Und das wird eindeutig gegen jeden Dämon Wirkung zeigen, dem ich begegne?«, fragte Mallory.
Der Verkäufer schüttelte den Kopf. »Nur gegen die unterhalb des Fünften Kreises. Welcher Art Dämon planen Sie entgegenzutreten?«
»Ich weiß nicht. Falls es jedoch hilft: Man nennt ihn den Grundy.«
»Sie möchten den Grundy töten?«, keuchte der Verkäufer.
»Nur, wenn es nötig wird.«
»Sie heißen nicht zufällig Mallory, oder?«
»Zufällig ja.«
Der Verkäufer entriss ihm den Stab wieder. »Gehen Sie fort!«
»Sie haben nichts, das mir hilft?«
»Sie sind hier fehl am Platz!«, wimmerte der Verkäufer, duckte sich und versteckte sich hinter dem Ladentisch. »Das Einzige, was Sie brauchen, ist eine Bibel.«
»Der Grundy ist durch Bibeln verwundbar?«
»Nein, aber Sie möchten vielleicht ein oder zwei kurze Gebete lernen, ehe er Sie findet.«
»Was schulde ich Ihnen für die Pistole?«, fragte Mallory.
»Hundertfünfundsiebzig Dollar.«
»Ich habe nur Hunderter«, sagte Mallory. »Sie werden aufstehen und mir das Wechselgeld herausgeben müssen.«
»Legen Sie einfach hundert auf den Ladentisch und gehen Sie!«
Mallory bemerkte, dass jeder im Laden ihn anstarrte und die Gesichter dabei unterschiedliche Gefühle ausdrückten, die von Schrecken bis Mitleid reichten. Er nahm die Pistole und die Munitionsschachtel zur Hand, steckte beides ein und ging wieder hinaus auf die Straße, wo ihn Murgelström und Felina erwarteten.
»Was jetzt, John Justin?«
»Jetzt gehen wir zum Museum.« Mallory zögerte. »Ich vermute mal, sie haben dort keinen ausgestopften Leprechaun?«
»Ganz sicher nicht!«, erwiderte Murgelström voller moralischer Entrüstung. »Du könntest genauso gut fragen, ob sie
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