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Justin Mallory 01 - Jäger des verlorenen Einhorns

Titel: Justin Mallory 01 - Jäger des verlorenen Einhorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Resnick
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Schneesphinx dort etwas bewegt hat.«
    Eohippus blickte in die Richtung, in die Mallory wies.
    »Das ist ein Puppentheater«, erklärte er einen Augenblick später.
    »Im Freien, um Mitternacht, in einem Schneesturm?«, wollte Mallory ungläubig wissen.
    »Welche Zeit oder welcher Ort wäre besser geeignet?«, fragte Eohippus. »Viele Kinder dürfen lange aufbleiben, um das neue Jahr zu begehen. Das verhindert, dass sie die Partys ihrer Eltern stören.«
    Als sie näher kamen, erkannte Mallory eine Anzahl kleiner Kinder, alle mit Roben bekleidet, wie er eine trug. Sie saßen mit gekreuzten Beinen auf dem Boden und lachten glücklich, während ein Mann und eine Frau, beide völlig schneebedeckt, ein aufwendiges Kasperlestück aufführten. Als sich Mallory die Kinder genauer ansah, bemerkte er pelzige und schuppige Schwänze, die unter fast der Hälfte aller Roben hervorlugten. Zwei weibliche Teenager - beide anscheinend beauftragt, auf die Kinder aufzupassen, eine ganz menschlich, die andere mit einem riesigen Paar ledriger Schwingen - standen beiderseits der Schar und wirkten unglaublich gelangweilt.
    »Wird ihnen nicht kalt?«, fragte Mallory.
    »Sie tragen schützende Roben und Mäntel«, antwortete Eohippus.
    »Ich meinte die Darsteller.«
    »Ich kann mir nicht denken, wieso«, sagte Eohippus.
    »Sie sind voller Schnee«, bemerkte Mallory.
    »Natürlich sind sie das. Sie bestehen ganz aus Schnee.«
    »Möchtest du mir damit sagen, dass gar keine Leute unter all diesem Schnee stecken?«, wollte Mallory wissen.
    »Das ist richtig«, sagte Eohippus.
    »Das glaube ich nicht!«
    »Es ist wahr. Jedes Mal, wenn es nennenswert schneit, laufen die Kinder zu dieser Stelle, um sich das Kasperletheater anzusehen. Ich weiß nicht wie, aber die Schneeleute erinnern sich in jedem Winter aufs Neue an das Skript.«
    In diesem Augenblick zog Grete dem Kasper eines mit dem Nudelholz aus Schnee über den Schädel, und der heulende und jammernde Kasper brach zusammen, während die Kinder lachten und johlten.
    »Siehst du?«, fuhr Eohippus fort. »Dieser Schlag hätte eine echte Person umgebracht.«
    »Das denke ich auch«, sagte Mallory. Er zögerte. »Ich denke, ich bin nur an meinen Central Park gewöhnt.«
    »Es soll ja auch nicht sagen, dass unser Manhattan frei von Gefahren ist«, sagte das Pferdchen. »Sie stammen jedoch aus anderen Quellen.«
    »Wie dem Grundy?«
    Eohippus nickte.
    Dann hatten sie die Kinder hinter sich gelassen und erreichten eine öde, kahle Fläche, die nur hier und dort von einer Schneefigur unterbrochen wurde. Endlich erreichte das dunkle Pferd die Grenze des Parks und wandte sich in eine schmale, frisch geräumte Straße.
    »Wo sind wir jetzt?«, fragte Mallory.
    »Auf der Trauerstraße«, antwortete Eohippus.
    »Nie davon gehört«, sagte Mallory.
    »Sie reicht nur einen Häuserblock weit«, sagte das kleine Pferd. »Von der Völlerei bis zur Wollust.«
    »Die findet man in meinem Manhattan nicht.«
    »Natürlich findet man sie«, entgegnete Eohippus. »Sie tragen nur andere Namen.«
    Sie erreichten eine Kreuzung, und das dunkle Pferd hielt an einer roten Ampel. Mallory nutzte die Gelegenheit, die Querstraße entlangzublicken.
    Jedes Haus hatte einen Türsteher, einer noch exotischer gekleidet als der andere. Die Innenräume schienen vornehm und nur karg beleuchtet, und schrilles Lachen durchdrang die kalte Nachtluft. Der Türsteher des Hauses gleich an der Ecke war ein großer braun gebrannter Mann in Turban, metallischer Goldweste, Samtpantalons und Schuhen mit nach oben gebogenen Spitzen. Er schilderte die Freuden seines Etablissements soeben eindringlich einem gut gekleideten Gentleman, der in jeder Hinsicht normal aussah, abgesehen von zwei mächtigen weißen Schwingen, die aus den Schultern des Überziehers aufragten; endlich nickte er, reichte dem Türsteher Geld und trat ein, wobei eine vollbusige, aufreizend gekleidete junge Dame ihn sofort an der Hand nahm und außer Mallorys Sicht führte.
    »Die Wolluststraße?«, fragte Mallory.
    Eohippus nickte.
    »Warum grenzt sie an die Trauerstraße?«, wollte der Detektiv wissen. »Sind das alles Nepplokale?«
    »Nein«, antwortete das Pferdchen. »Sie bieten dem Kunden genau das, was sie versprechen: hemmungslose Fleischeslust ohne lästige emotionelle Verwicklungen.«
    »Klingt, als bekäme jeder für sein Geld, was er erwartet«, bemerkte Mallory.
    »Stimmt«, pflichtete ihm Eohippus bei. »Und doch enden sie alle früher oder später an der

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