Justin Mallory 01 - Jäger des verlorenen Einhorns
mit einem dritten Stein entwickelt?«
»Alle erklären mir unablässig, dass Magie hier nicht funktioniert«, beschwerte sich Mallory, »und doch scheint sie die lenkende Kraft dieser Welt zu sein.«
»Die Steine sind nicht magisch«, sagte Eohippus. »Sie weisen bestimmte Eigenschaften auf, die in völliger Übereinstimmung mit den Gesetzen des physikalischen Universums stehen; sie erzeugen eine durchlässige Membran zwischen Universen und ermöglichen es dem Besitzer, seine elektromagnetischen Hirnwellen wirkungsvoller einzusetzen, als das anderen möglich ist.«
»Was täten sie, wenn sie magische Steine wären?«, fragte Mallory verwirrt.
»Das Gleiche«, antwortete Eohippus.
»Dann ist der Unterschied rein semantischer Natur.«
»Der Unterschied ist wissenschaftlicher Natur«, korrigierte ihn das kleine Pferd.
»Aber das Ergebnis ist das Gleiche.«
»Im Wesentlichen.«
»Was denkst du, möchte der Grundy mit dieser Macht anstellen?«
»Er hat in unserer Welt schon alles, was er möchte«, erklärte Eohippus. »Ich könnte mir vorstellen, dass er jetzt in deine Welt expandieren möchte. Verzeih mir, wenn ich voreilige Schlüsse ziehe, aber du bist doch aus dem anderen Manhattan, oder?«
»Ja.«
»Ich dachte mir doch, dass du nicht nur wegen der Pferdewetten hingegangen bist.«
»Wieso?«, fragte Mallory.
»Diese ganze Leier mit der Magie, als wären die Mittel wichtiger als das Ergebnis. Es kommt im Grunde nur darauf an, was der Grundy mit Rittersporns Stein anzustellen gedenkt, und nicht darauf, wie er es macht.«
»Das denke ich auch«, stimmte ihm Mallory zu und ging zur Tür. »Ich sollte mich lieber wieder auf den Weg machen.«
»Wohin willst du?«, fragte Eohippus. »Ob das Einhorn, dem du gefolgt bist, nun Rittersporn war oder nicht, du findest seine Fährte in diesem Schneesturm nie wieder.«
»Ich weiß. Ich denke, als einzige Möglichkeit ist mir verblieben, ein Telefonbuch aufzutreiben. Ich muss einen Oberst Carruthers ausfindig machen, falls er in Manhattan wohnt.«
»Was hat Carruthers mit Rittersporn zu tun?«, fragte Eohippus.
»Nichts. Er scheint jedoch der einzige Einhornexperte in dieser Gegend zu sein, jedenfalls der einzige, von dem ich weiß.« Er zögerte. »Falls Murgelström auftaucht, sag ihm, er soll Carruthers' Adresse herausfinden und dort wieder zu mir stoßen.«
»Ich begleite dich«, erklärte Eohippus entschlossen. »Du bist hier fremd; es könnte dich Stunden kosten, ein Telefonbuch zu finden, geschweige denn, diesen Oberst Carruthers ausfindig zu machen.«
»Dann muss ich dich tragen«, sagte Mallory, bückte sich und nahm das winzige Tier auf die Arme. »Der Schnee reicht dir über den Kopf.«
»Aber nicht über meinen Kopf!«, erklärte ein riesiger Fuchs am hintersten Ende der Scheune. »Ich kann euch beide tragen.«
»Nein«, mischte sich ein Rotschimmelwallach ein, »ich trage sie.«
»Ruhe!«, donnerte das Pferd mit dem dunklen Gesicht, beugte den Kopf und öffnete mit den Zähnen den Riegel zu seiner Boxentür. »Ich nehme sie.«
»Ich dachte, du würdest mich hassen«, sagte Mallory, während das Pferd näher kam.
»Das tue ich«, bestätigte das Pferd kalt.
»Wieso dann ...?«
»Um meinen Hass zu stärken. Zorn ist alles, was mir geblieben ist - und wie Liebe muss Zorn stetig genährt werden.«
»Ja klar. Na ja, wenn du ins Rutschen gerätst, erinnere dich aber daran, dass du den Grundy noch mehr hasst.«
Mallory öffnete die Tür, trug Eohippus zu einer Aufsteigplattform und stieg behutsam auf das Pferd mit dem dunklen Gesicht.
»Nun, es geht los, wohl oder übel«, sagte Mallory, als sie in das blendende Schneetreiben hinausgingen.
»Halte dich an meiner Mähne fest«, sagte das Pferd.
»Du hast doch nicht vor, bei diesem Wetter zu rennen, oder?«, fragte Mallory beklommen.
»Die Zeit ist von äußerster Wichtigkeit, oder?«
»Heil anzukommen ist mindestens so wichtig, und ich bin noch nie ohne Sattel geritten.«
»Dann musst du es wohl lernen, nicht wahr?«, entgegnete das Pferd mit einem Unterton der Zufriedenheit.
»Der Boden ist vereist. Du wirst dir die Beine wieder wehtun.«
»Ich werde die Schmerzen genießen. Sie erinnern mich an dich.«
»Du heißt nicht zufällig Flyaway, oder?«, fragte Mallory sarkastisch.
»Mein Name«, antwortete das Pferd, »ist Legion.«
Es galoppierte los, während sich Mallory, der Eohippus unter einem Arm hielt, mit verzweifeltem Griff an die Mähne klammerte. Sein schwarzer Mantel flappte im
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