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Justin Mallory 01 - Jäger des verlorenen Einhorns

Titel: Justin Mallory 01 - Jäger des verlorenen Einhorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Resnick
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besuchen, ehe man sie ganz domestiziert hat, wollte bis zum Horizont blicken können, ohne dass mir Häuser den Blick verstellen.«
    »Also haben Sie sich der Jagd zugewandt?«
    Sie nickte. »Ich bin hinausgezogen, um mich mit Tieren zu messen, die niemand sonst je gesehen hatte, um Berge zu ersteigen, die noch niemand erstiegen hatte, um Flüsse zu überqueren, über die zuvor noch niemand gesetzt hatte, um Länder zu erkunden, die kein zivilisierter Mensch je erblickt hatte.« Sie zögerte. »Und auch, um zu jagen. Ich verbrachte siebenundzwanzig Jahre im Busch, und die Zoos und Museen sind voll mit meinen Trophäen.«
    »Und dann sind Sie zur Armee gegangen?«
    »Ich bin nie zur Armee gegangen«, entgegnete sie. »Ich denke nicht, dass ich je Gefallen an der Reglementierung gefunden hätte.«
    »Aber Sie sind ein Oberst«, bemerkte Mallory.
    »Ach, das!«, sagte sie achselzuckend. »Sie haben mich zum Oberst ernannt, als ich half, den Aufstand einiger Trolle draußen im Busch niederzuwerfen.«
    Mallory trank seinen Grog aus. »Sie müssen faszinierende Erlebnisse gehabt haben«, sagte er. »Welches war Ihnen das liebste?«
    »Mein liebstes Erlebnis?«, wiederholte sie, schloss die Augen und wehrte sich nicht dagegen, als sich eine nostalgische Miene in ihrem Gesicht ausbreitete. »Ich erinnere mich an das silberne Mondlicht auf einer tropischen Lagune, das Gefühl einer starken Hand auf meiner und geflüsterte Worte über dem leisen Wellenschlag des Wassers. Vor allem erinnere ich mich an den herrlichen süßen Duft des Jasmins in der kühlen Nachtbrise.«
    »Das klingt sehr romantisch«, fand Eohippus.
    »Ja, nicht wahr?«, bekräftigte Winnifred. Sie lächelte ein bittersüßes Lächeln. »Das Komische ist nur, dass es nie geschehen ist, jedenfalls nicht mir.«
    »Verzeihung?«, fragte Eohippus verwirrt.
    Winnifred seufzte. »Ich ging als fettes, unbeholfenes junges Mädchen in den Busch und kam als fette, runzelige alte Dame wieder daraus hervor.« Sie zögerte. »Trotzdem kommt es mir vor, als wäre es eine Erinnerung von gerade gestern. Es heißt, dass das Herz einem Streiche spielt, aber glaubt das ja nicht: Es ist der Verstand! Diese Erinnerung erscheint mir realer als alles, was ich wirklich erlebt habe. Ich rieche immer noch den überwältigenden Duft des Jasmins. Die Gesichter sind unscharf - meines sieht hübscher aus, als es war, und ich kann mich nicht recht an das meines Geliebten erinnern -, aber der Duft und die Gefühle sind real, so real, als wäre es tatsächlich geschehen.« Sie zögerte. »Ist es nicht komisch, dass das meine stärkste Erinnerung an ein Leben in der Wildnis ist?«
    »Ich finde es überhaupt nicht komisch«, sagte Mallory aufrichtig.
    »Nein?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Nun«, sagte Winnifred, die sich auf einmal unwohl fühlte, »so viel zu nostalgischem Unsinn.« Sie richtete sich auf dem Stuhl auf. »Wir haben nach wie vor einen Job zu erledigen. Sind alle bereit weiterzumachen?«
    »Ich denke schon«, sagte Mallory. »Wie möchten Sie die Truppen aufteilen?«
    »Ich gehe mit Mallory«, erklärte Felina unvermittelt, packte seine Hand und rieb ihre Wange daran.
    »Dann denke ich, dass ich Eohippus mitnehme«, sagte Winnifred.
    »Ich begleite gern eine so berühmte Jägerin«, sagte das Pferdchen, »aber ich muss Sie daran erinnern, dass ich nichts über Leprechaune weiß.«
    »Das ist auch nicht der Grund, warum ich dich mitnehme«, sagte Winnifred.
    »Oh?«, fragte das Pferdchen.
    »Möchtest du wirklich allein in Felinas Gesellschaft zurückbleiben, während Mallory seine Unterweltkontakte knüpft?«
    Eohippus trabte über den Tisch hinweg auf Winnifred zu. »Ich verstehe, was Sie meinen«, sagte er ernsthaft.
    »Dann sollten wir aufbrechen«, sagte Winnifred, hob ihn auf und ging energisch zur Tür.
    Mallory stand auf und wandte sich dann Felina zu, die sitzen blieb.
    »Kommst du?«
    »Ich mag sie nicht!«, zischte das Katzenmädchen.
    »Sie mag dich vermutlich auch nicht«, sagte der Detektiv trocken.
    »Ich mag dich allerdings«, sagte Felina mit katzenhaftem Lächeln.
    »Dann sollten wir gehen.«
    Sie dachte kurz darüber nach und sprang dann so unvermittelt auf, dass ein vorbeikommender Kellner zusammenfuhr und sämtliche Getränke auf seinem Tablett verschüttete.
    »Ich beschütze dich, John Justin Mallory«, schnurrte Felina.
    »Das ist sehr tröstlich«, sagte Mallory.
    »Falls sie dich anfasst ...«
    »Oberst Carruthers ist nicht der Feind«, wandte Mallory

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