Justin Mallory 01 - Jäger des verlorenen Einhorns
müde ein.
»Du suchst dir deine Feinde aus und ich mir meine«, sagte Felina.
Als sie an der Tür zu Winnifred stießen, wandte sie sich zur Theke um.
»Nun, Mephisto?«, fragte sie laut.
Der magere, knochige Zauberer stand widerwillig auf.
»In Ordnung«, sagte er unglücklich. »Morgen früh werde ich mich allerdings dafür hassen, vorausgesetzt, dass ich noch am Leben bin.«
Er schloss sich ihnen an, als sie in die eisige Nacht hinausgingen.
»Ich wurde dem Grundy zugeteilt, vermute ich«, sagte er.
Winnifred nickte. »Versuche nicht, gegen ihn zu kämpfen. Finde nur heraus, ob er Rittersporn bei sich hat.« Sie zögerte. »Wir treffen uns um Viertel nach zwei vor der New Yorker Börse.«
»Ich frage mich noch immer, ob neunzig Minuten reichen, um irgendwelche nützlichen Informationen zu finden«, sagte Mallory.
»Es wird reichen müssen«, sagte Winnifred. »Für Sie gilt womöglich noch eine kürzere Frist als für Murgelström.«
»Was meinen Sie damit?«, fragte er besorgt.
»Mir ist der Gedanke gekommen: Sollten Sie noch hier sein, wenn der Grundy den Stein in die Hand bekommt, dann stecken Sie unter Umständen für immer in diesem Manhattan fest.«
KAPITEL 8
0:45 U HR BIS 01:08 U HR
Es regnete aufs Neue, als Mallory auf dem Times Square eintraf. Dieser ähnelte bemerkenswert dem Gegenstück in seiner eigenen Welt, bis hin zu der Bude für herabgesetzte Theaterkarten, dem Dampf aus der U-Bahn, den Straßenhändlern, den Souvenirläden, den Luden und Schiebern und Prostituierten beiderlei Geschlechts.
Mallory stand unter den hellen Straßenlampen des Broadways und blickte die 42. Straße entlang. Die meisten derer, die auf der Straße gefeiert hatten, hatten sich inzwischen zu den Partys verabschiedet, und zurück blieben die üblichen Bewohner des Gebiets. Er verwandte einige Augenblicke darauf, forschend die Fußgänger zu betrachten, die auf dem Weg zu den Kramläden und Massagesalons vorbeieilten, die Menschen und Nichtmenschen zu mustern, die vor den abgetakelten Kinos lockende Posen einnahmen, und sich die Trinker und Süchtigen anzuschauen, die ihren unsicheren Wegen auf dem dreckigen Bürgersteig folgten.
»Jesus!«, brummte er. »Sie sehen alle wie Verbrecher aus.«
Er seufzte und drehte sich zu Felina um, die hungrig einen Mülleimer anblickte.
»Komm«, sagte er.
Sie warf einen letzten sehnsüchtigen Blick auf den Mülleimer und ging dann neben Mallory her, während dieser auf die 42. Straße abbog.
»Tach auch, Nachbar!«, meldete sich eine zischende Stimme, als er an einem dunklen Haus vorbeiging.
Mallory blieb stehen, drehte sich um und sah sich einem großen Mann mit grüner Haut und kalten leblosen Augen gegenüber.
»Suchst du was Ungewöhnliches?«, zischte der Mann, und Mallory bemerkte, dass seine Zunge sehr lang und an der Spitze gespalten war.
»Das tue ich tatsächlich«, antwortete der Detektiv. »Wo finde ich einen Leprechaun?«
Der Mann verzog vor Abscheu das Gesicht. »Du brauchst keinen Leprechaun, Kumpel; die machen nur Schwierigkeiten.« Er grinste. »Aber ich kann dir eine Begegnung mit einer netten ssschuppigen Dame vermitteln. Man hat es noch nie getan, wenn man es nicht mit einer Echssse getan hat!«
»Nein, danke«, sagte Mallory.
»Wir können auch deiner Freundin was bieten«, sagte der Mann zudringlich. »Katsssenmädchen werden ganz wild bei Echsssen.«
Mallory schüttelte den Kopf. »Ich bin hinter Leprechaunen her ...« Er zückte das Bündel Geldscheine, das Murgelström ihm gegeben hatte. »... und besonders einem, der Fliegenfänger Gillespie heißt.«
»Fallsss deine Freundin auf Peitssschen und Halsssringe steht, kann mein Bruder Izzy ihr ne echt schöne Zeit verssschaffen«, fuhr der Mann fort, ohne auf Mallorys Frage einzugehen.
»Wenn du mir nicht sagen kannst, wo ich Gillespie finde, wer kann es dann?«, blieb Mallory beharrlich.
»Du bissst krank!«, zischte der Mann. »Ich biete dir ne unvergesssliche Nacht voll Ssschleim und Sssünde, und du möchtessst nur Leprechaune!«
Er verschwand in den Schatten, und nachdem Mallory noch einen Augenblick lang gewartet hatte, um zu sehen, ob der Mann vielleicht zurückkehrte, zuckte er die Achseln und ging weiter. Er kam an etlichen Sexshops vorbei, deren Schaufenster eine endlose Vielfalt an seltsam aussehenden Vorrichtungen präsentierten, welche von menschlichen Männern und Frauen unmöglich getragen oder benutzt hätten werden können.
»Goblinmädchen!«, wisperte eine weitere
Weitere Kostenlose Bücher