Justin Mallory 01 - Jäger des verlorenen Einhorns
keine Telefonnummern. Er ging das Buch erneut Seite für Seite durch, um sicherzugehen, dass er nichts übersehen hatte, und warf es dann aufs Bett.
»Zu nichts nütze, hm?«, fragte Kris und blickte von einem Stapel Pornohefte auf, die er zu beschlagnahmen gedachte. Auf einmal beugte er sich vor. »Was ist das denn?«
»Was haben Sie da?«, fragte Mallory.
Der Empfangschef richtete sich auf und zeigte ihm einen Lederriemen. »Sieht für mich nach einer Hundeleine aus Leder aus.«
Mallory nahm sie ihm ab und musterte sie stirnrunzelnd.
»Felina?«, fragte er schließlich.
Das Katzenmädchen blickte von seinem Fadenknäuel auf. »Ja?«
»Waren in jüngster Zeit irgendwelche Hunde hier?«
Sie schnupperte und schüttelte den Kopf.
»Verdammt!«, brummte Mallory.
»Sie wirken nervös«, bemerkte Kris.
»Wenn das hier zu bedeuten hat, was ich denke, dann besteht auch Grund dazu.« Mallory steckte sich die Leine in die Tasche und warf einen abschließenden Blick durch das Zimmer. »In Ordnung«, sagte er. »Ich habe alles gesehen, was es hier zu sehen gibt.«
Er hob McNasty auf und ging zur Tür.
»Nur eine Minute!«, bat Kris. Er hob seine Hefte auf, ging zu dem Pappkarton und suchte sich ein paar Diamanten aus. »Für das Kristem«, erläuterte er grinsend.
»Ist okay für mich«, sagte Mallory.
Sie kehrten ins Treppenhaus zurück, stiegen zum zwölften Stock hinab und nahmen von dort den Fahrstuhl in die Eingangshalle.
»Danke für Ihre Hilfe«, sagte Mallory, während er schon zur Tür ging.
»Was ist mit meinen fünfzig Mücken?«, wollte McNasty wissen.
»Wir haben uns darauf nicht die Hand gegeben«, wandte Kris ein.
»Wie sollte ich einschlagen? Mir sind die Hände gefesselt!«
Kris zuckte die Achseln. »Ach, zum Teufel! Jetzt, wo ich weiß, wie ich Gillespies Zimmer finde, was bedeuten da schon fünfzig Mücken?« Er holte den Geldschein hervor und stopfte ihn dem kleinen Leprechaun in die Tasche.
»Sind Sie sicher, dass Sie den Weg dorthin wiederfinden?«, fragte Mallory.
»Ist ganz einfach«, antwortete der Empfangschef. »Fünfzehn, zwölf, vierzehn, dreizehn.« Er runzelte die Stirn. »Oder war es zwölf, fünfzehn, vierzehn, dreizehn?«
»Es hängt vom Wetter und vom Wochentag ab!«, sagte McNasty und gackerte schadenfroh.
Mallory trug den Leprechaun ins Freie, wo er ihm Hände und Füße losband.
»Du hast dreißig Sekunden, Kleiner«, sagte der Detektiv.
»Wofür?«, fragte McNasty, während er herumhüpfte und mit den Armen wedelte, um den Kreislauf in Händen und Beinen erneut in Gang zu bringen.
»Um wie der Teufel von hier zu verschwinden, ehe ich Felina loslasse.«
»Wovon redest du da?«, wollte McNasty wissen. »Du hast bekommen, was du wolltest!«
»Ich kann Leprechaune nicht leiden.«
»Bist du ein religiöser Irrer oder so was?«, kreischte McNasty und wich langsam zurück. »Jeder weiß doch, dass Leprechaune Gottes auserwähltes Volk sind!«
»Sie sind auch die auserwählten Appetithappen der Katzenleute«, sagte Mallory vielsagend.
Filthy McNasty warf einen abschließenden Blick auf Felina und rannte dann in hohem Tempo davon, wobei er die ganze Zeit lang fluchte.
»Warte hier eine Minute«, sagte Mallory zu Felina. »Ich muss einen Anruf tätigen.«
Er kehrte ins Kringleman Arms zurück und rief im Morbidium an, um nachzufragen, ob Murgelström eingetroffen war. Er war es nicht.
»Nun«, sagte Mallory, als er zum Katzenmädchen zurückkehrte, »ich denke, es wird Zeit, dass wir uns zur Börse begeben.«
»Du siehst verwirrt aus«, bemerkte Felina, die auf dem Bürgersteig saß und mit dem Bindfadenknäuel spielte, das sie aus Gillespies Zimmer hatte.
»Das bin ich auch.«
»Wieso?«, fragte sie.
»Etwas sehr Seltsames geht hier vor sich«, sagte er stirnrunzelnd.
»Ich weiß. Der Grundy hat ein Einhorn gestohlen.«
Er schüttelte den Kopf. »An der Sache ist mehr dran. Ich habe das Gefühl, als hätte ich genug Einzelteile beisammen, um sie allmählich wieder zusammenzusetzen, aber sie passen einfach nicht.« Er zögerte. »Ich weiß, was passiert, aber ich kenne den Grund nicht!«
»Ich weiß nicht, wovon du redest«, sagte Felina. Auf einmal lächelte sie. »Aber eins weiß ich.«
»Oh ja? Und das wäre?«
»Du schuldest mir eines dieser Silberdinger.«
»Was für Silberdinger?«, fragte Mallory, jetzt ganz und gar konfus.
»Du hast versprochen, es mir zu kaufen, wenn wir Gillespies Zimmer finden.«
»Ach das! Ja, das habe ich«, seufzte er.
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