Justin Mallory 01 - Jäger des verlorenen Einhorns
nobler und kleiner«, brummte er, steckte die Hände in die Taschen und schritt vor dem Börsengebäude auf und ab. Einen Augenblick später entschied er, eine Zigarette zu rauchen und wandte der Straße den Rücken zu, um das Feuerzeug vor dem Wind zu schützen. Als er sich wieder umdrehte, sah er sich dem Großen Mephisto gegenüber, der sich den Umhang fest um den Smoking gewickelt hatte.
»Tut mir leid, dass ich mich verspätet habe«, sagte der Magier. »Wo sind Winnifred und das kleine Pferd?«
»Sie sind noch nicht aufgetaucht.«
»Und das Katzenmädchen?«
»Sie war vor einer Minute noch hier«, antwortete Mallory stirnrunzelnd.
Mephisto zog sich vor eine vertiefte Eingangstür zurück. »Dieser verdammte Umhang!«, beschwerte er sich. »Er hilft toll bei Schnee und Regen, nützt aber einen Scheiß bei Wind.« Er verzog das Gesicht. »Geschieht mir recht, wenn ich kein Markenprodukt kaufe, vermute ich.«
»Was haben Sie herausgefunden?«, fragte Mallory.
»Ich weiß immer noch nicht, wo Rittersporn abgeblieben ist«, antwortete Mephisto, »aber ich weiß, dass der Grundy ihn nicht hat.«
»Wo hält sich der Grundy jetzt auf?«
Mephisto zuckte die Achseln. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung.«
Mallory runzelte die Stirn. »Jetzt mal langsam! Ich dachte, Sie hätten ihn kürzlich gesehen.«
»Das habe ich nie gesagt. Ich sagte, dass er Rittersporn nicht hat.«
»Woher möchten Sie das wissen, wenn Sie nicht wissen, wo er sich aufhält?«
Mephisto lächelte. »Viele Wege führen nach Rom, wenn ich mal so sagen darf. Der Grundy ist zu gut geschützt, als dass irgendjemand, sei es auch der größte Magier der Welt ...« Er verneigte sich »... einfach zu seinem Hauptquartier marschieren und nachsehen kann, was vor sich geht.« Er zögerte. »Ich habe ernsthaft darüber nachgedacht, meine Kristallkugel zu benutzen, aber die funktioniert eher wie ein Zwei-Wege-Fernseher: Wenn ich ihn darüber betrachtete, könnte er auch mich sehen. Diese Idee gefiel mir nicht sehr; tatsächlich hasste ich sie richtig.«
»Was haben Sie dann getan?«
»Etliche seiner Lakaien - zumeist Goblins und Trolle - versammeln sich gern in einem kleinen Pub nicht allzu weit von hier, um zu trinken und Karten zu spielen. Also bin ich dorthin gegangen, habe eine Lokalrunde geschmissen, ein paar Runden lang mitgespielt und die Ohren offen gehalten.« Er grinste triumphierend. »Ich habe sogar zwölf Dollar gewonnen!«
»Was haben sie gesagt?«, fragte Mallory, drückte seine Zigarette aus und versuchte, sich eine weitere anzuzünden. Der Wind pustete das Feuerzeug immer wieder aus, und er gab schließlich auf und steckte es in die Tasche zurück.
»Na ja, die meisten waren nicht da«, antwortete Mephisto, »aber die beiden, die es waren, erzählten mir, dass er absolut wütend über etwas ist.«
Auf einmal gluckste Mallory. »Da wette ich.«
»Wovon reden Sie da?«, wollte Mephisto wissen.
»Das letzte Stück hat gerade seinen Platz gefunden«, gab Mallory bekannt.
»Welches Stück?«
»Das letzte Puzzlestück«, sagte Mallory. »Das meiste wusste ich schon, als ich aus dem Kringleman Arms kam; den Rest haben Sie mir gerade erzählt.«
»Was ist das Kringleman Arms?«
»Dort wohnt Gillespie.«
»Sie haben ihn tatsächlich gefunden?«, rief Mephisto.
»Nein.«
»Aber Sie haben trotzdem etwas erfahren?«, beharrte der Magier.
»So ziemlich alles«, antwortete Mallory. »Aber eine Sache hat mir weiter Kopfzerbrechen bereitet: Wenn der Grundy so gottverdammt mächtig ist, warum sind Murgelström und ich dann noch am Leben? Er weiß vielleicht noch nichts von Ihnen und Winnifred, aber es ist offenkundig, dass ...«
»Noch nicht?«, schrie Mephisto gellend, so verstört, dass er seinen Umhang vom Wind öffnen ließ. »Was meinen Sie mit noch nicht?«
»Er muss einfach früher oder später von Ihnen erfahren«, erklärte Mallory vernünftig.
»Na ja, das sollte er lieber nicht, verdammt! Das gehörte nicht zu unserer Abmachung!«
»Darauf kommt es nicht an«, warf Mallory ein. »Keiner von uns ist aktuell in Gefahr.«
»Warum erklären Sie mir nicht, was Sie auf diesen Gedanken bringt, und ich entscheide dann, ob Sie recht haben oder nicht«, sagte Mephisto beleidigt. Auf einmal bemerkte der Magier, dass ihm die Zähne klapperten, und er wickelte den Umhang wieder fest um sich. Die Zähne klapperten weiter.
»In Ordnung«, sagte Mallory. »Wissen Sie, wo die Lakaien des Grundys sind?«
»Sie verüben Verbrechen,
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