Justin Mallory 01 - Jäger des verlorenen Einhorns
und Hiroshima. Ich war es, der Idi Amin erklärte, wie er seine Macht ausüben sollte, der die Kerker Paraguays entworfen hat, der Neville Chamberlain davon überzeugte, seinen Mitmenschen zu vertrauen.« Er unterbrach sich und starrte Mallory direkt in die Augen. »Und doch habt ihr überlebt und seid gewachsen und gediehen, denn mein Gegenspieler rastet niemals. Ich puste die Erreger der Kinderlähmung in den Wind, und er leitet Jonas Salk die Hand. Ich wandere über die Schlachtfelder und peinige die Verwundeten, und er verwandelt Brotschimmel in ein magisches Elixier. Ich metzle die Satten dahin, und er nährt die Darbenden. Das Gleichgewicht existiert nach wie vor - aber damit es auch dabei bleibt, brauche ich den Rubin.«
»Nein.«
»Aber wieso nicht?«, fragte der Grundy, rammte frustriert die Faust an die Wand und erzeugte Brandspuren auf dem zersplitterten Verputz. »Ich habe dir die Lage erklärt! Sicherlich erkennst du doch die Notwendigkeit!«
»Betrachte es als soziales Experiment«, sagte Mallory. »Ich denke, wenigstens eine Welt hat die Chance verdient, ohne deine spezielle Idee von Gleichgewicht zu überleben.«
Der Grundy seufzte und schüttelte den Kopf. »Dann wird ein anderes Wesen auftauchen und meinen Platz einnehmen.«
»Vielleicht«, räumte Mallory ein, »aber darüber zerbreche ich mir nicht den Kopf. Ich konzentriere mich nur auf das, was ich in der Hand habe - und ich habe den Rubin in der Hand.«
»Ich habe Möglichkeiten, ihn dir abzunehmen!«, sagte der Grundy drohend.
»Davon bin ich überzeugt«, sagte Mallory. »Sie werden dir aber nichts nützen. Wenn ich mich nicht um halb fünf und danach jede Stunde bei Felina melde, werden weder du noch ich den Stein je wiedersehen.«
»Du würdest dein Leben opfern, um mir den Rubin vorzuenthalten?«
Mallory starrte den Dämon gelassen an. »Du wirst mich nicht umbringen, solange du eine Chance siehst, ihn in die Hand zu bekommen, also warum hörst du nicht damit auf, mir zu drohen?«
»Ich habe überhaupt nicht den Wunsch, dich zu töten«, antwortete der Grundy. »Das würde nicht meinem Bestreben helfen, hier ein Gleichgewicht zu erzielen. In einer der Unordnung gewidmeten Welt scheinst du allein fähig, in den ungleichen Einzelteilen einen Sinn zu finden.« Er lächelte ironisch. »In Wahrheit, Mallory, sind meine Bedürfnisse und dein Charakter so beschaffen, dass wir zumindest in dieser Welt Bundesgenossen sein sollten.« Das Lächeln verschwand so schnell wieder, wie es aufgetaucht war. »Meine Natur zwingt mich jedoch, nach dem Stein zu suchen, und wenn du mir dabei im Weg stehst, werde ich dich zerquetschen.«
»Nun«, wandte Mallory ein, »du scheinst Paradoxien zu mögen, also bedenke mal diese: Solange ich dir im Weg stehe, besteht eine Chance, dass du letztlich an den Rubin gelangst - und in der Sekunde, in der du mich niederstreckst, geht er dir für immer verloren.«
»Dann werde ich dich jeden Tag in jeder Minute im Auge behalten«, versprach der Grundy. »Macht übt eine heimtückische, verhängnisvolle Anziehungskraft auf alle Wesen aus, und dieser Rubin ist gestaltgewordene Macht. Früher oder später wird er dich anziehen, und dann schlage ich zu.«
»Bleibe mir nicht zu dicht auf den Fersen«, sagte Mallory ironisch. »Gib der Versuchung eine Chance.«
»Du hast dich als würdiger Gegner erwiesen«, sagte der Dämon aufrichtig. »Es wird mir leidtun, dich umzubringen.«
»Dann verzichte darauf.«
»Gib mir den Rubin und ziehe ungefährdet deines Weges.«
»Wenn meine Welt auf geradem Weg zur Hölle fährt, dann tut sie es ohne deine Hilfe«, entgegnete Mallory entschieden. »Außerdem«, ergänzte er, »würdest du mich, falls ich dir den Stein gäbe, in meinem Manhattan aus den gleichen Gründen jagen und umbringen, aus denen du mich hier bewunderst.«
Der Grundy lächelte und zeigte dabei wahrhaft eindrucksvolle Eckzähne. »Du bist ein sehr kluger Mann, Mallory. Ich bezeuge dir Ehre!«
»Wie schneide ich im Vergleich zu deinem Gegenspieler in dieser Welt ab?«, fragte Mallory und erwiderte dabei das Lächeln.
»Es ist mir nicht gegeben, die Identität des Gegenspielers zu kennen, andernfalls brächte ich ihn um.« Auf einmal starrte er den Detektiv forschend an. »Sogar du könntest es sein.«
»Das ist nicht sehr wahrscheinlich«, wandte Mallory ein. »Ich bin gerade erst hier eingetroffen.«
»Aber mein Gegenspieler folgt geheimnisvollen Wegen. Er könnte dich benutzen, genau wie ich die Rubine
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