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Justin Mallory 03 - Mallory und der Taschendrache

Justin Mallory 03 - Mallory und der Taschendrache

Titel: Justin Mallory 03 - Mallory und der Taschendrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Resnick
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ändert sich jedoch fortlaufend. Ich war das Biest von Belgrad, das Biest von Borneo, das Biest von Beijing, das Brasilianische Biest … suchen Sie es sich aus, und ich war es mal.«
    »Und warum verstecken Sie sich?«, wollte Mallory wissen.
    »Ich habe seit Jahren keine Zeitung mehr gelesen«, erklärte der Mann. »Woher sollte ich wissen, dass irgendjemand, der sich das Biest von Bagdad nennt, heutzutage als guter Junge gilt? Ich bin vor zwei Wochen in den Ring gestiegen und habe dem Hübschen Henry ein Auge ausgedrückt – das Glasauge; wir sind Freunde, und ich möchte ihn ja nicht verletzen –, kaute auf seinem Ohr und warf einen Metallstuhl nach seiner Großmutter, die am Ring saß, nur die üblichen Sachen, wissen Sie? Der Ringmanager kam jedoch anschließend zu mir in die Garderobe und erklärte mir, wenn ich das Biest von Bagdad sein wollte, dürfte ich keine Augen mehr ausdrücken und nicht mehr beißen und treten, weil Bagdad heutzutage unser Freund ist. Also kämpfte ich letzte Woche auf faire Weise gegen das Mongolische Monster – und ich dachte, mein eigener Fanclub würde mich umbringen. Sie haben noch nie im Leben so viele blutrünstige kleine alte Damen gesehen!«
    Zwei ältere Damen in bedruckten Kleidern stimmten ein Geschrei an und bedrohten sich gegenseitig mit Hutnadeln; eine von ihnen erklärte ihre Loyalität zum Tollen Tschechen, während die andere immer wieder kreischte, dieser gehörte nicht in dieselbe Liga wie der Liebenswerte Lukas.
    »Mal sehen, ob ich das auch richtig verstanden habe«, sagte Winnifred, die sich bemühte, nicht auf die beiden alten Damen zu achten. »Ihre Fans sind sauer, weil Sie nicht gegen Regeln verstoßen haben?«
    »Oder irgendwelche Köpfe eingeschlagen«, sagte das Biest. »Sie begreifen nicht, dass alles nur gespielt ist, dass während einer x-beliebigen Woche nicht mehr als zwei oder drei Wrestler tatsächlich im Ring sterben. Na ja, okay, zu Halloween sind die Dinge ein wenig außer Kontrolle geraten, und wir alle dachten zu Thanksgiving, die Axt des Geifernden Gustav wäre nur eine Attrappe, aber wir sind nicht darauf aus, uns gegenseitig umzubringen – na ja, die Meisten von uns nicht –, und mein Fanclub möchte das einfach nicht akzeptieren.«
    »Aber Sie sind doch ein riesiger, muskulöser Kerl – also warum verstecken Sie sich vor einem Haufen kleiner alter Damen?«
    »Stellen Sie sich doch siebzig aufgebrachten Frauen entgegen, die Hutnadeln schwingen, und sehen mal, wie Ihnen das gefällt!«, sagte das Biest verbittert. »Außerdem möchten sie jetzt alle ihre Weihnachtsgeschenke zurück – das M-16, die Streckbank, die AK-47, das Schnappmesser, die Säureflasche, all die Sachen, die sie mich im Ring benutzen sehen wollten –, und um die Wahrheit zu sagen, habe ich das ganze Zeug verpfändet, um mehr Gedichtbände zu kaufen. Sie bringen mich um, wenn sie das erfahren!« Er riskierte einen Blick aufs Kassenhäuschen, wo einige Frauen ihn seltsam musterten. »Verraten Sie mich bitte nicht!«
    »Das tun wir nicht«, versprach ihm Mallory. »Aber was suchen Sie eigentlich hier, wenn Sie gar nicht antreten?«
    »Den Gehaltsscheck für den Kampf von letzter Woche abholen«, antwortete das Biest. »Dann geht es auf eine nette, abgelegene Insel mit Keats, Shelley, Frost und Milton. Ich gebe den Leuten ein oder zwei Jahre Zeit zu vergessen, und dann trete ich als der Vehemente Venezolaner wieder an … oder wäre das zu gebildet?«
    »Nur ein wenig«, fand Mallory.
    »Wie wäre es mit der Terror von Teheran?«
    »Sehen Sie sich einfach, ehe Sie Ihr Come-back feiern, ein oder zwei Nachrichtensendungen an, um mitzukriegen, auf wen wir gerade sauer sind«, empfahl ihm Mallory. »Dann finden Sie schon den richtigen Namen.«
    »Dort, wo ich hinfahre, haben sie nicht mal Elektrizität.«
    »Das klingt idyllisch«, bemerkte Winnifred. »Warum überhaupt zurückkehren?«
    »Ich vermisse den Ruhm.«
    »Ist es ruhmvoll, ein böser Bube zu sein?«, fragte Mallory.
    »Wenn ich den Anständigen Anselm auf die Matte geworfen habe und zehntausend kleine alte Damen kreischen ›Wirf ihn zum Fenster raus!‹ … na ja, das ist einzigartig.«
    »Ja, das denke ich auch«, sagte Winnifred angewidert.
    In diesem Augenblick ging eine kleine alte Dame an ihnen vorbei. Sie reichte dem Biest eine Notiz und setzte ihren Weg zum Kartenhäuschen fort. Er öffnete den Zettel, und ein Lächeln breitete sich in seinem Gesicht aus.
    »Was ist das?«, fragte Mallory.
    »Das war

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