Justin Mallory 03 - Mallory und der Taschendrache
zweihundert Meter Entfernung. Mallory blickte forschend in die Dunkelheit und entdeckte schließlich einen stetigen Wellenschlag im Wasser, der sich ihnen eindeutig näherte.
Nach weiteren dreißig Sekunden konnte er die Gestalt einer muskulösen Frau erkennen, deren Arme und Beine mit Fett eingerieben waren und deren Badekappe einen Union Jack zeigte. Sie hielt direkten Kurs auf das Boot.
»Halt dort!«, rief eine kräftige Frauenstimme. »Seid ihr von der Match? «
»Verzeihung?«, fragte Mallory.
»Der Paris Match «, sagte sie. »Ihr wisst schon – der Zeitschrift!«
»Ich fürchte, nein.«
»Verdammt!«, sagte die Schwimmerin, die jetzt längsseits kam. »Na ja, seht ihr irgendwelche Pressevertreter in der Nähe?«
»Außer uns ist niemand in der Nähe«, antwortete Mallory.
»Und siebenundzwanzig Billionen und dreiundsiebzig Fischen«, ergänzte Felina hilfreich.
»Haben Sie mit der Presse gerechnet?«, fuhr Mallory fort.
»Natürlich«, sagte die Frau. »Jedes Mal, wenn man den Ärmelkanal durchschwimmt, erwartet man, am Ziel von der Presse empfangen zu werden.«
»Den Ärmelkanal?«, wiederholte Mallory.
»Okay, okay«, sagte sie gereizt. »Ich weiß, dass ich ein bisschen vom Kurs abgekommen war, aber in Brisbane haben sie mir genau gesagt, wo es langgeht.«
»Nicht so genau, wie Sie dachten«, sagte Mallory. »Wir sind hier in New York.«
»Sind Sie sicher?«, fragte sie. »Es riecht hier genauso wie in Liverpool.«
»Nicht mehr so sicher wie bei meiner Ankunft«, antwortete Mallory, »aber ziemlich sicher.«
»Verdammt!«, sagte die Frau. »Ich bin die ganze Schwimmerei allmählich leid.«
»Ich helfe Ihnen gern ins Boot.«
»Oh, das kann ich nicht machen«, entgegnete sie. »Das wäre nicht cricketmäßig. Wohl kaum das, was man als Brite tut.« Sie unterbrach sich. »Na ja, ich muss weiter. Hier Wasser zu treten ist eine totale Kraftvergeudung. Ist Maggie Thatcher immer noch Premierministerin?«
»Ich fürchte, nein«, antwortete Mallory.
»Was für eine Schande! Welchem Briten vertraut sich Ronald Reagan heutzutage an?«
»Kaum noch jemandem, seit er gestorben ist«, erklärte Mallory.
»Du meine Güte!«, sagte sie. »Wer steht dann noch der Sowjetunion entgegen? Ich sehe am besten zu, dass ich mich vom Acker mache«, fuhr sie fort. »Ich bleibe nur so lange in Frankreich, bis ich der Presse ihre Interviews gegeben und im Maxim zu Abend gegessen habe, und wenn wir dann die Falklandinseln noch nicht abgetreten haben, schwimme ich vielleicht dort hinunter und helfe aus.«
»Kann ich irgendetwas für Sie tun?«, fragte Mallory.
»Richten Sie der New Yorker Presse meine Entschuldigung aus«, sagte sie und entfernte sich jetzt. »Ich enttäusche sie nur ungern, aber ich muss wirklich zusehen, dass ich nach Frankreich komme. Ich hoffe, im Maxim haben sie ein Soufflee. Ich bin den Fisch ganz schön leid.«
»Das sind meine Fische!«, schrie ihr Felina nach, aber die Schwimmerin war schon außer Hörweite.
»Jedes Mal …«, begann Mallory.
»Jedes Mal?«, fragte Jeeves neugierig.
»Jedes Mal, wenn ich denke, dass ich dieses Manhattan allmählich verstehe, passiert so etwas.«
»Dieses Manhattan?«
»Egal. Sollte ich versuchen, es zu erklären, bekämen wir beide nur Kopfschmerzen.«
»Ich habe keine Kopfschmerzen, Schatz«, sagte das Handy.
»Ich dachte, wir würden nicht mehr miteinander reden«, sagte Mallory.
»Ich vergebe dir«, sagte das Telefon.
»He!«, zischte Felina und starrte wütend auf Mallorys Hose. »Es ist meine Aufgabe, ihm zu vergeben!«
»Sieh zu, dass du die Puppe loswirst«, sagte das Telefon. »Ich warte auf dich.«
Einige Minuten später legten sie an, und Mallory zog das Telefon hervor.
»Ich möchte dieselbe Nummer wählen wie zuvor«, sagte er.
»Küss mich erst«, verlangte das Telefon.
»Ich habe keine Zeit für diesen Unsinn.«
»Kein Kuss, kein Anruf«, schmollte das Telefon.
Mallory steckte das Telefon in die Tasche zurück und betrat einen nahen Drugstore.
»Haben Sie ein Telefon?«, fragte er den Goblin hinterm Ladentisch.
»He!«, meldete sich das Handy zu Wort. » Ich bin ein Telefon!«
»Ich möchte eines, das mir keine Widerworte gibt«, sagte Mallory.
»Hätten Sie nicht lieber ein Kondom?«, fragte der Goblin und starrte Mallorys Hose an.
»Nein«, entgegnete Mallory.
»Sind Sie sicher?«, hakte der Goblin nach. »Ich habe noch nie eines reden gehört. Wenn Sie ein ausreichend freundschaftliches Verhältnis mit dem Ding
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