Justin Mallory 03 - Mallory und der Taschendrache

durchscheinenden Barriere reflektiert worden, die die Besucher im Dunkeln gar nicht gesehen hatten.
    »Was hindert sie daran, einfach wegzufliegen?«, erkundigte sich Mallory bei Jeeves.
    »Ich weiß nicht«, antwortete der Gremlin.
    »Ich dachte, du wärst der Drachenexperte.«
    »Ich bin der Taschendrachen experte«, erläuterte Jeeves.
    »Seht nur«, sagte Joe und deutete auf das Hinterbein eines nahen Giganten. Es war angekettet.
    »Ich frage mich, wie sie es geschafft haben, ihm das anzulegen«, überlegte Mallory.
    »Wahrscheinlich haben sie ihm einfach Salz auf den Schwanz gestreut, sodass er sich eine Minute lang nicht mehr bewegen konnte«, sagte Joe.
    »Ich denke, das funktioniert nur bei Faunen, nicht bei Zehn-Tonnen-Drachen«, wandte der Detektiv ein.
    »Es funktioniert auch bei Faunen nicht«, sagte Winnifred. Sie wurde lauter. »Können wir hier bitte etwas Hilfe haben?«
    Auf einmal ging in einem kleinen Haus an der Rückseite des Geländes das Licht an, und ein Troll im Nachthemd kam daraus zum Vorschein.
    »Wir haben geschlossen«, sagte er gereizt.
    »Das Tor stand offen.«
    »Die Tatsache, dass ich nachlässig bin, gibt Ihnen nicht das Recht, hier einzudringen und mich zu wecken«, erklärte der Troll.
    »Wir müssen ein paar Fragen stellen«, sagte Mallory.
    »Kommen Sie morgen zurück, und ich beantworte sie Ihnen gern.«
    »Wir brauchen die Antworten jetzt.«
    »Na ja, ich brauche meinen Schlaf jetzt«, sagte der Troll.
    »Joe?«, fragte Mallory. »Kannst du ihn ermuntern, etwas hilfsbereiter zu sein?«
    Der Goblin nahm eine Karatehaltung ein, bewegte die Hände in rascher Folge vor und zurück und stieß einige einschüchternde Schreie aus.
    »Tut mir leid«, sagte der Troll. »Ich spreche kein Französisch.«
    »Ich denke, wir bleiben bei unseren klassischen Methoden«, sagte Mallory. »Felina, wenn er unsere Fragen nicht beantwortet, gehört er ganz dir.«
    Felina grinste, trat vor und zückte die Krallen. »Bitte antworte nicht«, sagte sie.
    »Vielleicht war ich voreilig!«, räumte der Troll prompt ein. »Was möchten Sie wissen?«
    »Wir suchen nach einem Drachen, der seit heute Nachmittag vermisst wird. Wie viele Neuankömmlinge hatten Sie?«
    »Nun, mal sehen«, überlegte der Troll. »Daisy ist zurück.«
    »Daisy?«
    »Das große Mädchen dort links. Sie bringt immer wieder ihre Wärter um und kommt her, weil sie das Fressen liebt, das wir hier ausgeben.« Er schüttelte traurig den Kopf. »Sie würde uns allen eine Menge Ärger ersparen, indem sie einfach die Wärter fräße.«
    »Drachen sind eindeutig gedankenlose Kreaturen«, sagte Mallory. »Was wir suchen, ähnelt Daisy nicht im Mindesten. Wir suchen einen Taschendrachen, der heute Nachmittag verschwunden ist. Elf Zoll Schulterhöhe.« Er holte das Foto hervor, aber es war zu dunkel, als dass der Troll irgendetwas darauf hätte erkennen können.
    »He, Percy!«, brüllte der Troll. »Wir könnten etwas Licht gebrauchen.«
    Ein weiterer riesiger Drache, der nicht ganz zwanzig Meter entfernt seinen Pferch hatte, brüllte und stieß eine strahlende Flamme aus, die fast bis zu Mallorys Gruppe reichte. Der Troll fand Zeit, das Foto zu betrachten, ehe die Flamme erlosch.
    »Danke, Percy«, sagte der Troll. »Er ist mein Liebling«, setzte er im Vertrauen hinzu. »Die süßesten kleinen fünfzehn Tonnen Liebe und Anhänglichkeit, die man je gesehen hat.«
    »Also, haben Sie heute einen Taschendrachen hereinbekommen?«, fragte Mallory beharrlich nach.
    »Drei davon, aber ich denke nicht, dass Ihrer dabei war.«
    »Macht es Ihnen etwas aus, wenn wir trotzdem nachsehen?«, fragte Winnifred.
    Der Troll warf einen schnellen Seitenblick auf Felina, die ihn anstarrte, ohne zu blinzeln, und deren Pupillen nur senkrechte Schlitze waren. »Ganz und gar nicht! Gestatten Sie mir, Ihnen die Tiere zu zeigen.« Er führte sie zu den kleinen Gehegen. »Die ersten drei.«
    Drei kleine Drachen liefen auf die Besucher zu und zeigten alle den Bitte-nimm-mich-mit-Blick.
    »Nun?«, wandte sich Winnifred an Jeeves.
    Der Gremlin schüttelte den Kopf. »Sie ist nicht dabei.«
    Mallory drehte sich zu dem Troll um. »Tut mir leid, Sie belästigt zu haben. Findet man noch weitere Drachengehege in Manhattan?«
    Der Troll schüttelte den Kopf. »Sie finden eines oben in Westchester, und ich denke, New Canaan drüben in Connecticut hat noch eines.«
    »Okay, danke«, sagte Mallory. Seine Gruppe verließ das Gehege durchs Tor. Er erwartete zu hören, wie es hinter