Justin Mallory 03 - Mallory und der Taschendrache
»Belle, du solltest lieber Recht behalten.«
»Das werde ich«, sagte das Telefon, »obwohl es dir nach so einem Kuss recht geschähe, wenn sie dich nur zu einer toten Katze führen würde.«
Felina unterbrach die Betrachtung der Schaufenster lange genug, um zu zischen.
»Sollte keine Beleidigung sein, Katzenmädchen«, sagte Belle. »Mach daraus einen toten Hund.«
»Na ja«, sagte Mallory, während sie sich dem Geschäft näherten, »man nennt sie die Drachenlady. Das zumindest klingt ermutigend.«
»Ich weiß nicht«, zweifelte Jeeves. »Das heißeste Mädchen, das ich je kannte, hieß Herman.«
»Klingt ganz danach, als wäre wenigstens einer von euch gänzlich verwirrt gewesen«, sagte Mallory.
Sie blieben vor der Ladenfassade stehen und stellten fest, dass die Fenster geschwärzt waren.
»Das gefällt mir nicht«, stellte Joe fest.
»Vermutlich dient es nur der Privatsphäre«, sagte Mallory. »Wenn du herkommst, um zu fragen, ob dich deine Frau betrügt oder wie die Chancen stehen, dass sie von deinen Plänen erfährt, sie zu betrügen, kann ein bisschen Privatsphäre nicht schaden. Und wenn die Drachenlady Tipps zu Pferderennen verkauft, dann möchte man verhindern, dass jemand mit einem Fernglas oder Teleskop hereinsieht und mitliest, während du den Namen aufschreibst oder in der Racing Form markierst.«
»Nichtsdestotrotz gehe ich am besten als Erster hinein«, sagte Joe und zog erneut sein Schwert.
»Du wartest hier«, mahnte Mallory. »Felina, du auch. Und gehe nicht weg!«
»Ja, John Justin«, sagte sie mit einem katzenhaften Lächeln.
»Ich meine es ernst!«
»Ja, John Justin.«
»Kann ich dir vertrauen?«
»Ja, John Justin.«
»Ich konnte dir heute Nachmittag nicht vertrauen«, sagte er. »Was hat sich seitdem verändert?«
»Ja, John Justin.«
Mallory seufzte und wandte sich zu Jeeves um. »Du kommst mit mir.«
»Ich?«, fragte der Gremlin erschrocken.
»Wir suchen nach deinem Drachen«, gab Mallory zu bedenken. »Falls die Drachenlady etwas darüber erfahren muss – die Gewohnheiten, worauf das Tier reagiert, alles, was sie nicht einfach einem Foto entnehmen kann –, dann bist du es, der es ihr sagen muss. Es sei denn, sie wäre auch Gedankenleserin – dann braucht sie nur einen Blick und erfährt alles, was sie wissen muss.«
»Was, wenn da drin Schurken nur darauf lauern, sich auf dich zu stürzen?«, erkundigte sich Joe.
»Ich beschütze ihn«, antwortete Belle.
»Wie?«, fragte Joe.
»Wenn alle Stricke reißen, biete ich mich ihnen für die Befriedigung ihrer fleischlichen Gelüste an, während mein Süßer flieht.«
»Ich bin verblüfft«, warf Mallory trocken ein.
»Es törnt dich an, nicht wahr, Großer?«, fragte Belle.
Mallory ertappte sich bei der Hoffnung, die Drachenlady möge etwas nachhaltiger in der Wirklichkeit leben als die Mitglieder seiner Gruppe. Er öffnete die Tür, wartete, bis Jeeves eingetreten war, folgte ihm und drehte sich noch einmal zu Joe um.
»Sorge dafür, dass Felina nicht zu weit wegspaziert.«
»Ich kann meinen Posten vor der Tür nicht verlassen!«, protestierte der Goblin.
»Klar kannst du.«
Joe schüttelte den Kopf. »Niemand tritt hier ein, ehe du nicht wieder herauskommst.«
»Joe, das ist ein Geschäft. Jeder darf hier eintreten.«
»Oh. Klar.« Dann: »Warum darf ich dann nicht hinein?«
»Es ist ein kleiner Laden; du trägst Schwert und Dolch, und ich möchte, dass sie sich ganz auf den Drachen konzentriert.«
»Du meinst, ich jage ihr vielleicht Angst ein?«, fragte Joe hoffnungsvoll.
»Möglich ist alles«, räumte Mallory ein, hielt es jedoch insgeheim für ebenso wahrscheinlich, dass sie vielleicht vor Lachen umfiel und sich dabei verletzte.
»Klingt vernünftig«, sagte Joe. »Ich bleibe mit dem Katzenmädchen hier draußen.«
Mallory schloss die Tür hinter sich und stellte fest, dass er und Jeeves sich in einem kleinen düsteren Zimmer aufhielten, erhellt nur von einem halben Dutzend Kerzen. Ein kunstvoll geschnitzter Schreibtisch und Stuhl standen an der hinteren Wand, und drei weniger eindrucksvolle Stühle waren davor aufgereiht. Etliche gerahmte Bilder hingen an der Wand, aber es war zu dunkel, um sie zu erkennen.
»Setz dich«, wies der Detektiv Jeeves an.
»Wo?«, fragte der Gremlin.
»Du hast drei leere Stühle und einen Fußboden zur Auswahl«, sagte Mallory. »Wie schwer kann diese Entscheidung schon fallen?«
Jeeves zuckte die Achseln und setzte sich auf einen Stuhl. Mallory nahm auf dem
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