Justin Mallory 03 - Mallory und der Taschendrache
Eastminster, nur einen Pokal und ein Schleifchen. Und wir wissen, dass es kein Geld bringt, den Drachen zu stehlen; man kann Flauschie nicht verkaufen, weil man sie zu leicht erkennt. Wo also ist hier Geld zu holen?«
Winnifred sah verwirrt aus. »In Ordnung – wo?«
»Bei Wetten auf den Ausgang!«, antwortete er. »Wir sprechen schon den ganzen Abend lang in diesen Begriffen, ohne auch nur daran zu denken: Flauschie ist die Favoritin, Carmelita die zweite Wahl und so weiter.«
»Aber das ergibt doch keinen Sinn, John Justin«, sagte Winnifred stirnrunzelnd. »Der Grundy besitzt die Titelverteidigerin, nicht wahr?«
»Ja.«
»Und wäre Flauschie nicht gemeldet worden, wäre dann die Chimäre des Grundy die haushohe Favoritin gewesen?«
»Sehr wahrscheinlich«, antwortete Mallory. »Nein, streich das. Mit Sicherheit wäre sie es.«
»Dann erkenne ich es einfach nicht«, sagte Winnifred. »Wenn Flauschie die klare Favoritin war und Brody ihre Entführung vorgetäuscht hat, damit er auf jemand anderen wetten kann, dann wird Carmelita eine so haushohe Favoritin, wie es Flauschie vorher war. Wie kann er sich dann mehr Profit versprechen, indem er auf sie setzt?«
»Ich habe die Antworten noch nicht«, wandte Mallory ein. »Aber ich habe verdammt sicher vor, sie zu finden.«
»Wie?«
»Ich werde mit dem Mann reden, der meine Fragen beantworten kann – meinem Buchmacher.«
KAPITEL 17
02:06 U HR BIS 02:33 U HR
Joey Chicagos Three-Star Tavern sah aus, als gehörte sie in die 1950er. Manche Gäste waren gekleidet, als wüssten sie gar nicht, dass es nicht mehr die 1950er waren.
Mallory und seine Gruppe traten ein. Die Wand wurde gesäumt von einer Reihe mit Leder verkleideter Nischen. Dazu kamen einige Tische, zwei Flipper und eine lange Theke mit lederbezogenen Barhockern, die schon bessere Tage gesehen hatten. Die Wand hinter der Theke war mit Fotos großer Amerikaner geschmückt: Babe Ruth, Al Capone, Man o’War und die Wollüstige Vanessa.
Der Detektiv wandte sich an Joe. »Such dir eine Nische oder einen Tisch, und setz dich mit dem Gremlin dorthin, bis ich dich rufe oder dir sage, dass es Zeit wird zu gehen.«
»Und wenn er zu fliehen versucht?«, fragte Joe.
»Das würde mich sehr unglücklich stimmen«, antwortete Mallory.
Joe lächelte und tätschelte den Griff seines Schwerts. »Nicht so unglücklich, wie es ihn machen würde«, versicherte er dem Detektiv.
»Joey«, wandte sich Mallory an den Mann hinterm Tresen, »gib meiner Freundin hier …« Er deutete auf Felina. »… etwas Milch.«
Joey Chicago schnitt eine Grimasse. »Wenn du Milch willst, geh in eine Molkerei.«
»Hast du Sahne für einen Brandy Alexander?«
»Ah, Brandy Alexander«, sagte ein kleiner Mann am Tresen. »Ihr gebührt ein Platz in der Ruhmeshalle der Stripteasetänzerinnen. Ich kannte sie gut. Und oft. Was für eine dufte Puppe!«
»Ich muss dir das komplette Getränk in Rechnung stellen«, sagte Joey Chicago.
»Das ist okay. Felina, trinke, was dir der Mann gibt, und versuche, dich zu benehmen.«
»Wie kommt es, dass du mir nie eine leichte Aufgabe gibst?«, beklagte sie sich.
»Okay, hier kommt eine leichte Aufgabe. Geh ohne die Sahne auf die Straße hinaus, und warte dort auf mich.«
»Ich benehme mich«, sagte sie und ging zum Tresen. »Gib mir einen Großen.«
»Sprichst du jetzt von Getränken oder Katern?«, wollte Joey Chicago wissen.
»Ja«, sagte Felina mit einem katzenhaften Lächeln.
Mallory sah sich um und entdeckte den Mann, den er suchte: Größe und Gewicht normal, gekleidet in einen weißen Anzug und ein schwarzes Seidenhemd, mit silbernem Schlips, einem schwarzen Einstecktuch in der Brusttasche, einem Strohhut im Februar und zweifarbigen Schuhen, die aussahen, als müsste man an den Sohlen Spikes erwarten. Der Detektiv und Winnifred gingen zur dritten Nische hinüber und setzten sich ihm gegenüber.
»Hallo Harry«, sagte Mallory. »Erlaube mir, dir meine Partnerin vorzustellen, Winnifred Carruthers.«
Harry der Buchmacher tippte sich an den Hut. »Erfreut, Sie kennen zu lernen, Ma’am. Jeder Freund von Mallory ist …« Er überlegte kurz. »… ein Freund von Mallory.«
»Ich habe viel von Ihnen gehört«, sagte Winnifred und streckte die Hand aus.
Harry betrachtete die Hand forschend, stellte fest, dass sie kein Geld hielt, und entschied sich, sie zu ignorieren. »Ich würde kein Wort von dem glauben, was die Bullen sagen, Ma’am«, empfahl er. »Ihre Fantasie ist zügellos.« Er
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