Justin Mallory 03 - Mallory und der Taschendrache
hat man es mir erzählt.«
»Na ja, das gilt auch für Hundeausstellungen«, erklärte Harry. »Und ich glaube mich zu erinnern, dass vor einigen Monaten das Gerücht kursierte, die Chimäre des Grundy wäre trächtig und könnte nicht an der Ausstellung teilnehmen, und eine oder zwei Wochen lang stieg ihre Quote auf vierzig zu eins, bis sich das Gerücht als falsch erwies.«
»Na und?«, fragte Mallory. »Morgen ist sie klarer Favorit.«
Harry schüttelte den Kopf. »Bei einer normalen Wette hättest du Recht. Setzt du aber dein Geld bei einer Frühbuchung, dann erhältst du die Quote, wie sie in dem Augenblick steht, an dem du setzt.«
»Selbst wenn sie von vierzig zu eins auf eins zu eins sinkt?«, fragte Winnifred.
»Sogar dann«, bestätigte Harry. »Falls sie sich jedoch ein Bein bricht oder aus allen Wettkämpfen zurückzieht oder sogar stirbt, bleibst du auf deiner Wette hängen.«
»Wenn unser Klient also wusste, dass die Chimäre nicht trächtig war«, sagte Mallory, »ja, wenn er das Gerücht sogar selbst in Umlauf brachte und dann seinen Einsatz über eine Frühbuchung regelte, dann erhält er trotzdem eine Auszahlungsquote von vierzig zu eins, falls sie morgen den Sieg erringt?«
»Das ist richtig.«
Mallory schrieb Brodys Namen auf eine Serviette und schob diese über den Tisch. »Kannst du herausfinden, ob dieser Typ irgendwo in der Stadt oder sogar außerhalb eine große Summe auf Carmelita gesetzt hat, die Chimäre des Grundy?«
»Das erfordert Arbeit, aber ich kann es schaffen – für, sagen wir mal, die Hälfte deines Vorschusses?«
»Nur die Hälfte? Du hast wirklich ein großes Herz, Harry«, sagte Mallory bitter.
»Du verwechselst ihn mit einem menschlichen Wesen«, mischte sich Gently Gently Dawkins vom Tresen her ein. »Er ist aber ein Buchmacher.«
»Aber ein Buchmacher mit Herz, wie du angedeutet hast«, sagte Harry. »Zu diesem Zweck nehme ich auch einen Schuldschein.«
»Ich zahle bar«, entgegnete Mallory, zückte die Brieftasche und zählte fünf Hunderter von den tausend Dollar ab, die Brody ihm gegeben hatte. »Aber damit ist es erledigt. Kein Zuschlag später.«
»Das ist sehr seltsam«, fand Harry. »Die Sterne haben nicht in ihrem Lauf gestoppt, und die Flüsse fließen nicht bergauf, und doch bist du im Besitz von fünf Hunnis, und es sieht aus, als hättest du sogar noch mehr davon. Es bereitet mir echte Schmerzen, diesen Vorschlag zu unterbreiten, aber vielleicht solltest du einfach aussteigen, solange du noch vorne liegst.«
Ein fürchterliches Krächzen ertönte von der Rückseite des Raums.
»Was war das? «, fragte Winnifred nervös.
»Oh, das ist nur Dead End Dugan«, erklärte Dawkins. »Das ist auch einer von Harrys Lakaien.«
»Er klingt fürchterlich«, sagte sie.
»Er unterscheidet sich von Benny Fifth Street und mir darin, dass er tot und etwas größer als ein Berg ist, aber ansonsten gleichen wir einander wie ein Ei dem anderen.«
»In sehr wenigen Eierkartons findet man Zombies«, bemerkte Mallory.
»Na ja«, fuhr Dawkins fort, »um der Wahrheit die Ehre zu geben, so hat er sich einem Dasein als Zombie noch nicht ganz angepasst. Zum Beispiel weist ein Zombie keinen Stoffwechsel auf, um Nahrung und Getränke zu verarbeiten, aber Dugan mampft ständig eine Pizza oder schenkt sich am Tresen einen Old Peculier ein.«
»Faszinierend«, sagte Mallory, der ganz und gar nicht fasziniert war. Er wandte sich an Harry den Buchmacher. »Okay, kannst du gleich damit anfangen?«
»Das dauert vielleicht einige Zeit«, gab Harry zu bedenken. »Wir haben mehr als zweihundert örtliche Buchmacher, und das, noch ehe wir den Fluss nach New Jersey überqueren oder nordwärts nach Connecticut fahren, und natürlich ist da immer noch Vegas.«
»Ich brauche die Information vor morgen Nachmittag«, sagte Mallory.
»Du kannst mit folgendem anfangen«, sagte Harry. »Das dickste Buch mit Frühbuchungen führt in dieser Stadt Hot Horse Hennigan drüben an der Ecke Habgier und Völlerei.«
»Hot Horse Hennigan«, wiederholte Mallory. »Verstanden. Ich brauche bald ein paar Namen mehr.«
»Wenn du vielleicht deiner Partnerin gestatten würdest, mir zu helfen …«, schlug Harry vor. »Wenn wir beide Telefone bemannen, oder zumindest ich eines bemanne und sie eines befraut, erledigen wir diese Arbeit doppelt so schnell.«
»Ich weiß nicht«, sagte Mallory. »Dann ist mein Team unterbesetzt.«
»In welcher Hinsicht unterbesetzt?«, fragte Harry. »Wir finden schon
Weitere Kostenlose Bücher