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Justin Mallory 03 - Mallory und der Taschendrache

Justin Mallory 03 - Mallory und der Taschendrache

Titel: Justin Mallory 03 - Mallory und der Taschendrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Resnick
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sich in diesem Augenblick aus verschiedenen Teilen. Sie ragte beinahe drei Meter hoch auf und hatte vier lange, sehnige Arme an jeder Rumpfseite. Die Beine waren biegsam, wiesen aber keine Gelenke einer Art auf, wie Mallory sie je bei einem Menschen oder Tier gesehen hätte.
    Der Kopf war ein großes Oval mit einem einzelnen, durchdringenden blauen Auge, einer über zehn Zentimeter langen Greifnase, nicht unähnlich einem Elefantenrüssel, und einem roten Schlitz als Mund. Die Gestalt wirkte androgyn, aber Mallory fasste sie allein aufgrund der schieren Körpergröße als männlich auf. Zwei Schlangen und drei Ratten, die auch gerade dem Flur folgten, nahmen beim ersten Anblick des Neuankömmlings Richtung Treppe Reißaus.
    Winnifred zielte mit der Pistole auf die Brust der Kreatur. Dugan schien unbeeindruckt, aber andererseits beeindruckte ihn ohnehin nichts. Felina legte damit los, sich gewissenhaft einen Unterarm zu lecken.
    »Warum dringt ihr in meine Privatsphäre ein?«, wollte die Kreatur wissen. Der Mund vermochte es kaum, die Worte zu bilden, und die Stimme glich beinahe einem Knurren.
    »Ist dies dein Haus?«, fragte Mallory.
    »Das ist es – und ihr seid nicht eingeladen.«
    »Wir sind Detektive und suchen nach anderen, die nicht eingeladen wurden.«
    »Welche Bedeutung hat das für mich?«, fragte die Kreatur.
    »Du scheinst auf Besucher keinen Wert zu legen«, sagte Mallory. »Wir entfernen sie von deinem Grundstück.«
    »Warum sollte ich euch nicht jetzt gleich umbringen und dann die anderen Eindringlinge finden und mit ihnen das Gleiche tun?«
    »Weil ich inzwischen siebenundzwanzig Verstöße gegen Bauvorschriften entdeckt habe«, mischte sich Belle unvermittelt ein, »und ich habe schon eine Verbindung zum Gericht, während wir hier reden. Solltest du auch nur einen Finger gegen den umwerfenden Adonis heben, der gerade mit dir redet, dann bringe ich den Richter dazu, den Abriss dieses Haufens Backsteine noch vor Sonnenuntergang anzuordnen.«
    Die Kreatur starrte Mallory an. »Deine linke Lunge redet mit mir«, stellte sie fest.
    »Ich würde an deiner Stelle ihren Worten glauben«, entgegnete Mallory.
    »Ich denke, sie blufft«, wandte die Kreatur ein und trat einen weiteren Schritt vor. Winnifred zielte mit der Pistole weiter auf sie.
    »Hast du einen Schlafplatz für den Fall, dass sie nicht blufft?«, fragte Mallory.
    »Ich habe dieses Haus seit zweihundert Jahren nicht verlassen.«
    »Wozu dann das Risiko eingehen?«, fragte Mallory. »Gestatte uns, nach dem Mann zu suchen, dem wir auf den Fersen sind. Wenn wir ihn finden, schaffen wir ihn vom Grundstück; wenn nicht, gehen wir ohne ihn. So oder so sind wir dann wieder fort, und das Haus bleibt stehen.«
    Die Kreatur starrte ihn eine ganze Minute lang an und nickte schließlich einmal. »Ihr dürft nachsehen.«
    »Danke«, sagte Mallory.
    »Tatsächlich werde ich euch helfen. Es ist ein sehr großes Haus, und manche Zimmer liegen nicht in dieser Dimension.«
    »Noch mal danke.«
    »Hast du einen Namen?«
    »Mallory. Und das sind Oberst Carruthers, Dead End Dugan und Felina.«
    »Und ich bin Fernando Grazi.«
    »Das klingt sehr nach dem Namen eines Menschen«, bemerkte Mallory.
    »Warum sollte er auch nicht?«
    »Hast du in jüngster Zeit mal in den Spiegel geblickt?«
    »Beurteilst du alle Leute, denen du begegnest, nach ihrem Äußeren?«, fragte Grazi.
    »Weitgehend«, räumte Mallory ein.
    »Das ist seltsam«, fand Grazi. »Du siehst gar nicht wie ein Narr aus.«
    »Du hast schließlich gedroht, uns umzubringen«, sagte Mallory.
    »Er kann mich nicht umbringen«, wandte Dugan hilfreich ein.
    »Die meisten von uns«, korrigierte sich Mallory.
    »Und verteidigen Menschen ihren Besitz nie gegen bewaffnete Eindringlinge?«, fragte Grazi.
    »Das ist ein Argument«, räumte Mallory ein. Er zögerte und fragte dann: »Warum bist du seit zweihundert Jahren nicht aus dem Haus gegangen?«
    »Weil du nicht der einzige Mensch bist, der dem, womit er nicht vertraut ist, mit Misstrauen und Furcht begegnet. Dieses Haus wurde meine Zuflucht, kurz nachdem General Washington die Briten von der Insel Manhattan vertrieben hatte. Ich dachte, das Land hätte Frieden, aber in den zurückliegenden Jahren höre ich nachts Schüsse. Sind die Briten zurückgekehrt?«
    »Nein«, sagte Mallory. »Das sind sie nie. Na ja, zumindest seit 1812 nicht mehr.«
    »Wer ist dann unser neuer Feind?«
    »Wir selbst.«
    »Eine Revolution?«, fragte Grazi.
    »Das Verbrechen«,

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