Justin Mallory 03 - Mallory und der Taschendrache
antwortete Mallory.
»Du machst mir nicht gerade Mut, mein Haus zu verlassen.«
»Du hast hier mehr Sicherheit«, pflichtete ihm Mallory bei.
Eine Tür ging knarrend auf, und ein nichtmenschlicher Kopf blickte finster zu ihnen heraus, knurrte etwas Unverständliches und verschwand wieder in den Winkeln seines dunklen Zimmers.
»Möglicherweise hast du hier mehr Sicherheit«, korrigierte sich Mallory.
»Beginnen wir mit der Suche«, schlug Grazi vor. »Nach wem suchen wir?«
»Vor allem einem Drachen mit elf Zoll Schultergröße. Ein Mensch begleitet ihn, ein großer kräftiger Kerl mit zwei Hörnern am Schädel.«
»Mir fällt auf, dass du keine Schwierigkeiten hast, ihn als Menschen zu bezeichnen«, sagte Grazi.
»Das ist ein Argument«, räumte Mallory ein.
»Können wir anfangen?«, fragte Winnifred.
»Ja«, sagte Grazi.
»Nur eine Minute«, bat Mallory. Er wandte sich an Dugan. »Gehe die Treppe hinunter, und warte an der Vordertür. Niemand verlässt dort das Haus, solange ich es nicht sage. Verstanden?«
»Ja.«
»Okay, los geht’s.«
»Folgt mir«, sagte Grazi, während sich Dugan der Treppe näherte. Grazi ging mit erstaunlicher Anmut, wenn man seinen Körperbau bedachte, den Flur entlang und blieb vor einer Tür stehen. »Meine Bibliothek«, verkündete er, öffnete die Tür und führte sie in den Raum, der angefüllt war mit alten modrigen Bänden.
»Viel Shakespeare«, stellte Mallory fest.
»Und Chaucer«, ergänzte Winnifred. »Wenn man deine Vorliebe für britische Autoren bedenkt, bin ich überrascht, dass du keinen Dickens hast.«
»Wer war das?«, wollte Grazi wissen.
»Das weißt du wirklich nicht?«, fragte sie erstaunt.
»Wenn er nach 1800 geschrieben hat, konnte ich unmöglich von ihm wissen«, entgegnete Grazi.
»Sollten wir den Drachen hier finden, schicke ich dir einen Satz seiner Bücher zum Dank für deine Hilfe«, sagte Winnifred.
»Das weiß ich zu schätzen«, sagte Grazi. »Das sind alles hervorragende Schriftsteller, aber man kann nach mehr als zweihundert Jahren der immergleichen hervorragenden Schriftsteller müde werden.«
Er führte sie dann in ein Schlafzimmer, wo die Möbel dreißig Zentimeter über dem Fußboden schwebten, der Spiegel eine endlose Vielzahl an Tieren zeigte, die nie auf der Erde existiert hatten, und das Fenster Ausblick auf einen strahlend gelben Himmel bot, der erfüllt war von explodierenden blauen Sternen.
»Die neunte Dimension«, erklärte er.
»Das wirkt sehr verwirrend«, bemerkte Winnifred.
»Die vierzehnte ist schlimmer«, sagte Grazi.
»Inwieweit?«, fragte Mallory zweifelnd.
»Die Ursache folgt der Wirkung, man riecht Farben und sieht Musik, und der Galaktische Gerichtshof hat das Gesetz der Schwerkraft mit acht zu drei Stimmen aufgehoben.«
Die nächste Dreiviertelstunde verbrachten sie damit, jedes Zimmer des Herrenhauses zu durchsuchen, die Kammern, Schränke, Truhen, jede Stelle, an der sich Brody und Flauschie verstecken könnten, aber sie standen anschließend mit leeren Händen da.
»Ich schätze, unsere Informationen waren falsch«, sagte Mallory, als sie wieder den oberen Treppenabsatz erreichten. »Tut mir leid, dass wir dich belästigt haben.«
»Es liegt so viele Jahrzehnte zurück, dass ich zuletzt Gesellschaft hatte«, sagte Grazi. »Ich frage mich …«
»Ja?«
»Wenn dein Fall abgeschlossen ist, möchten du und der Oberst dann vielleicht eines Abend zu einem Whistspiel vorbeikommen?«
»Wir wären geehrt«, sagte Winnifred.
»Und du vergisst auch nicht, etwas von diesem Nachwuchsschriftsteller mitzubringen – diesem Dickens?«
»Ich vergesse es nicht.«
»Ich verabscheue es, gleich loszustürmen, aber wir müssen nach wie vor einen Drachen finden«, sagte Mallory.
»Viel Glück«, wünschte ihnen Grazi.
»Wir werden es brauchen. Langsam wird die Zeit knapp.«
Mallory, Winnifred und Felina stiegen die Treppe hinab und verließen das Haus durch die Vordertür.
»Niemand ist hier hinein- oder herausgegangen, nicht wahr?«, fragte Mallory, als sie sich Dugan näherten.
»Richtig«, antwortete Dugan. »Ich habe deine Anweisungen befolgt und ihnen gesagt, dass sie die Hintertür nehmen müssen.«
»Erkläre das!«, blaffte Mallory.
»Du sagtest, niemand dürfte das Haus durch die Vordertür verlassen; als sie es versuchten, habe ich sie aufgehalten und sie angewiesen, die Dienstbotentür in der Küche zu nehmen.«
»Wen hast du angewiesen?«
»Den Mann mit dem Drachen«, antwortete Dugan.
»Ich
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