Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Juwel meines Herzens

Juwel meines Herzens

Titel: Juwel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cheryl Howe
Vom Netzwerk:
damals im »Quail and Queen« arbeitete, erinnerte sie ihn an den Jungen, an den Mann, der er vielleicht geworden wäre, wenn er nicht mit vierzehn von zu Hause weggelaufen wäre. Damals hatte ihn eine seltsame Mischung aus jugendlicher Lust und dem Beschützerinstinkt eines heranwachsenden Mannes überkommen und ihn dazu getrieben, einen Gegner herauszufordern, den er niemals schlagen konnte. Die Belohnung für seine Dreistheit war ein Dolch in seiner Schulter gewesen.
    Hatte er fünf Jahre später etwa Dankbarkeit dafür erwartet? Ja, vielleicht. Vielleicht hatte er auch gehofft, sie hätte erkannt, dass ihr Vater ein Lügner gewesen war und sie nur benutzt hatte. Sogar um sich Nolans Gehorsam zu sichern. Bellamy hatte gedroht, in der Öffentlichkeit Gerüchte über den Aufbewahrungsort der Karte, über seine uneheliche Tochter, zu streuen, sollte Nolan erneut versuchen, die Mannschaft zu verlassen. Beide, Bellamy wie Nolan, wussten zu diesem Zeitpunkt bereits, dass Captain Kents Karte nicht von jedermann gelesen werden konnte, sie beide eingeschlossen. Kent hatte seine kryptische Anleitung mit Geheimnissen verschlüsselt, in die er selbst seinen Enkelsohn nicht eingeweiht hatte. Die Angst um Jewel und was aus ihr werden sollte, würde Bellamy seine Drohung wahrmachen, hatte Nolan eine Zeitlang in Schach gehalten, dann hatte sie für Bellamys turbulenten Untergang gesorgt.
    Nolan überflog noch einmal die Menge. Die wildesten Männer waren hier versammelt, aber seltsamerweise fühlte er sich inmitten der bewaffneten Piraten wohler als Angesicht zu Angesicht mit Bellamys Tochter. Mittlerweile umgab er sich von Zeit zu Zeit ganz gern mit den schlimmsten Subjekten, die sein ehemaliger Berufsstand zu bieten hatte, wenn auch nur, um sich zu beweisen, wie sehr er sich selber verändert hatte.
    Leider war die Narbe, ein Kennzeichen, das sich von Waylands Augenwinkel bis zu seiner Nasenspitze zog, in der Gruppe kein hervorstechendes Merkmal. Auch fehlende Augen und Nasen waren in den wettergegerbten Gesichtern nichts Ungewöhnliches. Piraterie führte naturgemäß dazu, dass die Körper der Männer ebenso abgenutzt wurden wie das Kopfsteinpflaster der Bay Street. Bellamy war eine Ausnahme unter ihnen gewesen. Sogar jetzt noch schien er überlebensgroß, wann immer Nolan an ihn dachte.
    Er trat an die Theke und bestellte ein Bier. Nachdem er einen wenig gentlemanhaften Schluck genommen hatte, wandten sich einige der feindseligen Blicke von ihm ab. Nolan lehnte sich an die Bar und ließ seinen Blick über die schwach beleuchteten Tische schweifen. In einer Ecke entdeckte er Wayland mit dem Rücken zur Wand. Ein Teil seines Gesichts lag im Schatten. Als er sich umwandte und Nolans Blick begegnete, brach sich das Licht in seinem Glasauge. Mit einem angedeuteten Nicken winkte der Pirat Nolan zu sich, der weitere zwei Bier bestellte, bevor er die Einladung annahm.
    Als Wayland ihn zur Begrüßung angrinste, registrierte Nolan, dass er seit ihrer letzten Begegnung noch mehr Zähne verloren hatte. »Hat mir gefallen, wie du hier hereingekommen bist, Kumpel. Der aufrechte Gang eines Captains.«
    Nolan setzte sich und plazierte einen Zinnkrug vor dem Piraten. »Da Ihr anscheinend wusstet, dass ich in Charles Town bin, nehme ich an, dass Ihr auch darüber informiert seid, wie ich hierhergekommen bin.« Er beugte sich nach vorne. Waylands künstliches eisblaues Auge war jetzt deutlich von seinem echten braunen zu unterscheiden. Das so hervorstechende Glasauge war Waylands teuerster Besitz. Nolan hatte mit angesehen, wie er es einem unglücklichen Opfer entwendet hatte. Die meisten Männer, unter ihnen auch Piraten, bekreuzigten sich, wann immer sie in das sonderbare Auge sahen. Nolan war erleichtert, dass er sich gerade noch daran erinnert hatte, und bei seinem Anblick nicht zurückgezuckt war.
    Wayland betrachtete ihn. »Stimmt. Ich habe gehört, dass du im Besitz eines Schiffes und einer Besatzung bist. Der
Integrity.
Was hast du mit ihr vor?«
    Nolan wand sich aus seiner Jacke. Die drückende Hitze in dem geschlossenen Raum siegte über die Regeln des Anstands. »Ich habe an Freibeuterei gedacht. Der Krieg scheint unvermeidbar.«
    »Ein Freibeuter. Hm. Und deshalb nennst du dich nicht mehr Kent, sondern Kenton?«
    »Das war der Name meines Vaters.« Nolan hatte den Namen Kent schon so lange nicht mehr vernommen, dass er nun auch nicht mehr beschämt den Blick senkte. Die letzten Jahre, in denen er reuige Buße getan hatte, hatten

Weitere Kostenlose Bücher