Juwel meines Herzens
heute wissen. »Hat er gesagt, dass er nicht mehr kommen wird?«
Noch immer bearbeitete Nolan den Tisch mit seinen Fingern. »Nicht wirklich. Aber ich weiß, dass er es nicht tun wird.«
Jewels Argwohn, dass er ihr etwas im Zusammenhang mit Bellamy verheimlichte, verstärkte sich. »Ich kann mich noch gut an euren Streit erinnern, damals, als wir uns zum letzten Mal sahen. Ich werde kein Pfand sein, Nolan, niemals.«
Seine Lippen verzogen sich zu einem verächtlichen Lächeln. »
Du
erinnerst dich? Ich habe eine Narbe, die mich jeden verdammten Tag daran erinnert. Aber ich war nie derjenige, der dich zum Pfand gemacht hat.«
Jewels Hände verkrampften sich in ihrem Schoß, dann traf sie ihre Entscheidung. Sie war versucht, Nolans Angebot anzunehmen, doch allein die Tatsache, dass er jetzt hier war, zeigte ihr, dass es nicht so töricht gewesen war, wie sie befürchtet hatte, ihre Hoffnungen auf diese Schatzkarte zu setzen. »Du bekommst nicht den kleinsten Fetzen der Karte von mir, bevor ich nicht meinen Vater sehe.«
»Bellamy ist tot.«
Nolans fester Blick, die Art, wie er ihr in die Augen sah, wie sein Kinn zuckte, nachdem er die Worte gesprochen hatte, all das waren Zeichen, dass er die Wahrheit sagte. Ein taubes Gefühl breitete sich von den Fingerspitzen bis in ihre Haarwurzeln aus, während ihr Blick von Nolans harten Augen gefangen war. Sie konnte nicht einmal mehr blinzeln.
Der Gedanke, dass er etwas mit dem Ableben ihres Vaters zu tun haben könnte, schoss ihr durch den Kopf, aber die nicht zu leugnenden Emotionen in seinen Augen vertrieben die Idee schnell. Wie könnte er ihr auch gegenübertreten, wenn er dafür verantwortlich wäre?
Als sie die Nachricht begriff, war es keine Trauer, die sie zuvorderst fühlte. Man trauert um einen Menschen, den man kannte oder der zu plötzlich gestorben war. Das, was Jewel spürte, war viel mehr als das. Es war der Verlust eines Teils von ihr selbst, einem Teil, der nie die Chance bekommen hatte, ihren Vater kennenzulernen. Bellamy Leggett war gestorben, ohne ihr mehr als eine einzige Stunde seiner Zeit zu schenken. Eine heiße Träne rollte ihre Wange hinab. Das heiße Gefühl auf ihrem Gesicht brachte sie zurück in die Gegenwart.
»Wie ist er gestorben?«
Nolan richtete sich auf. »Es tut mir leid.« Seinen Blick hatte er starr auf ihre gefalteten Hände gerichtet, und sein sanfter, einfühlsamer Ton zerrte mehr an ihren Nerven als es seine Wut getan hatte. »Ich wollte es dir ersparen. Er ist auf See gestorben.«
Schnell wischte sie sich über die feuchte Wange. »Hat er jemals von mir gesprochen?«
Nolan zögerte, bis ihr unerbittlicher Blick ihn zum Aufsehen zwang. Sie würde niemals einen Vater haben, doch wenn sie wüsste, dass sie in seinen Gedanken gewesen war, könnte sie vielleicht ehrlich um ihn trauern und über seinen Verrat hinwegsehen.
»Er hat oft von dir gesprochen. Er wollte dich zu sich holen, aber er hat ein gefährliches Leben geführt. Lass mich dir die Karte abkaufen. Es war Bellamys Wunsch, dass ich den Schatz finde.«
Endlich setzte die Trauer ein, auf die sie so lange gewartet hatte, aber sie machte den Schock nur schlimmer. Jewel hatte das Gefühl, dass ihr Leben niemals in Ordnung kommen, niemals in geordneten Bahnen verlaufen würde. Jetzt, da all ihre Kindheitsträume unwiderruflich von der Todesnachricht ihres Vater zerstört worden waren, hatte sie das Gefühl, ungesichert in der Luft zu hängen. Frei, ohne jeden Halt oder Schutz.
Nolan griff über den Tisch hinweg und nahm ihre Hand. »Lass mich dir helfen, Jewel.«
Das Gewicht seiner warmen Hand auf der ihren holte sie ins Jetzt zurück, gab ihr Grund zur vorsichtigen Hoffnung. Sie hob ihren Kopf. Aus seinen tiefblauen Augen sprach Ehrlichkeit. Niemand hatte sie je zuvor so angesehen. Es schien ihm ernst mit seinem Angebot zu sein. »Ich möchte mit dir kommen und den Schatz suchen.«
Ein lauter Knall! Beide fuhren erschrocken auf. Mit einer schnellen, schuldbewussten Geste zog Nolan seine Hand zurück, während Latimer Payne schon an ihnen vorbei und zur Tür hinausstürmte, ohne auch nur einen Blick zurück auf den Stuhl zu werfen, der bei seinem abrupten Aufbruch umgefallen war. Jewels Schicksal war besiegelt. Sie musste sich Nolan anschließen. Die einzige andere Möglichkeit, die sich ihr geboten hatte, war gerade eben aus ihrem Leben verschwunden. Jewel konnte nicht anders, als sich erleichtert zu fühlen.
Jeder Hauch von Mitgefühl war aus Nolans finsterem
Weitere Kostenlose Bücher