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Juwel meines Herzens

Juwel meines Herzens

Titel: Juwel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cheryl Howe
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selbst seinen Vater endgültig überzeugt, dass er wahrlich der Sprössling eines frommen Geistlichen und nicht der Enkel des berüchtigtsten Piraten des letzten Jahrhunderts war. Natürlich würde sich sein Vater jetzt trotzdem in seinem kürzlich geschaufelten Grab umdrehen. Wahrscheinlich konnte er es genauso wenig wie Wayland glauben, dass Nolan sein Erbe dazu benutzt hatte, sich ein Schiff zu kaufen, und sich nun der aufkeimenden Revolution anschließen wollte.
    Nolan hätte wahrscheinlich den Wunsch seines Vaters, die befleckte Geschichte seiner Familie zu verleugnen, auch noch über dessen Tod hinaus befolgt, wäre er nicht auf das abgenutzte Buch mit Ledereinband über Okkultismus unter seinen Habseligkeiten gestoßen. Falls auf dem Umschlag jemals ein Autor oder ein Titel zu lesen gewesen war, so war beides schon lange nicht mehr entzifferbar. Im Innenteil war der Druck so verblasst und verschmiert gewesen, als habe jemand Stunde um Stunde darüber gebrütet und wäre mit dem Finger immer wieder darübergefahren. Die Tatsache, dass sein inbrünstig frommer Vater eine Schrift besessen hatte, die von einer mystischen Verbindung zwischen der Astrologie und verschiedenen Alphabeten handelte und Anmerkungen in seiner eigenen Handschrift an den Rändern trug, konnte Nolans Meinung nach nur eins bedeuten: Auch er hatte an der Hinterlassenschaft des berüchtigten Captains mehr als nur vages Interesse gehabt.
    »Und wie kommst du an deinen Kaperbrief?« Waylands unmissverständlich angewiderter Ton ließ keinen Zweifel daran, was er von Freibeutern im Allgemeinen hielt. Nachdenklich legte er einen Finger an seinen Kopf und fixierte Nolan mit seinem gesunden Auge. »Aus England vielleicht? Hast du deshalb deinen Namen geändert? Kriechst du der verdammten Krone etwa in den Arsch, damit sie möglichst schnell vergisst, dass sie vor nicht allzu langer Zeit einen Kent gehängt hat?«
    »Nein«, Nolan nahm einen Schluck aus seinem Krug, »ich erinnere mich noch gut daran, was die englischen Gerichte meinem Großvater angetan haben. Für sie würde ich nie in See stechen, selbst wenn sie mich in Ketten legten und mich zwängen. Der Kaperbrief wurde mir von Massachusetts versprochen. Ich werde ihn in den nächsten Tagen erhalten.«
    »Aber Massachusetts ist kein Land! Für mich hört sich das alles verdächtig nach Piraterie an, Kumpel.« Wayland beäugte Nolan skeptisch.
    Der junge Mann zwang sich, vor dem älteren keine Schwäche zu zeigen. Vielleicht durchfuhr ihn ein angenehmer kleiner Kitzel bei diesem Nachgeschmack seines alten Lebens, aber die Schrecken der vergangenen Tage waren in der Übermacht. Sie bereiteten ihm noch immer Alpträume. Er brauchte sich nur daran zu erinnern, wie Bellamy den Fuß eines Kapitäns an das Deck genagelt hatte, als dieser die schwarze Flagge nicht schnell genug hatte hissen lassen, dann überkam Nolan schon ein Schauer.
    »Ihr meint brutale Gewalt, Folter, Tod? Aber das ist das Letzte, wonach mir der Sinn steht. Ich gebe zu, dass ich mich wieder der Verlockung des Meeres ergeben habe, aber Ihr müsstet eigentlich wissen, was ich von der Piraterie halte. Und von Bellamys Methoden.«
    »Pah. Bellamy war nicht schlimm. Schau dir doch mal die anderen an. Außerdem musste er zeigen, dass er der Anführer war, wenn er überleben wollte. Er hat keine der Frauen getötet, die er vergewaltigt hat. Hat sie alle an Land gebracht, wie ein echter Gentleman. Zum Teufel, ich wette, er musste die Hälfte von ihnen noch nicht einmal zwingen – viele der vornehmen Damen kamen zu ihm und haben schlichtweg darum gebettelt.«
    Nolan schüttelte den Kopf und starrte ausdruckslos in sein Bier. Als er nach seiner Zeit mit Bellamy zu seinem Vater zurückgekehrt war, hatte dieser ihn kaum ansehen können. Er nahm an, sein Sohn hätte bei jedem grausamen Verbrechen mitgemacht, das den Piraten angedichtet wurde. Seinem Vater, Nolans Großvater, wurde nachgesagt, dass er neben der üblichen Beute auch Frauen von den Handelsschiffen geraubt hatte. Wenn sie ihren Zweck erfüllt hatten und plötzlich nach mehr Aufmerksamkeit verlangten, als sie es wert waren, wurden sie über Bord geworfen, und er ließ sie ertrinken oder tischte sie den Haien als ein wahres Festmahl auf.
    »Freibeuter folgen anderen Regeln. Wir nehmen nur die Schiffe ein, die uns unser Kaperbrief genehmigt. Den Passagieren oder der Besatzung besagter Schiffe Schaden zuzufügen, liegt nicht in unserem Interesse.« Nolan blickte auf und sah Waylands

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